Ich habe Musikerparfüms getestet und es (knapp) überlebt

Kopfweh. Übelkeit. Weltschmerz. Nein, ich war gestern nicht saufen und schiebe jetzt eine klassische Restfettendepression. Viel schlimmer. Ich war in Drogeriemärkten und habe journalistisch-investigative Arbeit geleistet. Am Rande der Gesellschaft, gibt es nämlich einen Markt, der offensichtlich genug Käufer hat. Ich war im Marionnaud, Douglas und Bipa um herauszufinden, welche Musiker-Parfüms es am Markt so gibt und vor allem wie sie riechen. Gefunden habe ich Helene, Justin und Fernanda. Gefunden habe ich auch den klassischen Sexismus—während es für Damen offensichtlich mehr als genug Musikerdüfte gibt, habe ich für Männer nur einen in einer der drei Drogerien gefunden. Dafür habe ich einen Dunlop, James Bond 007 und FIFA-Duft gefunden. Ich habe euch die Duftbeschreibungen aus dem Internet rauskopiert und meine eigene laienhafte Meinung dazugeschrieben. Objektivität und so. Na ja, zusammenfassend lässt sich—wie anfangs schon erwähnt—nur sagen: Kopfweh. Übelkeit. Weltschmerz. Aber für euch und die Aufklärung der Gesellschaft mache ich das ja gerne.

Das sagt das Internet: „That's Me—der Duft von Helene Fischer ist vor allem eins: sehr persönlich. Im Auftakt trifft zitrisch-erfrischende sizilianische Tangerine auf den süßen Saft sonnengereifter Pfirsiche. Hier spiegeln sich lebendige Frische und Leichtigkeit wider, die langsam mit pinkfarbener Freesie zu den warmen, floralen Noten des Herzens überleiten, in dem sich ein sanfter, floraler Akkord aus Lotusblumen zärtlich mit süßen Rosen vereint. Schließlich entspringt in der Tiefe der Komposition eine Rhapsodie edler Hölzer, exotischer Vanille und Moschus.“

Das sage ich: OK, erster Schock. Helenes Parfüm hat einen englischen Titel. Vielleicht hofft sie, einen Einstieg und Zugewinn an Fans aus der Parfüm-Szene. Es riecht tatsächlich ungewohnt, fast schon bitter. Ein bisschen nach Geld, verlorener Integrität und nicht ganz gelungener Selbstfindung. Süße Rosen und den ganzen Obstsalat von da oben habe ich nicht gerochen. Ich konnte mich eigentlich nicht wirklich auf den Duft konzentrieren, weil mich die Frage nicht losgelassen hat, wieso sie einen englischen Titel gewählt hat. Auf meine Nachfrage hin—der Duft verkauft sich besser als gut. Das macht mich bis jetzt atemlos. Bekommt von mir, weil teuer, gar nicht so weiblich wie gedacht und englisch, nur drei von zehn Punkten. Sorry, Helene. Hoffentlich hast du zumindest ein paar Weltbürger-Fans dazugewinnen können.

Das sagt das Internet: Die Entwicklung des Debüt-Duftes von One Direction für Ihre Fans hat ein Jahr gedauert, in dem die Band in jeden Schritt des Prozesses eingebunden war. Our Moment verleiht jeder Gelegenheit einen Hauch Raffinesse. Der spritzige, saftige und feminine Duft ist aus Extrakten frischer Früchte und sonnigen Blüten gemacht, in die Untertöne von warmem Moschus einfließen. Grapefruit, Wald- und Johannisbeeren, kombiniert mit der Köstlichkeit von Jasminblütenblättern und Frangipani, hinterlassen zusammen mit den trockenen, hölzernen Tönen von Moschus und Patschuli einen verführerischen Duft auf der Haut.

