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Ein Blick auf die musikalische Karriere von Eddie Murphy

Von „Party all the time“ bis Dinge in den Hintern stecken.

Eddie Murphy ist in erste Linie Entertainer. Der Typ lebt dafür, Leute Sachen fühlen zu lassen. Von seinen Anfängen bei Saturday Night Live in den frühen 80ern über seine Standup-Comedy-Karriere, aus der Raw entstanden ist (bis heute einer der legendärsten Standup-Filme, die jemals veröffentlicht wurden) bis zu einer Filmkarriere, die eine der erfolgreichsten der 80er und 90er in Hollywood war. Wenn man sich seine Arbeiten ansieht, bekommt man das Gefühl, dass alles irgendwie ein bisschen anders ist. Auch wenn er in den letzten zehn Jahren immer öfter in beschissenen Komödien und Familien-Filmen zu finden war, was sein Vermächtnis von einem recht lustigen Typen, der ein gutes Beispiel für den Humor der 80er ist, zu jemandem, der eher für seine leichten Kinder- und Familienfilme wie Shrek bekannt ist, verändert hat.

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Um das alles zu beweisen, musst du nur seine Ausflüge in die Musik betrachten. 1985—auf dem Höhepunkt seiner Karriere—hat Murphy sein erstes Studioalbum aufgenommen, How Could It Be, auf dem mit „Party All The Time“ sein größter Hit zu finden ist, der von Rick James produziert wurde. Murphys Musik war durch hohen Gesang, prägnante 80er-Synthies und die ungewollte Komik, Eddie Murphy dabei zuzuhören, wie er über Liebe und so Zeug singt, geprägt.

Nach den Nachfolgern, So Happy von 1989 und Love’s Alright von 1993, war Murphys Musik-Karriere einfach irgendwie vorbei. 2013 hat er dann drei Songs von einem unveröffentlichten Album namens 9 veröffentlicht, bei denen er sich an mehreren neuen bizarren Richtungen versucht hat; einen Neo-Soul-Track namens „Promise (You Won’t Break My Heart)“, einen von Gospel beeinflusstem Song, „Temporary“, und das Highlight, einen Reggae-Song mit dem Künstler, der ehemals als Snoop Lion bekannt war.

Und dann hat er aufgehört. Das Album ist nie erschienen. Doch jetzt, ein ganzes Jahr nachdem sich nichts mehr an dem Album getan hat, hat Murphy eine weitere Reggae-Single veröffentlicht, „Oh Jah Jah“. Um also dem dringenden Bedürfnis einer ganzen Generation gerecht zu werden, die nur so mit den Hufen scharrt und eine Eddie-Murphy-Restrospektive verlangt, habe ich mir in ein paar Stunden seinen kompletten musikalischen Output angehört. Das habe ich gefunden:

Eddie Murphy (1982)

Auf Eddie Murphys definitiv veraltetem (und 2015 ziemlich peinlichem) Debüt-Comedyalbum fanden sich in der zweiten Hälfte zwei Parodie-Songs: Der erste ist „Boogie In Your Butt“, mit der Hook „Boogie in your butt“, bei dem Murphy verschiedenen Schimpftiraden wie „I ain’t putting boogie in nobody butt, man, that’s nasty“ mit 80er HipHop-Reimen wie „Put a tin can, in your butt / put a little tiny man, in your butt“ abwechselt. Der letzte Track der Platte, „Enough Is Enough“ ist einfach der Eddie Murphy der frühen 80er, der das imitiert, was seiner Meinung nach wie ein schwuler Mann klingt. Das ist dieselbe Platte, die mit einem Stück namens „Faggots“ beginnt…äh, ja.

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Das ist wirklich der Text.

How could it be (1985)

Für sein Debütalbum hat Eddie Murphy sich einige Schwergewichte an Bord geholt, um seinen Sound zu verfeinern. Die Platte wird von zwei Songs von Stevie Wonder eingerahmt, „Do I“ (ehrlich gesagt der beste Song auf der Platte) und „Everything’s Coming Up Roses“. Es gibt außerdem zwei Rick-James-Songs—der Titeltrack und der bereits erwähnte Hit „Party All The Time“. Bis zu diesem Tag ist „Party All The Time“ einer der größten Songs von einem Filmstar, der einen Vorstoß in die Musikwelt gewagt hat, der noch dazu von einem herrlichen Musikvideo aus dem Studio akzentuiert wird, in dem Rick James langsam klar wird, dass dies der größte Song ist, seit die Musik erfunden wurde und eine Million andere Leute total ausrasten.

