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Ist Miley Cyrus' Nacktkonzert eine gute oder eine schlechte Idee?

Ganz ehrlich… wer will schon ständig unabsichtlich fremde Pimmel berühren?

Die Woche begann für alle Playboy-Abonnenten mit einer grausamen Nachricht: Künftig soll es keine Nacktbilder mehr im für Nacktbilder prominenter Frauen bekannten Magazin Playboy geben—jedenfalls im Mutterland USA, die deutschsprachige Version ist sich nach wie vor den Wünschen ihrer Leser bewusst. Das Ganze würde ja auch in etwa so viel Sinn wie koffeinfreier Kaffee oder ein neues Metallica-Album machen—aber selbst für so etwas Ressourcenverschwendendes existiert ja immer eine fleißige Käuferschaft. Wenn es jemanden gibt, der die scheinbar weit verbreitete Vorliebe für nackte Frauenkörper ganz gut nachvollziehen kann, dann ist das die Queen of Heimwerker-Pop: Miley Cyrus.

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Das einstige Disney-Sternchen hat schon längst die gläsernen Schuhe eingeschmolzen und in eine Bong verwandelt—eben weil sie darauf Bock hatte. Mit dem gleichen Elan hatte sie auch ihr Ende August erschienenes neues Album Miley Cyrus & Her Dead Petz aufgenommen, für das sie nicht die millionenschwere Unterstützung ihrer Plattenfirma wollte, sondern das (überraschend gute) Ding zusammen mit der Psychedelic-Rock-Band Flaming Lips für rund 50.000 Dollar zusammengeklöppelt und kostenlos rausgehauen hatte. Ziemlicher Punk-Move, um die Musik wieder mehr in den Vordergrund zu stellen. Nebenbei wurde Miley vegan, engagierte sich für Obdachlosen- und LGBTQI-Stiftungen und ist lautstarke Verfechterin der Initiative #FreeTheNipple: Frauen sollen ihre Nippel immer und überall zeigen können, ohne dass sich die Welt ekstatisch wichsend darüber aufregt.

A photo posted by Wayne Coyne (@waynecoyne5) on Oct 13, 2015 at 9:14am PDT

Textilfrei ist also absolut kein Problem mehr für die 22-Jährige, aber jetzt lebt sie ihre nudistische Ader in einem sehr viel intimeren Umfeld aus: Mindestens ein Konzert ihrer Miley Cyrus & Her Dead Petz-Tour soll im hautfarbenen Lichte erstrahlen, es dürfen sich entweder Chicago, Detroit, Washington DC, New York, Philadelphia oder Boston auf eine ganz besondere Show freuen. Denn alle, sowohl sie selbst und die Flaming Lips, als auch das komplette Publikum sollen ihre Sachen im Backstage und der Garderobe lassen, um genau so, wie sie aus dem Mutterleib gesprungen kamen, zu tanzen. Warum eigentlich? Weil ein Video für den Song „Milky Milky Milk“ gefilmt werden soll. Daher werden auch alle Anwesenden mit „weißem Zeug“, dass wie Milch aussehen soll, besprüht. Macht ja bei dem Titel auch Sinn.

Einerseits hat die Vorstellung von hunderten nackten Menschen, die mit Sperm… ähm, milchartiger Flüssigkeit vollgespritzt werden etwas familiär Vertrautes. Und irgendwie ist es ja auch total aufregend, als Fan oder liebeskranker Creep dem entblößten Idol so nah zu sein. Ein ganzer Club singt lauthals „Your tongue milking me so hard“ und erfreut sich an der fleischigen Uniformität. Das ist doch mal was anderes als eine effekt -und reizüberladene Bangerz-Show.

Aber andererseits… verdammt, wer will schon ständig unabsichtlich fremde Pimmel berühren? Kleidung ist auf Konzerten immerhin ein willkommener Schutz gegen unliebsamen Kontakt mit fremden Menschen, deren Berührungen schon durch ihr rhytmisches Rumwackeln zum Kotzen ist. Zumal es durchaus sein kann, dass es da den ein oder anderen Typen gibt, dem die gute Stimmung ein bisschen zu gut gefällt und jetzt anderen Menschen „unabsichtlich“ gegen den Hintern pikst.

Die ganze Aktion ist eine gute Idee, solange man ein ähnlich dickes Fell wie Miley hat und der eigenen Schamgrenze die Zunge rausstreckt. Aber sie ist auch eine schlechte Idee, weil man manchen Menschen wirklich nicht so nahe sein will und sich das Ganze lieber von Zuhause aus anschaut. Dann gerne auch nackt.