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Fler vs. Majoe, das größte Verkaufsduell seit 50 Cent und Kanye West. Nicht.

Wir haben uns Freiheit genommen, in diesem Schwanzvergleich Ringrichter zu spielen.

Was gibt es Besseres als ein gutes Duell? Wenn zwei Schwergewichte aufeinander treffen, um zu ermitteln, wer der Stärkere ist, dann hat das etwas Rohes, Animalisches, dann findet die Natur für einen kurzen Moment wieder zu sich… Das Rap-Äquivalent zum pubertären 15-Uhr-vor-dem-Penny-zum-Rumschubsen-treffen ist das Verkaufsduell. Zwei verfeindete Rapper releasen am gleichen Tag ihr Album, bringen die Promo-Maschine zum Glühen und beleidigen den jeweils anderen, wo sie können. Es gewinnt derjenige, der in den Charts höher einsteigt, beziehungsweise mehr verkauft.

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Das größte Verkaufsduell in der Geschichte ereignete sich wohl am 11. September 2007, als 50 Cent sein Album Curtis und Kanye West Graduation veröffentlichten. Es war ein Duell, das im Vorhinein entschieden war, weil alle wollten, dass Fiddy endlich den Platz für Kanye räumt.

Warum ist 50 also angetreten, um zu verlieren? Ganz einfach: Zu Promo-Zwecken. Anhänger lassen sich eher mobilisieren, wenn ihnen ein Feindbild vorgegeben wird. Klappte im Nationalsozialismus, klappt auch im heutigen Rapgeschäft. Am Ende gaben beide zu, dass es eine große Promoaktion war. Graduation und Curtis verkauften sich sehr gut.

Fast auf den Tag genau sieben Jahre später, kommt es zu noch einem epischen Releasekrieg: Fler vs. Majoe. Fler bringt sein lang angekündigtes Album Neue Deutsche Welle 2 raus, Majoe kontert mit seinem Debütalbum Breiter als der Türsteher. Die Parallelen zwischen Fiddy und Kanye sind unübersehbar. Der alternde Star gegen den hungrigen Jungspund, der… vergiss es, einen Vergleich zwischen Kanye West und Majoe zu ziehen ist einfach das Lächerlichste, was wir je versucht haben.

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Beitrag von Fler.

Auch wenn Majoe in Interviews sagt, dass das Release-Datum zufällig auf einen Tag gefallen ist, dürfte klar sein, dass es eine bewusste Entscheidung war. Dass Fler heute releasen würde, steht schon seit Monaten fest. Die Feindschaft der Fanlager zwischen Maskulin und dem Banger-Campe will schließlich noch mal ausgenutzt werden.

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Wir haben uns einfach mal die Freiheit genommen in diesem Schwanzvergleich den Ringrichter zu spielen. Es geht über drei Runden.

Runde 1: Der Rücken

Nein, es geht nicht darum, wer den schöneren Rücken hat. Das müssen fähigere Leute bewerten. Fler propagiert in zahlreichen Interviews, dass heutzutage im Rapgeschäft ohne guten Rücken gar nichts mehr geht. Auch wenn dieser Rücken nie ganz konkret benannt wird. Sind das Mitglieder in einer Rockerbande, oder ist das die Rapper-Mama, die ihrem Jungen den Wife-Beater morgens auslegt? Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus beidem. Ganz sicher aber gehört zu dem Rücken auch das Label und die Partner, mit denen du zusammen arbeitest. Und da hat Majoe ganz klar Vorteile. Banger-Musik als Label hat in den letzten Jahren extrem gute Arbeit geleistet. Außerdem kann sich Majoe ganz behütet an Kollegahs mächtigen Muskelpartien anlehnen, wenn ihm jemand blöd kommt. Fler allerdings steht in der Öffentlichkeit ziemlich alleine da. Seine Verbindung zu Bushido ist gekappt, ehemalige Weggefährten haben sich von ihm abgewandt und überhaupt steht er—Achtung—mit dem Rücken zur Wand.

Punktgewinn: Majoe

Runde 2: Die Promo

Spätestens seit Kollegahs King-Promophase wissen wir, dass Album-Promo mindestens genauso wichtig ist wie die Qualität des Albums. Und da müssen wir sagen, dass Majoe vom Boss einiges beigebracht bekommen hat. Interviews, Videoblogs, Instagram-Posts, Hochglanz-Videos, #majoegehtgold—ja, Majoe hat seine Hausaufgaben gemacht. Von Flers Promophase muss man mehr als enttäuscht sein. Obwohl er NDW 2 ein halbes Jahr nach hinten verschob, bekam er es nicht auf die Reihe, eine vernünftige Promo zu machen. Zwar gibt er noch immer Interviews in den Rap-Medien, aber wirklich Bock, sein Album zu vermarkten scheint er nicht zu haben. Statt seine Fans noch einmal anzustacheln und das Album heute zu kaufen, hat er auf Facebook Sillas Album-Cover als Profil- und Titelbild geändert, mit dem er auch gebrochen zu haben scheint. Wo ist da der Sinn?

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Punktgewinn: Majoe

Runde 3: Das Album

Bis jetzt sieht die Sache eindeutig aus, Fler ist stehend k.o.. Aber kann er trotzdem noch den Lucky Punch setzen? Vielleicht kann NDW 2 ähnlich wie Bushidos Sonny Black Fler zum großen Comeback verhelfen. Die Voraussetzungen sind ähnlich. Was soll man sagen—das wird leider nichts. Obwohl Fler mittlerweile nichts zu verlieren hat, spult er immer noch das Programm eines in die Jahre gekommenen Gangstarappers ab. Auch wenn er einige Sachen wie die Öffnung zu Trapbeats oder dem Körperkult im Deutschrap mitbegründet hat, schafft er es nicht, sich als würdiger Urheber zu präsentieren. Weder knallen die Beats, noch sind die Lines wirklich hungrig. Als ob er sich seinem Schicksal ergeben hätte. Und Fler, du „weißer Tupac“, was das Thema Deutschsein angeht: als stabiler Deutscher müsstest du wissen, dass man „Beton“ nicht mit „g“ schreibt.

Was Majoes Album Breiter als der Türsteher angeht, bleibt wohl nur zu sagen, dass es handwerklich ganz gut gemacht ist. Majoe hat sich raptechnisch gesteigert und auch die Beats können teilweise etwas. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Majoe ein hochgezüchtetes Produkt ist, das niemanden außer dem Banger- und Kollegah-Camp interessiert. Er ist bestimmt ein sehr, sehr netter Typ, aber die Rolle des Straßenrappers kann ihm niemand ernsthaft abnehmen. Das ist wie, als wenn Jake Gyllenhaal einen Mafiapaten spielen würde. Netter Schauspieler, coole Rolle—trotzdem schaue ich es mir nicht an.

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Punktgewinn: Unentschieden der schlechteren Sorte. Fazit:

Ganz klar, Majoe hat das Ding für sich entschieden. Nicht etwa, weil BADT eine musikalische Offenbarung wäre, sondern weil ihm die optimalen Voraussetzungen für das Release geschaffen wurden. Und Fler? Was bleibt da noch zu sagen… Vielleicht noch ein Tipp: Bei der nächsten Album-Abgabe nochmal die Tracklist nach Rechtschreibfehlern überprüfen. Dann wird das vielleicht was mit der Deutsch-Credibility.

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