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Honigwein

Sich wie ein mittelalterlicher Lord zu betrinken, könnte die Honigbiene retten

Durch das riesige Comeback von Met, auch als Honigwein bekannt (dank Game of Thrones!), ist die Nachfrage nach Honig gestiegen. Das wiederum könnte dabei helfen, die dahinschwindenden Bienenpopulationen zu retten.

Meistens fühlt es sich ziemlich gut an, ein bisschen angetrunken zu sein. Aber die Nachwirkungen von Alkohol? Eher weniger. Kopfschmerzen, Leberschäden, aufs Spiel gesetzte Beziehungen—wir haben das alle schon hinter uns.

Was wäre aber, wenn dein Schwips zur Wiederbelebung der Honigbienenpopulation und zur Aufrechterhaltung der Landwirtschaft beitragen könnte und dich in Gedanken in einen schwerterschwingenden mittelalterlichen König verwandeln könnte? Der Morgen danach wäre zwar immer noch das Gleiche : trockener Mund und verklebte Augen— dafür aber zumindest mit dem Bewusstsein, ein Umweltschützer/Richard Löwenherz zu sein.

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Diese Gedankenstränge könnten zumindest nicht völliger Blödsinn sein. Ein 4000 Jahre altes Getränk, das schon von den Wikingern getrunken wurde, erlebt gerade eine Renaissance: Met, auch bekannt als Honigwein.

Früher wurde das Getränk mit Männern mittleren Alters assoziiert, die ihre Wochenenden damit verbringen, sich in mittelalterliche Kluft zu werfen und historische Schlachten nachzuspielen, heute feiert Met ein Comeback. In den letzten Jahren ist die Anzahl der in Großbritannien gebrauten Flaschen stark angestiegen und es könnte das möglicherweise am schnellsten wachsende Segment der amerikanischen Alkoholbranche sein.

„Met wird wieder beliebter und unsere Verkaufszahlen steigen", stimmt Sophia Fenton, Geschäftsführerin der Cornish Mead Company, zu. „Anfangs haben wir es uns mit Harry Potter, dann mit Game of Thrones erklärt, dass dieses Getränk wieder jugendlicher wirkt."

Sarah Walter von der Lyme Bay Winery in Devon führt die gesteigerte Nachfrage ebenfalls auf die extrem erfolgreiche Serie von HBO zurück und sagt, das Unternehmen habe allein in diesem Jahr seine Verkaufszahlen um 15 Prozent steigern können.

„Met ist momentan unser meistverkauftes Produkt. Die Konsumenten scheinen junge Studenten zu sein", erklärt sie. „Um mit dem Anstieg mithalten zu können, haben wir unsere Met-Auswahl von einem auf fünf verschiedene erweitert."

Met wird wieder beliebter und unsere Verkaufszahlen steigen. Anfangs haben wir es uns mit Harry Potter, dann mit Game of Thrones erklärt, dass dieses Getränk wieder jugendlicher wirkt.

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Es hat etwas leicht Absurdes, dass ein kleiner Zauberer und ein paar inzestuöse Fernseh-Monarchen die Alkoholvorlieben einer ganzen Bevölkerung verändern können. Für die Honigbiene sind das aber gute Neuigkeiten. Aufgrund unbeständiger Witterungsverläufe, Krankheiten und der heiß umstrittenen Verwendung von Pestiziden sinkt die Honigbienenpopulation seit den späten 90ern kontinuierlich.

Die Hauptzutat von Met ist Honig, dessen Nachfrage folglich ebenfalls steigt. Das bedeutet: mehr Bienenstöcke und mehr Bewusstsein für die Gefahren, die die Honigbienen bedrohen.

„In den meisten Teilen Europas gibt es keine wilden Honigbienen mehr. Die einzigen Bienen, die übrig sind, leben in Bienenstöcken und die können nur überleben, wenn Imker sich um sie kümmern", sagt Professor Simon Potts von der University of Reading, der umfangreiche Forschung zu Bienen durchgeführt hat. „Honigbienen können in der Wildnis nicht alleine überleben, was hauptsächlich an Krankheiten wie der Varroamilbe liegt. Pestizide sind ebenfalls ein riesiges Problem."

Ein paar mehr Honigbienen könnten wir wirklich gebrauchen. Der Handelswert von dem, was Honigbienen in Großbritannien bestäuben, wird vom National Audit Office auf umgerechnet 1,36 Milliarden Euro geschätzt. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen auch, dass besonders in Großbritannien ein akuter Mangel an Honigbienen existiert, und Forscher befürchten eine mögliche „Nahrungsmittelsicherheitskatastrophe".

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Potts warnt, dass die gestiegene Nachfrage nach Met alleine nicht genug ist, um die Honigbienen in Großbritannien zu retten. Es muss Wert auf heimische Produktion gelegt werden.

„Wenn wir alle anfangen würden, Met statt Bier zu trinken, würde das die Honig-Nachfrage extrem steigern", erklärt er. „Der Großteil dieser Nachfrage würde dann aber mit Importprodukten aus dem Ausland gedeckt werden. Wenn wir die heimischen Imker unterstützen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass jeder stolz darauf ist, Met mit Honig aus regionaler Herstellung zu trinken."

Ein Mann, der Met aus britischem Honig herstellt, ist Steve Benbow, der Besitzer der London Honey Company. Er besitzt Bienenstöcke in ganz Großbritannien, verkauft 12 verschiedene Honigsorten und gibt Imkerkurse. Benbows erster Met soll noch diesen Monat auf den Markt kommen.

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„Oft wird der Honig in der Metherstellung erst am Ende hinzugefügt, was traditionell aber nicht so gemacht wurde", sagt Benbow. „Wir haben mit sehr vielen verschiedenen Hefesorten und Systemen experimentiert, bevor wir unser Endprodukt hatten."

Benbows kürzlich veröffentlichtes Buch Letters to a Beekeeper ist eine Kollaboration mit dem Gärtner Alys Fowler und dreht sich um die Frage, warum wir uns um „unsere vergessenen Insekten" kümmern sollten, egal ob sie „Jäger oder Beute, Bestäuber oder Schädlinge sind". Geht es nach Benbow, ist das Metbrauen ein Weg, sich diesen Insekten zuzuwenden.

„Es geht darum, was jeder tun kann, um etwas zu bewirken—angefangen davon, welche Lebensmittel man kauft, bis hin zu Lobbying und dem Verzicht auf Unkrautvernichter im eigenen Garten", erklärt Benbow. „Es ist nicht einfach, vom Imkern leben zu können. Man muss in junge Menschen investieren. Met herzustellen ist unsere Art, uns mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen, bevor wir uns der gemeinnützigen Arbeit oder der Bildungsproblematik zuwenden."