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Toy sind zum Knuddeln

Toy hassen Major Labels, sind aber trotzdem irgendwie süß.

Foto: Alina Amato

Die Band Toy zieht ihre UK-Psychedelic-Rock-Masche kompromisslos durch. Ob man einen Blick auf das Artwork wirft, die Videos anschaut, die Musik hört oder einfach nur die Jungs und Mädels vor sich stehen hat–man sieht sofort, mit wem und was man es hier zu tun hat. Toy besteht aus den britischen Jungs Tom Dougall, Dominic O'Dair, Maxim Barron und Charlie Salvidge und der spanischen Keyboarderin Alejandra Diez. Die Bandmitglieder kennen sich schon aus Kindertagen, arbeiten so eng zusammen, wie es nur wenige Bands können, und knuddeln sich ab und zu auch mal ordentlich durch. Da ist es doch kein Wunder, dass wir nicht anders konnten, als nett zu sein, als wir mit dem Sänger Tom Dougall und dem Bassisten Maxim Barron, mit Spitznamen Panda, sprachen.

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Noisey: Dann lasst uns mal ein Interview machen.
Tom: Ja. Wir machen den ganzen Tag schon welche. Manche waren echt nervig. Gerade hatten wir ein echt hartes. Der Mann war nicht besonders nett.

Wir sind nett.
Ja, das haben wir sofort gesehen.
Panda: Bitte seid lieb zu uns.

Sorry, dass ich euch das sagen muss–das hört ihr bestimmt oft–aber euer Bandname ist wirklich nicht besonders klug gewählt, wenn man euch googeln muss.
Tom: Ja, wir sind schwer zu finden. Aber darüber haben wir nicht nachgedacht. Wir fanden einfach, dass es ein guter Bandname ist und haben nicht daran gedacht, was passiert, wenn man ihn bei Google eintippt.
Panda: Wir haben den Namen an einer alten Spielzeugkiste gesehen bei einem unserer Freunde zuhause. Da stand Toy.
Tom: Dann sagten wir einfach, wir sind Toy.

Warum ist dein Spitzname Panda?
Panda: Tom hat mir den Namen gegeben, als wir noch Kinder waren. Und seitdem habe ich ihn.
Tom: Da waren wir 14 oder so.

Fandest du, er war wie ein Panda?
Panda: Ich sehe doch genauso aus.
Tom: Er ist so nett uns so freundlich. Und manchmal knuddele ich ihn. Deswegen ist er der Panda.
Panda: Ich glaube, damals war ich viel knuddeliger. Aber jetzt bin ich auch noch knuddelig.
Tom: Auf gar keinen Fall. (lacht)

Süß. Hast du auch einen Spitznamen für ihn?
Panda: Alle möglichen Namen habe ich für ihn. Aber die werde ich alle nicht verraten.

Man hört einen Einfluss früher elektronischer Musik auf eurem Album. Hört ihr auch die elektronische Musik von jetzt?
Tom: Ja, unsere Keyboarderin ist da voll drinnen, vor allem bei minimalistischer elektronischer Musik aus den 70er Jahren. Aber die elektronische Musik heutzutage ist überhaupt nicht unser Ding.
Panda: Vielleicht unser Gitarrist. Er macht Dancemusik. Und zwar ziemlich gute. Wir hören sie uns an, wenn wir ausgehen.
Tom: Er ist wirklich gut. Er macht Musik, die man zur Zeit überall hört. So eine Art Techno, Trance, House. Ich kann nur für mich selber sprechen, aber sowas hat keinen richtigen Reiz für uns.

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Seid ihr generell Typen, die nur altes Zeug hören?
Nein, wir hören auch neue Musik.
Panda: Wir haben immer sehr viel neue Musik um uns herum, die wir auch gerne hören. Kennst du zum Beispiel Connan Mockasin?
Tom: Das ist ein Typ aus Neuseeland, der diese seltsam psychedelische Musik macht. Sie ist sehr träumerisch. Du solltest sie dir anhören. Es hört sich ein bisschen so an, als wäre man unter Wasser. Und er hat eine wahnsinnig tolle Stimme.

Eure Videos sind beide im gleichen Stil aufgezogen. Viele Bands haben ja die Ambition, für jedes Video etwas ganz anderes zu machen.
Tom: Meinst du quasi ein kleine Geschichte dazu?

