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Clubkultur

7 Dinge, die ich an Frankfurter Clubs hasse

Kokst woanders, ihr Opfer.

Ich habe es aufgegeben, in Frankfurt Clubs zu besuchen, es sei denn ich bin überdurchschnittlich betrunken und brauche meine jährliche Sonderdosis Masochismus. Das hiesige Nachtleben ist eine absolute Farce, und wenn ich absolute Farce sage, dann meine ich:

Geld

In kaum einer anderen Stadt spielt Geld solch eine übergeordnete Rolle wie in Frankfurt. Ich soll das belegen? Sieh dir die Tür eines beliebigen Clubs an: Du kommst nicht rein? Biete dem Personal einfach Geld an! Du kommst immer noch nicht rein, weil du eine dreizehnköpfige Männergruppe bist? Biete Frauen in der Schlange Geld an, damit sie dich in den Club begleiten! Ich wünschte, ich würde lügen, aber diese Szenarien ereignen sich tatsächlich in regelmäßigster Regelmäßigkeit. Dass damit Prostitution auf ein ganz anderes Level gebracht wird, ist fast genauso sympathisch, wie die aufgenähten Wappen auf den dunkelblauen Sakkos der Clubbesucher, die mit ihrer Flasche Moët an der Tanzfläche stehen und Frauen unaufgefordert an den Arsch packen. Dürfen sie natürlich. Sind ja reich.

Das führt nur leider unweigerlich dazu, dass Clubs nur in den seltensten Fällen besucht werden, um Spaß zu haben und gute Musik zu genießen. Es ist ein einziges Sehen und Gesehen werden und es ist das erste und letzte Mal, dass ich Bushido in diesem Zusammenhang zitieren kann, aber die Frankfurter Club-Attitüde proklamiert auf jeder erdenklichen Ebene: „Hast du was, bist du was. Das ist die Regel Nummer 1. Hast du kein Geld, dann segel wieder heim."

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After Work Partys

Foto: Michael Mayer | Flickr | CC BY 2.0

Neben dem regulären Clubbetrieb finden unter der Woche, vornehmlich donnerstags, zahlreiche After-Work-Partys statt. Zielgruppe hierfür sind Sparkassengirls mit Perlenohrringen und überarbeitete Büro-Dudes kurz vorm Burnout. Kurz gesagt: ein Pulk Anzugträger, die am selben Abend noch die Schnalle aus der Buchhaltung aufreißen wollen. Meist sind diese Events mit einem lauwarmen Buffet gekoppelt und beherbergen Gäste, die vermutlich mehr Spaß hätten, wenn sie ihre Gehaltserhöhung nicht in überteuerte, verwässerte Cocktails investieren würden. Dass der musikalische Rahmen meist ein grotesker Mix aus Radio-Hits und House ist, sollte Grund genug sein, diese Veranstaltungen zu meiden.

Der öffentliche Nahverkehr

Vielleicht hat mich Berlin zu sehr verwöhnt. Vielleicht erwarte ich zu viel von öffentlichen Verkehrsmitteln. Vielleicht bin ich ein scheiß Geizhals und Taxifahren ist mir zu teuer. Aber dass Frankfurt selbst an Wochenenden nicht in der Lage ist, im kritischen Zeitraum zwischen 1 Uhr und 4 Uhr ausreichend U-, S- und Straßenbahnen zur Verfügung zu stellen, erschließt sich mir aufgrund der geographischen Lage der Clubs nur bedingt. Man steht also, möchte man sich um—wow, verrückt—3 Uhr fortbewegen, vor der Wahl einen der überfüllten (sehr selten fahrenden) Nachtbusse zu nehmen, oder in ein Taxi zu investieren. Entscheidet man sich für das Taxi, kann man sich in drei von vier Fällen sicher sein, dass der Fahrer absurde Umwege fährt. In der Regel endet der Club-Abend mit einem hässlichen Wortgefecht und einem Fahrpreis von ca. sechzehn Moscow Mules.

