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Könnte es sein, dass Lana Del Rey einfach authentisch dumm ist?

Die Diskussionen darüber, ob Lana Del Rey authentisch ist oder nicht, oder ob sie dumm ist oder nicht, sollten endlich ein Ende haben.

Die Diskussionen darüber, ob Lana Del Rey authentisch ist oder nicht, ein berechnetes Konstrukt eines Majorlabels mit reichem Vater oder doch ein armes, sorgenschweres Mädchen aus einem Trailerpark, laufen schon, seit sie das erste Mal auf der Bildfläche erschienen ist. In erster Linie sind die Aussagen, die sie über sich selbst trifft, der Grund dafür, dass die Journalisten nachforschen oder -fragen wollen. Etwa wenn sie mal wieder etwas von sich gibt, das keinen Sinn ergibt. Was sehr häufig vorkommt. Aber auch der Fakt, dass LDR so perfekt in den Zeitgeist passt mit ihrer scheinbaren Coolness, Lebensgeschichte und spießigen Freizügigkeit bringt die Welt dazu, skeptisch über sie und ihre Authentizität zu diskutieren. So jemand muss einfach ein Konstrukt sein.

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Es wurden wirklich schon viele böse und unwahre Sachen über Lana geschrieben und sie fühlt sich von jedem Artikel, der erscheint, verraten und falsch interpretiert, egal ob diese eben eine ihrer Aussagen zitieren („I wish I was already dead“) oder ihre Herkunft und Authentizität in Frage stellen. Es scheint, als könnten die Leute Lana nicht so akzeptieren, wie sie ist, und suchen deswegen ständig nach etwas, das beweist, dass sie eben doch anders ist.

Dabei ist der Grund für alles, was die Welt an Lana nicht versteht, denkbar simpel: Lana ist offensichtlich einfach nur dumm und will gar nichts Großes aussagen oder darüber nachdenken, was sie sagt. Für viele Leute ist das schwer zu akzeptieren, wenn sie sich doch so sehr wünschen, dass eine erfolgreiche Frau eine feministische, politische oder kulturelle Aussage macht, oder wenn sie doch so große Fans ihrer Musik sind.

Genauso wie Journalisten oft versuchen, Lana in eine Ecke zu stecken, ihr irgendwelche bedeutenden Aussagen zu entlocken oder ihr mannigfache Kritik aufzudrücken, die sie durch ihr Auftreten an eine Masse weitergibt, verteidigen ihre Fans sie bis aufs Blut, wenn sie denn angegriffen wird (was sie ja ständig wird, die arme, arme Lana). Dann ist von Verschwörungen die Rede, von Missgönnern, der skandalsuchenden Presse oder aber sie wird mit „Sie ist cool, sie macht, was sie will“-Sprüchen über jede Kritik erhoben. Und das ist auch in Ordnung, Lana hält sich tatsächlich nur selten an die gewohnten Spielregeln im Musikbusiness (zum Beispiel Playback zu singen, wenn man denn nicht singen kann, oder in Interviews nachzudenken, bevor man redet), was erheblich interessanter ist als immer dasselbe politisch korrekte Promo-Gewäsch abzuliefern und nie etwas falsch zu machen.

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Was aber auch in Ordnung ist, ist, die Kunst zu mögen, ohne den Künstler zu mögen.

Denn auch aus Leuten, denen man normalerweise nicht angetan wäre, kommt manchmal etwas Hochwertiges heraus. Es gibt einen Grund dafür, dass viele Künstler mit ihr zusammenarbeiten wollen und so viele Menschen ihre Musik kaufen. Sie hat eben etwas, aber das ist nicht von irgendjemandem konstruiert, das ist nur sie, wie sie leibt und lebt. Selbst wenn die meisten denken, da stimmt etwas nicht, wenn sie erzählt, dass sie als Teenager jeden Tag Alkohol gesoffen hat, weil sie das cool fand, und sie gerne schon tot wäre, um mehr Fame zu haben, oder sie stupide Texte singt wie „I fucked my way up to the top“, besteht noch immer die Möglichkeit, dass das ganz einfach die Wahrheit ist und dahinter nicht mehr und nicht weniger verborgen ist. Zufällig passt diese Frau gut in die junge Generation, in der alles anders, ironisch und oberflächlich ist, aber mit einer tiefen Message, die manchmal schwer herauszufinden ist. Bei Lana fehlt diese. Das merkt nur niemand, weil jeder ihr eine andere andichtet.

Wichtigstes Indiz, warum ich das denke: Sie sagt das selbst in jedem Interview, das ich gelesen habe, in dem ihr irgendein tieferer Sinn unterstellt wird. Nur hört ihr nie jemand zu. Und wenn doch, dann sind das Hater oder der Guardian, dem sie nie hätte vertrauen sollen, weil er sie über‘s Ohr hauen will, so wie jeder andere auch. Dabei kann man an einem O-Ton „I wish I was dead already“ nicht viel verdrehen oder falsch verstehen und so etwas im Zusammenhang mit Kurt Cobain oder Amy Winehouse zu sagen, ist, ehrlich gesagt, ziemlich dumm.

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Vielleicht ist es etwas hart, zu sagen, dass jemand dumm ist. Aber wenn man das im Anblick dessen sieht, was ihr sonst gerne angedichtet wird, ob nun in Verbindung mit ihrem schrecklichen Kurzfilm Tropico, ihrem ach so mystischen Todeswunsch oder all ihren anderen ständigen Leiden, scheint die Aussage doch recht angemessen. Besonders wenn andauernd jemand über ihre fehlende Authentizität stolpert und denkt, hinter dieser Person muss eine durchdachte und geniale Marketingstrategie stehen, die in die Lehrbücher eingehen sollte. So klug sind die meisten Leute überhaupt nicht. Sie sind schlicht so blöd.

Authentisch ist Lana aber allemal. Auch wenn es für den ein oder anderen unbegreiflich ist, dass eine Person so sein kann, wie LDR sein will. Sie hat das gut erreicht, jetzt muss sie nur noch damit klarkommen, dass Leute sagen, dass sie nicht authentisch oder dumm ist. Oder eben authentisch dumm. Ich nehme es ihr jedenfalls ab.

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