Das sage ich: Oida. Die Beschreibung da oben? Sicher, die kleinen Buben waren in jedem Schritt des Prozesses eingebunden. Ich meine, man sieht ihnen direkt an der Verpackung an, was für Chemie-Genies sie sind. Der eine da oben, der hat dann auch die Raffinesse und den Frangipani aufeinander abgestimmt. Und oida Nummer zwei. Gebt um Gottes Willen den Moschus und Patschuli wieder raus. Niemand auf dieser Welt möchte, dass 12-jährige verführerisch wirken. Dieser Duft riecht nach entmenschlichter Industrie. Sage ich jetzt, nachdem ich das gelesen habe. Auf meinem Notizzettel steht: Riecht nach diesem Erdbeer-Kindershampoo, nur schwächer. Duft bekommt von mir 6 von 10 Punkten, weil ich das Erdbeershampoo mag. 4 Punkte Abzug für die ganz schreckliche Verpackung.

Das sagt das Internet: „Die pure Essenz der Lady Gaga: Eau de Gaga! Der zweite Duft von Lady Gaga richtet sich gleichermaßen an ihre weiblichen wie männlichen Fans. Das Parfüm mit Extrakten des berauschenden weißen Veilchens spielt mit der gefährlichen Verführung. Zu dieser opulent holzig-floralen Intensität mischen sich dynamische Lebendigkeit in Form von prickelnder Limette und betörende Sinnlichkeit mit Leder als Basisakkord.“

Das sage ich: Parfüm-Beschreibungen klingen so, als wären die Verfasser auf einem total schönen Acid-Trip. Seit wann sind weiße Veilchen berauschend? Warum spielt das mit einer gefährlichen Verführung? Ich glaube, wenn alle Stricke reißen, dann werde ich Parfüm-Texterin—weil auch ich kenne einige Wie-Wörter. Zurück zum Duft: Mir war nicht klar, dass es unisex ist. Und es ist auch bei den weiblichen Düften gestanden. Notiert habe ich mir folgende Schlagwörter: Ein bisschen nach Mann, Conchita Wurst. Da es unisex ist, muss ich jetzt meine Bewertung spontan ändern und gebe dem ganzen 5 von 10 Punkten. Die gefährliche Verführung eigenet sich doch eher für Männer meiner Meinung nach.

Das sagt das Internet:„ Justin Bieber Someday ist verspielt, frisch und doch sexy und alles andere als gewöhnlich … ein Duft, den Justin persönlich unwiderstehlich findet. Es startet mit einem Schuss fruchtiger Mandarine, Birne und Beeren, auch weiterhin mit frischen Noten von Jasmin und cremige Blumen und endet mit warmen Noten von Vanille und weichem Moschus.“

Das sage ich: Ein Duft den Justin persönlich unwiderstehlich findet? Ein Must-Have also. Soll nochmal jemand sagen, seine Riechrezeptoren sind vom Koks kaputt geworden. Sind sie offensichtlich nicht. Sollte ich jemals ein Treffen arrangieren können, werde ich darin baden um journalistisch-investigativ bestätigen zu können, dass er es unwiderstehlich findet. Er wird es nämlich bestimmt wiedererkennen. Kaufen kann man sich das Parfüm im exlusivstem Paket. Samt Autoduft mit seinem Gesicht darauf. Viele Eltern auf dieser Welt wurden also glücklich gemacht. Notiert habe ich mir: Kindertränen, gefallene Selbstwürde mit einem Schuss Zitronenwaschmittel. 2 von 10 Punkten.

Das sagt das Internet: „ Frech, süß und sexy—Made of Starlight von Taylor Swift lässt dich wie einen Star erstrahlen. Aprikose, Mandarinenblatt und Passionsfrucht bilden die Kopfnote und vereinen sich mit Geißblatt, Orangenblüte und Osmanthus im Herzen. Holzige Noten bilden die Basis und runden gemeinsam mit Moschus und einen Hauch von Pfirsich den Duft perfekt ab. Weck den Star in dir und unterstreich ihn mit Made of Starlight!“

Das sage ich: Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits Kopfweh und mir wurde schwindelig. Taylor ist also auch unter die Duftmacher gegangen. Notiert habe ich mir: Wie One Direction nur ohne Sex. Der Duft war sehr süß, ich habe mich nicht wie ein Star gefühlt—leider. Aber das konnte auch daran liegen, dass ich beim Bipa heimlich Düfte—auf deren Verpackung untera nderem Taylor drauf ist—fotografiert habe. War aber okay, kriegt ne 7.