Der Club von XY

Foto: Schröder + Schömbs PR | Flickr | CC BY-ND 2.0

Aus einem mir unerfindlichen Grund erfreuen sich insbesondere die Clubs größter Beliebtheit, hinter denen ein prominenter Name steht. Mir erschließt sich zwar nicht, weshalb man der Meinung sein sollte, Xavier Naidoo im Gibson oder Sven Väth im Cocoon zu treffen, dennoch strömen die Gaffer in Scharen hin. Die Musikauswahl jedenfalls ist genauso schlecht oder gut wie in jedem anderen x-beliebigen Club von Peter Wurst, der Eintritt meist höher und über die Getränkepreise möchte ich gar nicht erst sprechen. Aber vermutlich ist das Happening, am nächsten Tag beim Brunch an der Alten Oper sagen zu können „also ich war ja gestern in Xaviers neuem Club, hihihi, hoho", sein Geld durchaus Wert.

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Die „Nacht der Clubs"

Der eigentliche Pickel am Arsch des Frankfurter Nachtlebens ist allerdings eine unheilvolle Nacht im Jahr, in der Menschen in Shuttlebusse getrieben werden wie Vieh auf dem Weg zum Schlachter. Darin werden sie von einem Club zum nächsten gekarrt. Das Gräuel nennt sich „Nacht der Clubs" und garantiert den Teilnehmenden für einen verhältnismäßig geringen Ticketpreis Eintritt in bis zu zwanzig Locations. Man hält sich also im Schnitt 30 Minuten im jeweiligen Club auf, um das Maximale für sein Geld rauszuholen, und trägt sein All-Inclusive-Bändchen am Arm fast genauso stolz wie seine Louis Vuitton aus dem letzten Türkei-Urlaub. Besonders beliebt ist dieser Unfug bei den stilsicheren Umland-Affen.

Umland-Affen

Im Frankfurter Stadtgebiet halten sich tagsüber über eine Million Menschen auf. Die Zahl der tatsächlich in Frankfurt wohnhaften Bürger liegt bei unter einer Million. Wie viele sich wiederum nachts in Frankfurter Clubs rumschlagen, die eigentlich aus dem näheren Umland kommen, kann ich nicht genau sagen. Jeder Einzelne ist einer zu viel. Sie leihen sich Vatis Mercedes, Vatis Kreditkarte und Vatis Arschloch-Haltung aus und bevölkern die Tanzflächen. Wenn sie genug getrunken haben und versuchen, mit dir ein Gespräch zu beginnen, lautet die erste Frage meistens: „Kommst du aus Frankfurt?"

Bejahst du es, bist du ihr Held, denn du wohnst in einer Stadt und nicht in einem Kuhdorf, das „Friedrichsdorf", „Dietzenbach" oder „Wixhausen" heißt. High Five. In dein Gesicht.

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Man erkennt sie daran, dass sie die ersten im Club sind, weil sie es aufgrund der langen Anfahrt nicht riskieren wollen, an der strengen Türpolitik zu scheitern. Weiterhin wirken sie wie Kinder in Disneyland und betonen bei Telefonaten vorm Club lautstark, dass sie gerade in F-R-A-N-K-F-U-R-T sind. Gratuliere.

Koks

Foto: Wikimedia Commons | Public Domain

Ich möchte mich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber in Frankfurt wurde schon gekokst, da wusste Berlin nicht mal, wer Scarface ist. Vermutlich atmen wir hier keinen Sauerstoff sondern mit Kokain gespickte Luftpartikel und sind deswegen engagierte, fleißige Arbeiterameisen, die viel zu selten ihren vollen Jahresurlaub nehmen. Der Tatsache geschuldet, dass Koks zu Frankfurt und seinem Nachtleben gehört wie die Eintracht und Moses Pelham, hat es seinen kompletten exklusiven Chic verloren, was schlicht und ergreifend bedeutet: Eigentlich macht's jeder. Und eigentlich macht's jeder zu viel. Das führt zu einem Aufeinandertreffen von hunderten größenwahnsinnigen Koksnasen, die der Meinung sind, die Nacht, die Frauen, die Drinks und die Welt gehöre ihnen. Kleine Anmerkung: Das Einzige was euch gehört, sind verfaulte Nasenscheidewände und unangebracht-narzisstisches Kack-Verhalten. Kokst woanders, ihr Opfer.

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