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Ich war mit Autorin Isabella Feimer Platten kaufen

Isabella Feimer über den Soundtrack zu ihrem neuen Buch, das Schreiben und die Arbeit in einem Sex-Shop.

Alle Fotos von Antonia Matschnig

Die niederösterreichische Autorin Isabella Feimer wurde nicht nur kürzlich für den Alpha-Literaturpreis, dessen Preisgeld satte 10.000 beträgt, nominiert, sondern bringt auch morgen ihr neues Buch Trophäen heraus. Es handelt von einer Nachtrezeptionistin in einem Stundenhotel, die sich in einen Tierpräparator verliebt. David Bowie und Nick Cave haben sie dazu inspiriert.

Hier der Trailer zum Buch:

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Ich habe Isabella Feimer im Rave Up Records getroffen, wo wir ein wenig durch die Plattenregale gestöbert haben. Die Independent-Schiene der 90er hat es ihr am meisten angetan, meint Isabella. Zumindest nachdem sie Jugendsünden wie Take That oder Modern Talking abgelegt hat. Danach haben wir uns ein Café in der Nähe gesucht und haben über ihr Buch, den dazugehörigen Soundtrack und das Schreiben gesprochen.

Noisey: Kurz zusammengefasst–worum geht es in deinem Buch Trophäen?
Isabella Feimer: Um eine Nachtrezeptionistin und einen Tierpräparator. Zwei Schattenwesen, die vollkommen zurückgezogen leben.

Plötzlich hört Isabella auf zu reden und meint ich solle mich mal umdrehen. Ein paar Tische weiter von uns hat ein Mann mit einer seltsamen Totenkopfmaske Platz genommen. Er schaut sich um und hält eine rote Rose in der Hand.

Ich glaube es gibt keine Zufälle. Der Typ taucht gerade jetzt auf als ich erzählen will, dass es in dem Buch um das Konservieren von Leben geht und darum, den Tod rückgängig zu machen.

Der Mann nimmt seine Maske ab. Ohne Maske sieht er mindestens genauso gruselig aus wie ohne. Eine Weile bleibt er noch sitzen, setzt seine Maske wieder auf und sieht sich um. Ziemlich sicher wurde er von niemandem bemerkt. Nach einer Weile nimmt er seine Rose und geht. Isabella und ich sind belustigt aber auch etwas verwirrt, bis wir das Interview fortsetzen.

Wie viel deiner Texte basiert auf persönlichen Erfahrungen und wie kommt es zu deinen Charakteren?
Es schwingt schon viel mit, vor allem emotional, das ich versuche in den Texten zu erarbeiten. Nicht zu verarbeiten, denn Schreiben ist Kunst, keine Therapie.
Wenn ich aus meinem Leben schreibe, versuche ich aber eine Fiktion daraus zu machen. Auch weil ich glaube, dass es in meinem Fall sonst nicht wahnsinnig spannend ist. Manchmal hat man Begegnungen, die einen so beschäftigen, dass man sie noch Jahre später in den Figuren sieht.

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Da hast du mit dem Mann mit der der Totenkopfmaske ja eine neue Inspiration.
Was den Präparator betrifft: ich bin vor Jahren an einem Tierpräparator-Geschäft vorbeigegangen. Es hat sehr finster und einsam ausgesehen. Seither ist die Idee da. Aber eigentlich geht es ja nicht um den Präparator—sein Beruf hat nur eine Funktion die für die Hauptprotagonistin nützlich ist.

Wie bist du eigentlich zum Schreiben gekommen?
In der Schulzeit habe ich mich am Schreiben schlechter Gedichte und Kurzgeschichten versucht. Durch meine Theatergruppe, in der ich als Regisseurin tätig war, ist das Schreiben wieder aufgekommen und schlussendlich habe ich mich ganz dafür entschieden.

Schreibst du „Frauenbücher“?
Das werde ich oft bei Lesungen gefragt. Ich bin eine Frau und meine Protagonistinnen sind Frauen. Wenn das einen Frauentext ausmacht, ja. Aber ich denke, dass ich viel zu sehr in Metaphern schreibe und Metaphern sind unabhängig von Mann oder Frau.

Konntest du vom Schreiben leben?
Nur schreiben geht nicht, besonders am Anfang. Auch jetzt geht das nur wenn ich genug Lesungen habe. Da müssen Nebenjobs her.

Was war der schrecklichste Nebenjob den du je hattest?
Ich war Verkäuferin in einem Sex-Shop. Eigentlich ist das auch nur ein Verkaufsjob, aber es war grenzwertig. Die Leute erzählen einem ständig ihre heftigen Lebensgeschichten. Einige brauchen die „Spielsachen", weil sie ohne diese keine Sexualität haben. Aber es ist ja doch nur Plastik und kann das echte Gefühl nicht ersetzen. Das hat mich sehr mitgenommen. Außerdem hat es jeden Tag die gleichen Hitparaden-Songs gespielt, immer mit gewisser Lautstärke und starkem Beat. Am schlimmsten ist es, wenn man in der Nähe einer Porno-Kabine steht. Dann vermischt sich das Stöhnen aus den Filmen mit der Musik–das ist wirklich sehr skurril. Nichtmal gut bezahlt war der Job.

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Was hast du noch so Skurriles erlebt?
Als ich Recherche für Trophäen gemacht habe, war ich im Naturhistorischen Museum beim Chef-Präparator und im Narrenturm beim Chef-Pathologen. Ich durfte beim präparieren zusehen und habe Leichen angegriffen.

Stopft der Präparator im Buch also auch Menschen aus?
Man weiß es nicht…einige Thriller-Elemente sind schon drinnen.

Wie beeinflusst Musik deinen Schreibvorgang?
Bevor ich anfange zu schreiben, greife ich zu CDs oder Platten, die atmosphärisch zu den Bildern in meinem Kopf passen. So entsteht zu jedem Buch ein eigener, innerer Soundtrack. Ich höre dabei immer wieder die selben Nummern. Bei Trophäen zum Beispiel war es David Bowies „Cat People“ das mir nie aus dem Kopf gegangen ist. Vor allem die Zeile „putting out fire with gasoline" war die ganze Zeit da. Es hat Spaß gemacht, in dunkle und traurige Musik reinzukippen, während ich die Schattenseiten des Buchs geschrieben habe. Nick Cave war auch sehr präsent. Zusätzlich zur Musik sammle ich Postkarten. Die lege ich um mich auf wenn ich schreibe.

Ich bin schon gespannt auf dein Buch und ob in Zukunft ein Mann mit Totenkopfmaske in deinen Geschichten vorkommt.

Isabella hat ihren inneren Soundtrack zu „Trophäen“ mit uns geteilt:

David Bowie—„Cat People“

Nick Cave—„Straight To You“

Suede—„Animal Nitrate“

La Roux—„For The Kill“

Nine Inch Nails—„Closer“

Pixies—„Where Is My Mind“

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