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Tiere

Wie sich weibliche Tiere gegen sexuelle Belästigung wehren

Wir haben mit dem Evolutionsbiologen gesprochen, der die Vermutung aufstellt, dass Weibchen absichtlich „unattraktiver“ aussehen, um sexuelle Übergriffe zu vermeiden.
Photo via Wikimedia Commons

Genau wie Frauen erleben auch weibliche Tiere andauernd, wie ihnen ihre männlichen Gegenstücke hinterher pfeifen, sie ungewollt berühren oder was Tiere eben so tun, wenn sie ein Weibchen begatten möchten. Weil den anderen Lebewesen auf unserem Planeten weder Pfefferspray noch die Lautäußerung „Fick dich" zur Verfügung stehen, haben sie ihre eigenen Selbstverteidigungsmechanismen gegen ungewollte sexuelle Aufmerksamkeit entwickelt. Zum Nachmachen sind die zwar nicht geeignet, interessant aber in jedem Fall. So versprühen die Weibchen einiger Schmetterlingsarten beispielsweise ein Anaphrodisiakum, wenn ein Männchen sich mit ihnen paaren will, nachdem sie sich bereits mit einem anderen gepaart haben. Diese abstoßende Substanz vertreibt die geilen Männchen auf der Stelle. Das Weibchen des Afrikanischen Schwalbenschwanzes hingegen wendet eine ungleich spektakulärere Taktik an, um Belästigungen zu entgehen: Es wechselt nach außen hin das Geschlecht, indem es seine normale Musterung so verändert, dass sie dem schwarz-gelben Muster der Männchen ähnelt.

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In einer neuen Forschungsarbeit stellen Forscher der University of Exeter unter der Leitung von David Hosken nun die Behauptung auf, dass weibliche Tiere durch alle Spezies hinweg ihr Erscheinungsbild geschickt zur Waffe umgewandelt haben.

Männchen erregen die Aufmerksamkeit der Weibchen meist durch eine direkt sichtbare Zurschaustellung, die deutlich machen soll, dass sie die beste Wahl für die Paarung sind. Das wohl beste Beispiel dafür sind die dramatischen Balztänze der optisch sowieso schon ziemlich auffälligen Paradiesvögel. Die Frage, die sich Hosten und sein Team nun stellte, war: „Warum signalisieren Weibchen ihre sexuelle Qualität nicht über schmückende sekundäre Geschlechtsmerkmale wie die Männchen?"

Schon seit Langem ist bekannt, dass Weibchen normalerweise nicht so geschmückt sind wie ihre männlichen Gegenstücke. Die bisherigen Erklärungen für den Hang zu mattem Gefieder unter weiblichen Tieren haben sich dabei immer darauf konzentriert, dass sich Weibchen vor Räubern tarnen und ihre Kräfte für die Paarung schonen müssen. Hoskens Theorie ist allerdings eine andere: „Angenommen, die Selektion begünstigt weibliche Signale, durch die die Belästigung durch Männchen reduziert wird"—wie das Versprühen von Anaphrodisiaka oder die Bildung von Gemeinschaften, die sich komplett von den Männchen entfernen—„dann ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die Selektion aufgrund der Folgen männlicher Übergriffe gegen optische Merkmale, die die weibliche Qualität positiv signalisieren würden, gerichtet hat. Selbst wenn dieser Schmuck die reproduktive Fitness in Ermangelung sexueller Übergriffe erhöhen würde."

In anderen Worten: Hosken sagt, dass Weibchen zum Teil absichtlich langweilig aussehen, um unerwünschte männliche Aufmerksamkeit abzuwehren, weil die Bedrohung durch sexuelle Belästigungen die potenziellen Vorteile, ein besseres Männchen anlocken zu können, überwiegt. Um diese Theorie zu testen, führt Hosken, wie er gegenüber Broadly gesagt hat, gerade Versuche durch, um festzustellen, ob „attraktive Weibchen öfter belästigt werden" als „unattraktive". Wie genau man sich diese Versuche vorzustellen hat, hat er allerdings nicht verraten.