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Festivalbesucherinnen werden im Internet zunehmend zu Sex-Objekten gemacht

Ein Subreddit sammelt fleißig Bilder von Frauen, damit User sich in den Kommentaren über die "Slut" auslassen können.
Foto: Screenshot via Reddit/FestivalSluts

Die letzten Wochen haben uns zwei Dinge ganz sicher gezeigt: Porno wird es immer geben, und Porno wird immer als Waffe eingesetzt werden. Ganze Subreddits haben sich auf einen Kreuzzug begeben, Promi-Nacktfotos im Internet verfügbar zu halten. 4Chan benutzt—reale und imaginäre—Pornobilder, um Frauen zu bedrohen, wenn sie unglaublich dreiste Forderungen stellen. Wie zum Beispiel die, nicht mehr ausschließlich als willenloses Sex-Objekt behandelt zu werden. Als Emma Watson ihre Rede vor den UN hielt und dabei Männer aufforderte, sich dem Kampf für feministische Ziele anzuschließen, reagierten User ganz logisch und drohten ihr damit, als Ausgleich (wofür?!) Nacktfotos von ihr zu veröffentlichen. Als Jennifer Lawrence sagte, dass sich jeder, der sich ihre geleakten Nacktfotos angeschaut habe, schämen sollte, lud sie jemand auf ihre Wikipedia-Seite. Das alles ist natürlich nichts Neues. Eine ganze Generation von jungen Männern ist mit dem Gedanken aufgewachsen, dass es okay ist, Nacktfotos ihrer Freundin im Internet zu veröffentlichen, wenn sie von ihr verlassen wurden.

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Es sollte also gar keine so wahnsinnige Überraschung sein, dass es ein Subreddit namens "Festival Sluts" gibt, in dem Fotos (von denen ein Großteil offensichtlich ohne Zustimmung der betreffenden Frauen gemacht wurden) veröffentlicht werden, um das größenteils männliche Internet zu befriedigen. Das Ganze begann 2012 und hat mittlerweile über 30.000 Subscribers. Die Posts tragen keine besonders überraschenden Namen ("Perfect Titties - Download 2014"; "Rolling and Horny at Electric Daisy Carnival") und es gibt—ebenso wenig überraschend—keine Beiträge mita abgebildeten Männern.

Auf manchen dieser Fotos präsentieren Frauen stolz ihren Körper, andere sind heimliche Aufnahmen ohne Zustimmung der Betroffenen. Letztlich ist das aber scheißegal: Man kann davon ausgehen, dass keine dieser Frauen im Moment der Aufnahme dachte, auf einem Board mit dem Namen "Festival Sluts" zu landen um als Wichsvorlage von anonymen Reddit-Usern zu diesen.

Der vorliegenden Fall zeigt wohl eh schon all die "normalen" Probleme mit Nacktfotos—zum Beispiel den komischen Glauben, es sei eine Frage von Freiheitsrechten, Fotos von Frauenkörpern zu veröffentlichen. Aber es gibt auch spezifische Dinge, die es sich lohnt, anzusprechen. Egal wie kommerzialisiert Festivals mittlerweile sein mögen, sie strahlen immer noch einen Rest von der freier Liebe und dem Eskapismus der Bewegung aus, in der sie einst geboren wurden. Ganz egal, was aus dem Burning Man, dem Glastonbury oder dem Nova Rock geworden ist: Irgendwie impliziert das alles noch die Idee, das es möglich sein muss, einen dreitägigen, hedonistischen Ausflug zu machen, bei dem man ich in Unterwäsche im Matsch wälzt. Und dass es OK ist, wenn dich Fremde in dem Moment sehen. Aber das funktioniert nur, wenn man in der Pose nicht für immer im Internet weiterlebt. Und diese Poster, die sich hinter ihren Bildschirmen verstecken, zerstören genau das.

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Wenig überraschend haben die Männer, die sich der Veröffentlichung von Fotos halbnackter Frauen im Internet verschrieben haben, gleichzeitig nicht viel für diese übrig. Jedes Fotos hat eine ganze Tonne von Kommentaren, die nichts anderes machen, als die Frauen auf den Fotos noch weiter zu demütigen. Zu einem Foto einer Frau, die auf dem Burning Man oben ohne herum läuft (nur zu Erinnerung: Das Burning Man will eigentlich eine technologie-freie und der modernen Welt ferne Zone sein, in der man sich nicht um seinen Körper sorgen muss), hat jemand nichts Besseres zu sagen als "Would so stick my dick in her sandy vag." Ein Kommentar unter einem anderes Foto, auf dem sich eine Frau einfach nur duscht und keine Ahnung hat, dass sie dabei fotografiert wird: "Just an attention whore with daddy issues?"

Ich gestehe, dass ich vor ein paar Jahren mal auf Facebook ein Foto gepostet habe, auf dem eine Frau jemand beim T In The Park einen Blowjob gab. Ich habe es zwar später gelöscht, aber in dem Moment habe ich das einfach als lustiges Foto gesehen und nicht darüber nachgedacht, dass das Ganze ja eigentlich in der Realität passiert ist und vielleicht auch Auswirkungen in dieser hat. Wir alle vergessen manchmal, dass nicht alles, was zufällig im Internet steht, zwingend auch dort stehen sollte. Einfacher gesagt: Bei Nacktfotos, die ohne die explizite Zustimmung, diese im Internet zu veröffentlichen, gemacht wurden, und die dann unter dem Tag "Sluts" gepostet werden, gibt es nicht viel zu denken. Das ist einfach falsch.

Pornografie wurde als Waffe eingesetzt. Das ist eine Linie, hinter die wir nicht zurück können. Aber es ist trotzdem eine Front, an der wir kämpfen können. Festivals müssen ein Ort sein, an dem Menschen sich sicher so bewegen können, wie sie wollen, und dabei nicht mit der ständigen Gefahr leben, am nächsten Tag im Internet zu landen. Festival-Organisatoren gehen relativ erfolgreich gegen Lagerfeuer und selbst mitgebrachte Getränke vor. Es ist Zeit, sich auch diesem Problem anzunehmen.

Wer hier einen Link zu dem Festival Sluts Subreddit sucht, wird ihn nicht finden. Aus offensichtlichen Gründen.