Ja, zum Beispiel.
Ein Mädchen und ein Junge, die sich treffen und sich ineinander verlieben, wie in einem Film. Das machen wir nächstes Mal. Ich finde, dass das eine gute Idee ist. Warum haben wir noch nicht daran gedacht?

Alles klar. Also keine Liebesgeschichten in künftigen Toy-Videos?
Panda: Wir haben die zwei Videos mit einem Freund von uns gedreht. Wir arbeiten wirklich gerne mit ihm zusammen. Wir haben bei beiden Videos versucht eine visuelle Technik zu finden. Bei dem „Motoring“ Video hatten wir eine Echo-Technik, das heißt, wenn wir gespielt haben, hatten wir ein Echo hinter uns. Das fanden wir ziemlich cool. Und das erste haben wir selber gedreht.
Tom: Das erste Video hat insgesamt nur 200 Pfund gekostet. Alles zusammen. Wir haben die Projektion selber gemacht und ein Freund von uns hat es gefilmt. Das war noch in der Frühphase. Wir hatten eben nicht so viel Geld.
Panda: Ich mag aber sehr, wie es aussieht.
Tom: Ja, es wird dem Song gerecht.
Panda: Ich glaube, heutzutage sind die Videos viel wichtiger und die Leute schauen sie immer öfter an, mehr als noch vor 10 Jahren. Wenn ich mich jetzt für eine Band interessiere und online ein Video anschaue, dann würde ich sie gerne live spielen sehen. So erkennt man am besten, worum es bei der Band geht. Das ist ein ziemlich ehrlicher Weg und ein ehrliches Video. So sind wir einfach.

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Man kann das auch bei eurem Artwork sehen. Ihr zieht das ja komplett durch. Das ist sehr authentisch und gefällt mir gut.
Dankeschön. Dankeschön.
Tom: Das ist die erste nette Sache, die heute jemand zu uns gesagt hat. (lacht) Keiner war nett zu uns. Aber wir gehen nach dem Prinzip vor, wenn es uns gefällt, dann gefällt es anderen auch.
Panda: Es bedeutet uns auch viel, dass es sowohl gut aussieht, als auch gut klingt. Und es sollte auch so aussehen, wie es klingt. Das Video, das Artwork und die Musik. Damit werden wir auch weitermachen–bis wir die Liebesgeschichte abdrehen, natürlich.

Schön ist auch, dass ihr alle die gleiche Frisur habt.
Tom: Die gleiche Frisur? Ich hab viel längere Haare. Ich muss unbedingt zum Friseur. Aber ja, wir haben lange Haare. Wir hatten schon immer lange Haare. Wir kennen uns, seit wir 13 sind und seitdem haben wir lange Haare.
Panda: Wir sahen schon immer alle komplett gleich aus.
Tom: Man kann auch erkennen, wer unsere Freunde sind. Die haben noch viel längere Haare als wir.
Panda: Eine befreundete Band aus Japan hat die längsten Haare überhaupt. Die gehen bis über den Arsch. Und sie machen japanischen Psychedelic-Rock.
Tom: Für uns ist das total normal. Jeder, den wir kennen, hat lange Haare. Wir finden es komisch, wenn wir jemanden mit kurzen Haaren sehen. Nein Quatsch, natürlich nicht. Jeder kann seine Haare so haben, wie er es möchte. Ich glaube, es ist ein Problem, wenn Leute daraus einen großen Hehl machen, dass manche anders aussehen. Jeder sollte so sein können, wie er möchte.

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Bei eurer vorherigen Band Joe Lean & The Jing Jang Jongs wurde das Debütalbum eine Woche vor Release zurückgezogen. Das passiert kein weiteres Mal, oder?
Tom: Nein, auf keinen Fall.
Panda: Das war jetzt die beste Frage, die wir bisher bekommen haben.

