FYI.

This story is over 5 years old.

Thump

Der Klugscheißer-Guide für Kopfhörer

Kopfhörer sind niemals nur Kopfhörer. Zumindest On-Ear-Kopfhörer sind ein Statement—ob nun in modischer oder akustischer Hinsicht.

Foto via Flickr | J E Theriot | CC BY 2.0

Zumindest On-Ear-Kopfhörer sind immer auch ein Statement – ob nun in modischer oder akustischer Hinsicht. In Kreisen selbsternannter Musikkenner und Genrefaschisten entscheiden sie über den ersten Eindruck, über Plan und kein Plan und somit letztendlich über Tod oder Leben. Da es aber tatsächlich nicht viel mehr als einen guten Kopfhörer braucht, um sich in erwähnten Kreisen Eindruck zu verschaffen, liefern wir dir hier unseren Guide zu Kopfhörern und verraten, was du als Träger folgender Modelle über dich und deinen Bezug zur Musik erzählst.

Sennheiser HD25 und AIAIAI TMA

Du bist DJ – oder du wärst gern einer. Immerhin sind es die Sennheiser HD25, die du an jedem Wochenende auf den Ohren deiner Helden an den Decks erblickst. Genau wie der Beats-Jünger bist du dir nicht zu schade, mindestens 150 Euro für einen Kopfhörer auszugeben. Der HD25 sitzt bombenfest auf den Ohren, klingt satt und kristallklar, weshalb er auch von Tontechnikern in Funk und Fernsehen genutzt wird. Die Wärme von Hifi-Sound kann dir getrost gestohlen bleiben. Du willst Musik genau so, wie sie aus der Maschine kommt, eiskalt, analytisch. 1988 kam der erste HD25 auf den Markt, das Ding ist eine Ikone in der elektronischen Musik – und du weißt das. Wenn der HD25 das Oldschool-Modell schlechthin ist, ist der AIAIAI TMA das ebenbürtige Modell der Newschool: klingt ähnlich präzise, wenn auch bassbetont, spielt in der gleichen Preisklasse und ist robust, sieht mit seinem minimalistischen Look aber deutlich stylischer aus. Was wie immer bleibt, ist die elendige Diskussion um Newschool vs. Oldschool. Übrigens: Wenn du schon einen auf Klang-Experten machst, dann haben deine MP3s ja hoffentlich mehr als 128kBit/s, oder?

Anzeige

Foto via Flickr | Audio-Technica | CC BY-ND 2.0

Urbanears Plattan

Endlich gibt es einen Kopfhörer in allen Farben, garantiert auch in deiner liebsten. Und er klingt nicht annähernd so scheiße wie dein bisheriges Schrottding von WeSC. So oder so ähnlich hast du gedacht, als du den Urbanears Plattan zum ersten Mal in Händen gehalten hast. Das beliebteste Modell von Urbanears gibt es nämlich in zig Farben, außerdem macht sich das minimalistische Design super auf Selfies. Bonus: Das Hashtag „#urbanears" bringt massig neue Likes und Follower bei Instagram, in modebloggender Gesellschaft fühlt sich der Urbanears Plattan richtig wohl. Da kann man auch mal Kompromisse in Sachen Sound eingehen, zumal beim aktuellen Modell dank Bluetooth und Steuerung via Touch auch noch das Kabel entfällt. Manchmal kommst du beim Richten deiner Frisur an die Touchfläche, machst aus Versehen lauter oder leiser oder skippst den Lieblingstrack. Aber das ist ok, Musik ist nicht alles – auch nicht bei Kopfhörern. Praktischerweise bekommst du das Ding auch noch bei Urban Outfitters, wo du dich auch mit Klamotten und Vinyl eindeckst. Du Kulturbanause.

Beats by Dre.—Image über alles

Du bist cool, du bist angesagt, zumindest aber HipHop. Immerhin trägst du ein Produkt aus der Feder von Death—Row-Mastermind Dr. Fucking Dre – denkst du. Dabei hat dieser Mann genau eine Sache noch besser verstanden als HipHop: Marketing. Und für genau dieses Marketing bezahlst du je nach Modell 150 bis 300 Euro, obwohl es sich bei diesem Kopfhörer erwiesenermaßen um nicht mehr als einen Haufen billiger Teile im Wert von weniger als 16 Euro handelt. Nicki Minaj, Lil Wayne, Ty Dolla $ign, Azealia Banks, Chris Brown, Jessie J und andere Künstler platzieren bzw. deplatzieren vielmehr Beats-Produkte in ihren Videos, und bekommen dafür sicherlich ein Stück vom Marketingbudget und deinem Kleingeld. Selbst Mario Götze sitzt mit im Boot by Dre. Schade, dass du vor dem Kauf keine klanglichen Vergleiche mit anderen Kopfhörern aus gleicher Preisklasse angestellt hast, denn sonst hättest du gemerkt, dass fast jedes der Konkurrenzprodukte besser klingt.

AKG K518

Guter Sound muss kein Vermögen kosten, dessen bist du dir völlig bewusst. Daher fällt deine Wahl auf den AKG K518, der sich als kleiner Bruder des zuvor erwähnten Sennheiser etabliert hat. Klingt ebenfalls satt und verhältnismäßig sauber. Sein Vorteil: Er lässt sich sogar einklappen. Der AKG K518 zeugt davon, dass du in der Lage bist, das Gute im Günstigen zu erkennen, dickes Auftragen hast du nicht nötig. Warum der Sennheiser dann doch ein Stück mehr kostet, stellst du erst nach intensiver Nutzung fest. Denn durch ständiges Zusammenklappen leiert der Bügel langsam aus und die so praktischen Gelenke über den Ohrmuscheln fangen langsam aber sich an zu wackeln. Deine komplette Karriere als Musikhörer wirst du daher nicht mit diesem Modell bestreiten. Aber das ist nicht schlimm, der Preis ist günstig. Du holst dir einfach einen neuen.

Koss Porta Pro

Hauptsache es wummert! Der Koss Porta Pro ist einer der meistgehypten billigen Kopfhörer, weshalb er mancherorts für um die zwanzig Euro, woanders für über vierzig über die Ladentheke geht. Einem Kenner machst du damit allerdings nichts vor, in den Höhen und Mitten bleibt der Koss Porta Pro auf der Strecke. Entscheidender Nachteil ist zudem die offene Bauform, dank welcher du deine Sitznachbarn in Bus und Bahn mit einer schäbigen Version deines hoffentlich nicht ganz so schäbigen Musikgeschmacks versorgst. Deine heimliche Liebe zu Taylor Swift und Ariana Grande lebst du mit diesem Kopfhörer besser zu Hause aus. Aber Hauptsache es wummert, was?

Dieser Artikel ist vorab auf THUMP erschienen.

**

Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.