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Dieser Typ hat ein Kopfgeld auf den U-Bahn-Treter ausgesetzt

Update: Einer der mutmaßlichen Begleiter des Täters wurde identifiziert und vernommen.

Titelfoto: Michael Kuhr mit Zigarre | Foto mit freundlicher Genehmigung von Michael Kuhr

Update, Montag, 12. Dezember, 16.30 Uhr: Einer der mutmaßlichen Begleiter des Täters wurde identifiziert und wird nun vernommen. Das gab die Berliner Staatsanwaltschaft in einer Pressemitteilung am Montag bekannt. Neben dem "U-Bahn-Treter" sind noch andere Männer auf dem Video zu sehen, die unbeeindruckt von der brutalen Tat weitergehen und daher vermutlich in Verbindung zum Täter stehen. Einer dieser Männer wurde am Montag bis in den Nachmittag hinein von der Berliner Polizei vernommen. Ob der Ermittlungserfolg mit der öffentlichen Fahndung zusammenhängt, wurde in der Pressemitteilung nicht erwähnt.

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Das Video von dem Mann, der in einem U-Bahnhof urplötzlich eine Frau die Treppe hinuntertritt, ging in den letzten Tagen durch die Medien. Die Sinnlosigkeit und Brutalität der rohen Gewalt machen fassungslos und schockiert. Trotz des großen Aufsehens ist der Täter noch nicht identifiziert, bisher ist von nur sechs Hinweisen die Rede, die Behörden fahnden weiter.

Nun mischen sich Privatleute in die Suche ein: Die BZ berichtet von einem Unternehmer, der insgesamt 10.000 Euro spenden will, 5.000 davon an das Opfer und 5.000 für den entscheidenden Hinweis. Der Gönner will allerdings anonym bleiben, ganz anders als der Berliner Michael Kuhr. Er ist Bodyguard, Inhaber einer Sicherheitsfirma, traute sich schon gegen den Abou-Chaker-Clan auszusagen und lässt sich gerne mit Promis ablichten. Auf Facebook kündigte er gestern an, 2.000 Euro als "Kopfgeld" auf den "Bastard" auszusetzen.

"Ich habe die Titelseite gelesen und bin einfach stinksauer geworden. Dann hatte ich den Geistesblitz, auf Facebook den Aufruf zu starten. Ich kenne das doch: Viele Leute fangen erst an zu quatschen, wenn sie Geld bekommen", erzählt der Bodyguard VICE. Der Facebook-Beitrag wurde über 7.000 mal geteilt. "Ich komme gar nicht mehr zum Arbeiten, so viele Leute rufen mich an. Ich habe Tausende Mails bekommen."

Als Reaktionen bekam Kuhr viel Lob, aber offensichtlich auch Kritik, der Post würde auf Selbstjustiz hinweisen und der Begriff "Kopfgeld" sei auch unangebracht. In einem zweiten Post stellte er nämlich nochmal richtig, es ginge ihm nur darum, die Polizei zu unterstützen. Der deutsche "Fuck-Bürokratismus" nehme sehr viel Zeit in Anspruch, weshalb er als Privatperson jetzt Hilfe leisten wolle.

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"Die Polizei ist hoffnungslos unterbesetzt und freut sich über jede Hilfe, das weiß ich aus 30 Jahren enger Zusammenarbeit mit den Behörden. Die haben aber nicht die Möglichkeit, mal eben eine Belohnung auszuloben, und da komme ich als Privatmann ins Spiel", sagt Kuhr zu VICE. Offensichtlich fühlen sich viele andere Leute von seinem Beispiel animiert: "Ich habe schon über 60.000 Euro an Spendenangeboten zusammen. Die Leute wollen dem Opfer helfen und auch aktiv werden. Ich überlege jetzt mal, ob ich ein Spendenkonto für sie eröffne."

Viele gute Hinweise hat Michael Kuhr aber nicht wirklich bekommen: "Von den Tausenden von Mails, sind bisher vielleicht zwei, drei wirklich interessant. Ich werde das jetzt erstmal auswerten und dann an die Polizei weitergeben." Erfolgreich war die Aktion aber sicherlich für Kuhr selber. Er durfte unzählige Interviews geben (auch bei uns), war beim Sat1-Frühstücksfernsehen zu sehen und seine Sicherheitsfirma dürfte sich über die neu gewonnenen Fans freuen. Seine Facebook-Seite verzeichnet fast 10.000 neue "Gefällt mir"-Angaben nach dem Post.

Der Fall wird vor allem wegen des brutalen Videos berühmt, ist aber nur eins von vielen Gewaltdelikten. 2015 wurden über 60.000 "Rohheitsdelikte" allein in Berlin angezeigt, was allerdings laut Kriminalstatistik der tiefste Wert seit zehn Jahren ist.

Die Berliner Polizei wollte nichts zu den "Kopfgeldern" sagen: "Was Privatleute in diesem Fall machen, kommentieren wir nicht", sagte eine Sprecherin zu VICE. Bisher gibt es von offizieller Seite aus noch keine Belohnung für Hinweise in diesem Fall.

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