Das sagt das Internet: „Hot, hotter, Brazilian Summer von Fernanda Brandao! Heiße Nächte, weiße Strände, erfrischende Cocktails - Gedanken, die einem bei diesem Duft sofort einfallen. Frische Noten von Apfelblüte, Mandarine und Orangenblüte vermischen sich mit Melone, Granatapfel und Erdbeere im Herzen. Sandelholz, Vanille und Moschus bilden die Basis und runden den Duft perfekt ab. Brazilian Summer ist der perfekte Begleiter durch den Sommer und verleiht ein exotisches Brasilien-Feeling of Life!“

Das sage ich: Wer die Dame nicht kennt: Das ist die eine Jurorin aus DSDS. Notiert habe ich: Ganz schrecklich, wie so ein alter chemischer Kaugummi. Das Weib ist mir nicht sympathisch, aber das sind mir die oben genannten Persönlichkeiten auch nicht. Außer Gaga, die ist leiwand. Aber der Duft war wirklich ganz, ganz schrecklich. Ich kann es eigentlich nicht beschreiben. Die Fanbox mit ihrem Album oder was das war, macht es nicht besser. 0 von 10 Punkten.

Das sagt das Internet: „Provokant und extrem maskulin präsentiert sich Pitbull Man. In der Kopfnote treffen sich frische Duftnoten von Bergamotte und Mandarine mit den warmen Gewürzen Kardamom und Salbei. Eine unerwartete Wendung vollzieht sich in der Herznote. Eine sexy Kombination von Hölzern und Eisenkraut verschmilzt mit einem unschuldigen Veilchen. Zum absoluten Must-Have wird dieser Duft mit den Basisnoten Amber, Moschus, Tonkabohne und würzigen Vetiver.“

Das sage ich: Der extrem maskuline Duft, riecht weder nach Bierfahne, noch nach Schlafschweiß. Das sind für mich extrem maskuline Düfte. Eine sexy Kombination aus unschuldigen Veilchen und Eisenkraut definiere ich persönlich nicht als extrem maskulin. Aber gut, wie gesagt, ich bin Laie. Mister 305 hat mich trotzdem nicht ganz überzeugt. Es roch ein bisschen nach Papa. Ich hab ihn schon angerufen, er trägt es eh nicht. Kriegt 3 von 10 Punkten weil ich keinen Vaterkomplex habe.

Das sagt das Internet: „Britney Spears Curious ist ein blumiger Duft für junge Frauen. Die Kopfnote besteht aus einem Mix aus Birne, Lotus und Magnolie. Die Herznote charakterisiert sich durch Alpenveilchen, Jasmin und Tuberose. Den Abschluss bilden Moschus, Sandelholz und Vanille.“

Das sage ich: Fast schon traurig. Der Duft kostet 5 Euro und bei der Beschreibung wurden die sonst so gern benutzten Wie-Wörter fast gänzlich ausgelassen. Wäre ich nicht so superpleite, hätte ich es aus reinem Mitleid gekauft. Britney war uns allen ein guter Wegbegleiter. Die Probe roch, ohne Spaß, nach Alkohol. Das fand ich fast lustig. Ein Britney Spears-Duft der nach einer Schnapsleiche riecht. Aber dann wurde ich traurig, weil das hat sie nicht verdient, Leute. Sie ist wie wir nur ein Opfer des Systems. 10 von 10 für den treffenden Duft, einer Verpackung, auf der ihre Fresse nicht drauf ist und für „Hit me baby one more time.“

Fredi wünscht sich ein Moneyboy-Parfüm, die Petition startet sie auf Twitter: @schla_wienerin.

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