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You Need to Hear This

The Acid machen einfach alles richtig

The Acid ist das neue Bandprojekt von Ry X, Adam Freeland und Steve Nalepa. Diese Woche kommt ihr Debütalbum—eins der besten Debüts der letzten Zeit.

Womit beginnt man einen Text über The Acid? Mit den erstaunlich künstlerischen Videos, dem wunderbar minimalistischen Artwork, diesem beeindruckenden Debütalbum oder gleich mit dem Fazit: Dass diese Band einfach alles richtig macht, was sie richtig machen kann?

Schwierig. Es ist unter Schreibern allgemein bekannt, dass es sehr viel leichter ist, etwas zu verreißen, als etwas zu loben. Aber wir können es ja mal versuchen.

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Hinter dem rauschenden Namen The Acid verbergen sich der amerikanische Produzent Steve Nalepa, der britische DJ und Produzent Adam Freeland und der australische Elektro-Singer/Songwriter Ry Cuming aka Ry X. Alle drei für sich haben sich schon einen Namen gemacht, allen voran natürlich Ry X, der mit seiner Berlin-Hymne einen beachtlichen Internet-Hype auslöste. Adam Freeland ist dank seiner progressiven Breakbeats vor allem in seiner britischen Heimat ein gern gesehener und gut gebuchter DJ, während Steve Nalepa wohl eher den Experten ein Begriff sein wird—er hält sich als Produzent, Komponist und Dozent bisher eher im Hintergrund.

Bei The Acid passiert nun etwas, das tatsächlich in der Musik eher die Ausnahme ist—drei völlig unterschiedliche Typen mit den verschiedensten Hintergründen starten etwas vollkommen Neues. Das klingt nach Klischee und Musikjournalisten-Blabla, ist in diesem Fall aber wahr. Ry darf sich so gerade genug Verheultheit bewahren, um den Hörer zu rühren, aber eben nicht so viel, wie bei seinen Solo-Stücken. Adam Freeland bringt genau die richtige Menge an abseitigen, leicht verschwurbelten Rhythmen ein und Nalepa unterlegt das Ganze mit verträumten Synthies, die dich sanft weggleiten lassen. Dazu entwickeln alle zusammen starke Melodien, die sich tief in dein Gehirn arbeiten und sich dort so schnell auch nicht wieder verabschieden werden.

Noch beeindruckender an dem Debütalbum Liminal ist, dass The Acid trotz der auf den ersten Blick sehr entspannten, ruhigen Songs immer wieder eine Tanzbarkeit entwickeln. Diese ist vielleicht zu versteckt für den Club, aber am schönsten tanzt es sich eh allein zuhause im Wohnzimmer. Macht euch einfach mal den Song „Ghost“ an und ihr wisst, was ich meine.

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The Acid triggern musikalisch Assoziationen an Radiohead, Caribou oder Mount Kimbie. Die Songs sind mit durchschnittlich fünf Minuten Länge immer etwas zu lang für Radio-Popsongs und verlieren sich immer wieder im besten Sinne in ihren eigenen Klanglandschaften. Dazu kommen die dezent eingesetzen Hintergrund- und Störgeräusche: Vögel zwitschern, Lederjacken knartschen, Grillen zirpen. The Acid haben ihre Songs teilweise mit dem iPhone aufgenommen, natürlich nur vorläufig, aber was eigentlich als Demo-Version gedacht war, wirkte dann so lebendig, dass es doch auf dem Album landete.

Lebendigkeit ist das Leitmotiv von The Acid, Lebendigkeit und das Fallenlassen in den Klängen. Live verschwinden die drei im Widerschein ihrer Visuals—klar, hier geht es nicht um Personen, sondern um die Musik. Der Konzertbesucher sollen sich hingeben, im Zusammenspiel der projizierten Bilder und der Musik verlieren. Das gilt im Grunde auch für die Musikvideos, das Albumlayout, die Bildsprache der Pressebilder. The Acid sind eine visuelle Band, nichts ist zufällig, alles genauestens durchdacht.

Die Regie zu den ersten beiden Videos „Basic Instinct“ und „fame“ führte Ry X zusammen mit dem kalifornischen Filmemacher Dugan O’Neal. Beide Videos sind düster-melancholische Slow-Motion-Elogen, wunderschöne Bilder, die eine Geschichte erzählen, die einen ergreift, auch wenn man sie nicht wirklich versteht. Auch hier: fallen lassen, zurücklehnen, genießen und nicht hinterfragen.

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Das Album Liminal erscheint an diesem Freitag und ihr solltet es euch wirklich kaufen. Live machen sich The Acid erstmal rar, aber ihr könnt sie auf dem Haldern Pop Festival oder auf dem Berlin Festival sehen.

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