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Ist die Erste Hilfe-Parodie wirklich so sexistisch, wie alle behaupten?

Der deutsche Arbeitersamariterbund hat ein Video veröffentlicht, in welchem die First Aid Ladies die Pophits der letzten Jahre parodieren und auf korrekte Erste Hilfe aufmerksam machen wollen.

Der deutsche Arbeitersamariterbund hat ein Video veröffentlicht, in dem die First Aid Ladies die Pophits der letzten Jahre parodieren und auf korrekte Erste Hilfe aufmerksam machen wollen. Parodiert werden „All about that Bass“, „Blurred Lines“, “Shake It Off“ und die Alltime-Klassiker „Rock Your Body“ von Justin Timberlake, „All The Single Ladies“ von Queen Bey und noch ein paar mehr. Die First Aid Ladies sind dabei (im Stile der Originalvideos) etwas knapp bekleidet und auch entsprechend in Szene gesetzt.

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Unter dem Video auf Facebook wird sich auch schon groß echauffiert, wie sexistisch das Ganze nicht wäre. Ist das hier wirklich der Fall? Geht Anti-Sexismus schon so weit, dass wir jetzt Frauen vorschreiben wollen, sich in allen Videos anziehen zu müssen? Das Video hat eine wichtige Botschaft, wenn diese von ein paar knapp bekleideten Frauen übermittelt wird, ändert es nichts am Inhalt sondern nur an der Präsentation. Ich bin nicht der Meinung, dass der Zweck die Mittel heiligt, aber man könnte das Alles auch nicht so ernst sehen, wie man es gerne tut. Es ist eine Parodie. Für einen guten Zweck. Geschlechtergleichheit wurde übrigens gewahrt, die männlichen Dummies sind durchtrainierter, als es der Durchschnittsmann je sein wird und bei All The Single Ladies“ kommt auch noch ein Tänzer in Stöckelschuhen zu seinen 15 Minuten Fame.

Die Parodie verwendet die selben Motive und Elemente wie die Vorlagen und ist nicht anrüchiger als die Originale. Warum darf Musik auf eine Art promotet werden, auf welche Erste Hilfe nicht angepriesen werden darf? Ist die Sexismusdebatte so weit vom eigentlichen Ziel abgekommen, dass es nur noch darum geht, möglichst unliebsame Dinge zu verbieten? Es sollte doch darum gehen, dass beide Geschlechter die selben Freiheiten haben. Es wird auch Werbung mit gestählten, unrealistischen Männerkörpern gemacht. Die Auswahl von „Blurred Lines“ als Song war zugegebenermaßen etwas ein Fehlgriff, Robin Thicke hat für den Track auch sein Fett weg bekommen. Es zeigt aber durchaus das leicht verzerrte Verständnis unserer Gesellschaft, dass freizügige Darstellung in manchen Bereichen OK ist und in anderen, „ernsten“ Bereichen wieder nichts verloren hätte, obwoh beide Inhalte auf derselben Plattform veröffentlicht werden.

Ist unsere Gesellschaft nach mehr als einem Jahrzehnt „New Media“ wirklich immer noch dieses verschreckte Pferd? Wir sollten doch langsam den Platz des Internets gelernt haben, dass man nicht alles im Internet zu ernst nehmen darf. Das Internet ist eben nicht das Fernsehen, hier kann jeder prinzipiell Alles veröffentlichen. Auch wenn der Arbeitersamariterbund als Organisation für dieses Video steht. Der ganzen Debatte würde etwas Besonnenheit gut tun, der reguläre Shitstorm ist nämlich meistens einfach nur inhaltslos und nicht zielführend. Der Shitstorm führt hier höchstens dazu, dass mehr Menschen Erste Hilfe ins Gedächtnis gerufen wird. Ja, nochmal: Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Die wahre Frage ist aber, ob hier die Mittel wirklich so schlimm sind, wie alle tun oder ob die Mittel nicht einfach nur etwas machen, was in einem anderen Bereich komplett akzeptiert ist.

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