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Noisey Blog

Der Tag, an dem wir uns alle Pussy-Riot-Solidaritätstattoos stechen ließen

ROWDYTUM wird bei Noisey groß geschrieben. Deswegen ließen wir unsere Körper mit Pussy-Riot-Tattoos verschönern.

Am Freitag hat unsere kleine Redaktionsecke im VICE Büro, hier in Brooklyn zeitgleich mit dem Rest der Welt erfahren, dass drei Mitglieder von Pussy Riot wegen „Rowdytums“ verurteilt wurden und nun zwei Jahre im sibirischen Straflager verbringen müssen. Wir teilten alle dieses generelle Gefühl des „What the fuck!? Wie kann so etwas passieren?“ Aber uns Musikredakteure nahm die Geschichte noch mehr mit als alle anderen. Im Laufe des Vormittags entwickelten wir Ideen, wie man ähnliche Aktionen durchführen könnte, wie Pussy Riot sie gemacht hat. Was würde uns wohl passieren, hier in den USA, wenn wir so etwas machen?

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„Stellt euch vor, ich laufe durch Manhattan, ziehe mir eine Strumpfmaske über den Kopf und brabbel darüber, wie sehr ich Obama hasse, während ich auf den Stufen zu einer Kirche mein Banjo malträtiere. Was würde passieren?“

Nichts. Absolut nichts würde uns passieren. Im allerschlimmsten Fall, würden wir für ein paar Stunden eingesperrt und würden es trotzdem noch pünktlich für eine Tiefkühlpizza nach Hause schaffen. Auf jeden Fall gäbe es nicht die Gefahr einer zweijährigen Freiheitsstrafe. Wir gehen hierzulande davon aus, dass wir immer laut sein dürfen. Wir können jederzeit laut sein, bunt sein und wir können Punk spielen, in dem wir über jedes gottverdammte Thema singen können, über das wir singen wollen. Manche Leute können das nicht. Die meisten können das nicht.

Je länger ich über diese Sache nachdachte, desto mehr zog sie mich runter. Ich entwickelte mich zurück zu meinem Highschool-Ich und machte eine Reihe abstruser Dinge, wie Kathleen Hanna Tweets zu schicken. Aber alles Geschimpfe, Geblogge oder Getwittere nützte nichts, ich hatte einfach nicht das Gefühl, wirklich zu zeigen, wie sehr ich—und alle anderen hier—gefühlsmäßig bei den Pussy Riot-Mädels war. Dass es uns wichtig war.

„Scheiß drauf, lasst uns Tattoos stechen.“

Wir entschieden, dass wir uns aus Solidarität Tattoos stechen lassen mussten, auch wenn das lange nicht mit dem gleichkam, was Pussy Riot in Moskau gemacht hatten. Erst wollten wir uns das Wort „Rowdytum“ tätowieren lassen, weil wir uns über den Begriff lustig machten. Aber dann wechselten wir zu „Rowdy“ beziehungsweise „Hooligan“. Und wir entschieden uns für die russische Schreibweise.

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Wir schrieben der Welt, dass wir einen Ort suchten, um uns möglichst günstig die Tattoos stechen zu lassen und ein paar Freunde halfen uns.

Shannon und Jon von Triple Diamond Tattoo antworteten uns und ließen uns in ihren (noch nicht einmal offiziell eröffneten) Shop. Sie tätowierten fünf Leute aus dem Vice Staff für 25 Dollar pro Kopf.

Annette war die einzige, die sich tätowieren ließ, die nicht aus dem Team der Musikredakteure stammt. Sie war sogar die Erste, weil sie echt Eier hat.

Ben Shapiro, Chefredakteur von Noisey ließ sich sein Tattoo auf die Rippen stechen.

Josh arbeitet auch für Noisey. Er lenkte sich mit einem Bier vom Schmerz ab.

Sasha Hecht, gab anfangs einen Fick auf ein Tattoo. Aber sie hatte keine Wahl—sie ist nämlich auch Noisey-Redakteurin.

Und das bin ich, Musikredakteurin für VICE. Ich sehe sehr zufrieden aus, während ich das Tattoo bekomme. Ein bisschen wie ein Serienkiller.

Wir sind mit unserem Blut, Schmerz und Tinte bei euch, Pussy Riot.

Danke für eure harte Arbeit, Shannon und Jon!

Photos by Kate Black