Na, noch habt ihr die Chance. Ihr könntet ein Mysterium um euch herum schaffen.
Das könnten wir machen, stimmt.
Tom: Aber damals war es nicht unsere Musik, die wir gespielt haben. Wir haben die Musik von jemand anderem gespielt.
Panda: Wir waren alle 18 Jahre alt oder so. Wir haben das Label verlassen, weil es ungefähr ein Jahr lang gebraucht hat, um die Entscheidung zu fällen, das Album herauszubringen.
Tom: Das war eine wirklich schreckliche Erfahrung. Man macht etwas und merkt dabei, dass man das nicht machen sollte. Man hat dann selber auch etwas gegen sich und fühlt sich schlecht. Und das ist uns allen passiert. Wir hatten eine wirklich schwere Zeit. Es war kein schöner Abschnitt unseres Lebens. Das kann ich definitiv für uns alle so sagen. Deswegen ist es jetzt umso schöner, dass wir eine schöne Zeit haben.
Panda: Wir haben jetzt etwas gemacht, auf das wir stolz sind.

Warum hat denn euer Labels so lange gebraucht?
Tom: So ist das bei Majorlabels. Sie warten einfach die ganze Zeit auf den richtigen Moment.
Panda: Und dann verpassen sie ihn.
Tom: Sie entscheiden dann einfach, wann der richtige Zeitpunkt ist. Sie sind nutzlos.

Aber jetzt seid ihr glücklich mit eurem neuen Label?
Jetzt sind wir auf einem Independent-Label, was bedeutet, dass wir keinerlei Geld haben. Aber dafür unterstützen sie uns, in dem was wir tun. Und sie veröffentlichen unsere Alben. Wir können so viele Alben machen, wie wir wollen. Das ist die Hauptsache. Sie geben uns viel Halt, was wirklich sehr schön ist. Man fühlt sich nicht mehr so scheiße.
Panda: Sie sind auch sehr enthusiastisch. So etwas bekommt man auf einem Majorlabel nicht, weil es da so viele andere Bands gibt. Und sie interessieren sich für uns. Auch das bekommt man auf einem Majorlabel nicht.
Tom: Sie interessieren sich einen Scheißdreck für dich.
Panda: Und deswegen hat es so lange gedauert, das Album zu veröffentlichen. Wir wollten auch nicht, dass es veröffentlicht wird. Aber unserem Label jetzt ist es wichtig. Wir denken alle gleich darüber. Und wir haben eine wirklich gute Zeit zusammen.

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Schreibt ihr eure Songs echt alle zusammen?
Tom: Ja, das ist eine sehr gemeinschaftliche Sache. Einer kann mit einer Idee kommen, eine Baseline, ein Riff oder ein Thema und darauf bauen wir dann auf. Es ist wirklich sehr gemeinschaftlich, alle arbeiten zusammen. Ich glaube nicht, dass viele Bands so arbeiten können. Aber wir sind so gute, alte Freunde, so dass wir es machen können, ohne uns in die Quere zu kommen. Wir haben alle eine gleiche Vorstellung und wir sind uns eigentlich immer einig.

Wie sieht es mit den Lyrics aus?
Ich schreibe die meisten Lyrics. Panda hilft mir auch sehr dabei.
Panda: Ja, ich mache mit. Bei jedem Song hat jeder seine Finger im Spiel.
Tom: Das machen wenige Bands so. Es ist auch nicht so, dass der eine ein bisschen was macht und dann der andere. Wir machen alles zusammen. Das kann man aber auch nur so machen, wenn man sich sehr nahe steht. Wir haben nichts zu verstecken oder müssen uns gegenseitig was beweisen.

Seid ihr jetzt Vollzeit-Musiker oder habt ihr noch Jobs?
Alejandra arbeitet noch als Krankenschwester in der Notaufnahme.
Panda: Abgesehen davon haben wir kein Geld, aber wir arbeiten ständig an unserer Musik.
Tom: Mal hier mal da.

Was war euer letzter Nebenjob?
Panda hat bei dem Fischstand bei Tesco gearbeitet.
Panda: Das war richtig guter Fisch.
Tom: Es war auch sehr glamourös.
Panda: Aber ich wurde gefeuert, weil ich meine Chefin im Kühlschrank eingesperrt habe.

Gute Aktion.
Sie war scheiße. Ja, das war's dann. Das war mein letzter Nebenjob. Jetzt haben wir kein Geld.
Tom: Aber wir machen dafür etwas, das uns wichtig ist und wir haben eine gute Zeit zusammen. Wenn wir auf Tour gehen, bekommen wir auch nicht viel. Aber wir kriegen Essen umsonst und solange wir spielen können, macht uns das nichts aus. Man wird zwar fett von dem Essen. Aber das ist okay.

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Toys Toy erscheint bei Heavenly Recordings / Cooperative Music.