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Ken Jebsen, die Antilopen Gang und die Antisemitismus-Frage

Ken Jebsen verklagt die Antilopen Gang, weil sie einen Vorwurf formulieren, den er selbst immer und immer wieder provoziert.

Die HoGeSa-Demonstration in Köln hat erstens gezeigt, dass wahre Deutsche keinen Wert auf Raffinesse bei der Namenswahl ihrer Märsche legen und zweitens, wie viele Menschen sich wissentlich und unwissentlich mit rechtsextremen Inhalten identifizieren. An diesem Tag bekamen die stumpfen Kommentare, die du auch bei Noisey unter Artikeln über Xavier Naidoos Geisteszustand und Flers offenen Brief lesen durftest, das passende hässliche Gesicht. Der Deutsche hasst wieder seine Unterdrücker und folgt blind den Reden seiner Führer auf Montagsdemonstrationen.

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Die Antilopen Gang hat mit ihrem Song „Beate Zschäpe hört U2“ dieses Fäkalien-farbene Meinungsklima in vier Minuten zusammengefasst und jenen aus der Seele gesprochen, die angesichts der besagten Kommentare nur den Kopf zur Seite drehen können, um im Strahl zu kotzen. Kein Wunder also, dass das Video munter von verschiedensten Seiten gepostet wurde und schließlich wohl über den Bildschirm von Moustafa Kashefi aka Ken Jebsen flimmerte. Besonders übel sind ihm allen Anschein nach die Zeilen aufgestoßen: „Sie können sagen, was sie wollen, sie sind schlicht Antisemiten, all die Pseudo-Gesellschaftskritiker, die Elsässer, KenFM-Weltverbesserer“ aufgestoßen. Heute postete die Antilopen Gang eine Abmahnung der Anwälte Jebsens. Darin wird ihnen „unwahre Tatsachenbehauptungen“ und „üble Nachrede“ vorgeworfen. Herr Jebsen will sich eben nicht sagen lassen, dass er ein Antisemit sei. Nicht schon wieder.

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Beitrag von Antilopen Gang.

Denn mit solchen Vorwürfen musste er sich schließlich schon 2011 rumärgern, als ihn Henryk M. Broder aufgrund einer für Broder klar antisemitischen Privatnachricht beim RBB anschwärzte und so seine Entlassung beim Jugendradiosender Radio Fritz lostrat. Zwar hatte Jebsen den Sender überzeugen können, wirklich kein bisschen Antisemit zu sein, trotzdem wurde dem Sender das Gerede über Verschwörungstheorien zu viel. Jetzt wird er knapp drei Jahre später wieder in den altbekannten Topf geworfen. Das muss nerven, doch so völlig überraschen dürfte es Jebsen doch kaum und auch sonst niemanden, der sich seinen 57-minütigen Monolog namens „Zionistischer Rassismus“ antut.

Aber warum schaltet er gleich einen Anwalt ein, er, der immer so stark für die Meinungsfreiheit eintritt? Weil es eine dreiköpfige Rap-Crew wagt, ihn, seine Gesprächspartner und seine Zuschauer mit der Antisemitismus-Keule anzutippen? Sie formulieren doch nur einen Vorwurf, dem er sich komplett freiwillig aussetzt, wenn er beispielsweise einen offenen Brief an Angela Merkel schreibt, um sie zu fragen, warum der Satz „Nationalzionisten haben Israel okkupiert wie Nazis '33 Deutschland okkupiert haben“ denn antisemitisch sei. Wäre es nicht ein bisschen taktvoller, mit den drei Herren das Gespräch zu suchen? Nein, lieber klagt er Musiker an, weil sie ihre Kunst nutzen, um ihre Meinung kundzutun und ein Lied gegen rechte Tendenzen in einer Gesellschaft zu schreiben, in denen diese wieder massiven Aufwind bekommen.

Das wird wahrscheinlich viele seiner Sympathisanten ein debiles Grinsen ins Gesicht zaubern (Ken lässt sich nicht alles gefallen, Ken nicht!), seine Weste kann er aber spätestens jetzt nicht einmal mehr mit Ariel strahlend weiß reinwaschen.

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