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Musiker, die ihr gehört haben müsst: Mozes and the Firstborn

Mozes and the Firstborn liefern uns eine fantastisch unbekümmerte Mischung aus Melodie und Abfuck—die europäische Antwort auf das Grunge-Revival um Ty Segall oder Mikal Cronin.

Wenn ich Musik höre, dann stelle ich mir manchmal vor, in welchen Situationen diese im Soundtrack meines Lebens auftauchen würde. Mozes and The Firstborn würden definitiv den Titeltrack zum verkaterten Morgen danach liefern. Kaffee in der Hand, Kippe an und auf dem Weg nach Hause die Kassette ins Autoradio gefummelt. Auf der Rückbank drei müffelnde Halbleichen, noch immer im Delirium zwischen den zuckersüßen Erinnerungen an die Damen und die Unmengen an Bier des Vorabends. Genau diesen Roadtrip haben Mozes and The Firstborn netterweise filmisch für mich schon umgesetzt.

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Aber eins nach dem anderen. Diese unbekümmert jugendliche Mischung aus Melodie und Abfuck stammt aus dem niederländischen Eindhoven und existiert in dieser Formation seit 2012. Sänger und einer der Gitarristen der Band Melle Dielesen schreibt seit 2010 Songs unter dem Namen Mozes and The Firstborn, welcher dem Zeichentrickfilmklassiker Der Prinz von Ägypten entstammt. Ein paar Demos mit dem Drummer Raven Aartsen und Bassisten Corto Blommaert wurden kurzerhand auf CD in einer 300er-Auflage selbstveröffentlicht.

Interessanterweise klopft dann das Label TopNotch an die Tür, das sich in unserem Nachbarland eher einen Namen für Veröffentlichungen aus dem HipHop-Segment gemacht hat. Dieser Umstand ist wahrscheinlich der traditionell starken niederländischen Crossover-Beziehung zwischen Rock und Rap seit Urban Dance Squad geschuldet. Da passt es auch ins Bild, dass deren ehemaliger Schlagzeuger den Firstborns als Produzent zur Hilfe stand. Doch wie sollte es bei der Garage-Rock-Combo anders sein, wurde das selbstbetitelte Debütalbum dem DIY-Ethos nach in Mutter Dielesens Keller selbstproduziert.

Die zwölf Songs des Albums klingen nach einer ordentlichen Portion Pubertät, Pickeln und skizzierten Penissen an Schulklos. Du hörst sofort den versifften Keller raus. Das Schlagzeug scheppert richtig gut auf 2 und 4, die Gitarren werden in ihrem verzerrten Frequenzgang ordentlich eingequetscht und darüber diese rotzende Stimme, die gerne mal mit unverständlichem Gebrabbel untermalt wird. Das ist die europäische Antwort auf das amerikanische Grunge-Revival rund um Ty Segall oder Mikal Cronin.

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Dieser Song „I Got Skills“ ist einer von der Coming-of-Age-Sorte, einer der lange braucht bis er sich ins kollektive Gedächtnis der Garage-Rock-Kultur eingenistet hat. Nicht weil er rhythmisch und harmonisch irgendwie kompliziert ist—ganz im Gegenteil, den Refrain hast du schon beim ersten Mal perfekt drauf. Nein, der Song ist bisher auf jeder der drei Veröffentlichungen von Mozes and The Firstborn gelandet, doch er wird erst dann ein richtiger Erfolg werden, wenn auch im Mutterland des Rotzrocks, der USA, die Hypemaschinen angeschmissen werden.

Nachdem man auf dem texanischen SXSW gespielt hat und für FIDLAR, die Growlers oder Unknown Mortal Orchestra den Support mimen durfte, hat zu ihrem Glück nun das amerikanische DIY-Label Burger Records angebissen: Pitchfork angehauen, USA-Tournee klargemacht und am 25. Februar noch mal als Kassette und Vinyl das Debütalbum in den Staaten veröffentlicht. Hoffen wir mal für Mozes and The Firstborn, dass sie das nächste Mal, wenn sie nach Europa kommen bestenfalls als amerikanische Band gehandelt werden, so dass sie die guten Slots auf den Festivals ernten. Ach ja, und wo wir gerade wieder beim Thema Kassette waren, „I Got Skills“ ist übrigens der Song bei dem die drei restbesoffenen Halbleichen auf der Rückbank meines Autos wieder zum Leben erwecken und anfangen mitzusingen: „Skiiills, I got skiiills, I got skiiiills to make it through your doorway“…

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Mozes and the Firstborns selbstbetiteltes Album europaweit via Siluh Records erschienen, kauft es bei iTunes oder Amazon.

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