Bei den drei Tracks, die Murphy alleine geschrieben hat, wird er ziemlich experimentell, so wie du das von ihm erwartet hättest. „Con Confused“ ist ein poppiger Disco-Track, „I, Me, Us, We“ ist pure Parliament-Huldigung und „My God Is Color Blind“ klingt wie Eddie Murphy, der versucht einen Stevie-Wonder-Anti-Rassismus-Song zu schreiben. Alles in allem ein starkes Debüt.

So Happy (1989)

Während er bei How Could It Be alles für einen bestimmten Sound getan hat, ist So Happy darauf bedacht, ein ganzes Jahrzehnt in 12 Songs zusammenzufassen. Es hat alle Kennzeichen der 80er: plärrende Bläser, einen fetten Bass, die hallende Snare. Auf dieser Platte sticht „I Got It“ heraus, bei dem Murphy eine beeindruckende Palette innerhalb eines Songs zeigt, die sich gut in den lebhaften R’n’B der späten 80er/frühen 90er einfügt, sowie der vorletzte Track „Let’s Get With It“, ein dröhnender Track, der von Larry Blackmon mitgeschrieben wurde, dem Lead-Sänger von Cameo und dem Typen, der „Word Up“ geschrieben hat.

Der eine Track auf dieser Platte, der nicht zu passen scheint, ist der Titeltrack. Er hat beinahe ein Depeche-Mode-New-Wave-Feeling. Das bricht den Flow des Albums ein bisschen, aber es lohnt sich trotzdem, ihn zu hören, nur damit du sagen kannst: „Hey, dieser Eddie-Murphy-Song klingt wie Depeche Mode.“

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Love’s Alright (1993)

Die dritte und bis heute letzte Platte erschien 1993 und klingt sehr nach einem Album, was 1983 erschienen ist. Sie nimmt all den Drive von So Happy und die Experimentierfreudigkeit von How Could It Be, schneidet beides raus und verwässert alles andere. Das wirkliche Highlight dieser Platte ist ein Duett mit Michael Jackson mit dem Titel „Whatzupwitu“, das ein wirklich witziges Musikvideo hat, was aussieht wie ein feuchter Traum von Eric Andre und wohl der Vorläufer von der Budweiser „Whazzzaap“-Werbekampagne ist. Alles andere ist irgendwie scheiße. Das ist die schlechteste Eddie Murphy-Platte.

9 (???)

In den 20 Jahren zwischen Love’s Alright und diesen drei Songs vom unveröffentlichten 9-Album, hat Murphy gelernt, Gitarre zu spielen. Das weiß ich, da die Tatsache, dass er Gitarre spielt in all den Videos sehr prominent zu sehen ist.

Der Reggae-Song „Red Light“ ist ziemlicher Standard-Reggae. Ich höre keinen Reggae, aber ich habe mal eine Reggae-Band gesehen, bei der ein weißer Typ mit Dreads gesungen hat, der die bekiffteste Person war, die ich je in meinem Leben gesehen habe, und das ist wesentlich besser als das.

Die nächste Single, „Temporary“, hat einen wirklich grauenhaften Gitarrensound und einen wirklich kitschigen Text, aber die Bandbreite von Murphys Gesang und die Fülle des Chors hinter ihm machen es besser als mindestens die Hälfte vom Rest seiner Diskographie.

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„Promise (You Won’t Break My Heart)“ ist ein echter 90er-Backflash und erinnert stark an Brian McKnight und den frühen D’Angelo. Es gibt ein übertriebenes Gitarrensolo, aber den Song kann man wirklich nur schwer nicht mögen.

Und schließlich der neueste Track, der dieses Jahr veröffentlicht wurde und die beiden vorherigen Singles hinter sich lässt und sich in Richtung „Red Light“ bewegt. Dieser Song hat einiges an Proteststimmung in sich, mit Zeilen wie „I saw the preacher taking nickels from the welfare babies” und „Police in the street shooting down black babies“ und ist voller Referenzen an Babylon. Und obwohl die Stimme von Murphy immer im Vordergrund steht, scheint dieser Track zu zeigen, dass sein Wissen bezüglich Melodie sich verbessert hat und der Gesang ist ziemlich eingängig.

Alles in allem hat Eddie Murphy ungefähr vier wirklich gute Songs auf drei Platten und einer EP. Das ist besser als das, was die meisten Bands und Künstler im Laufe einer ganzen Karriere schaffen und du musst Murphys Hingabe, seine Karriere 20 Jahre nachdem sie scheinbar zu Ende war, fortzusetzen, respektieren. Aber darüber hinaus—ganz aus dem Kontext und die Ironie beiseite, einen der größten Comedians aller Zeiten eine Michael Jackson-Nachahmung über Songs machen zu hören, die klingen wie aus der späten James-Brown-Phase—hat der Typ eine verdammt gute Stimme, eine, die sogar seine beschissenen Lieder annehmbar macht. Und alleine dafür lohnt es sich, reinzuhören.

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