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Marihuana

Eine kleine Einführung in Cannabis-Craft-Cocktails

Der legendäre Bartender Don Lee hat beschlossen, Farbe (grün) zu bekennen und den Cannabis-Cocktail-Diskurs weiter voranzutreiben, indem er drei Cannabis-Cocktails kreierte, die auf das spezielle Aroma der jeweiligen Sorten abgestimmt sind.

In der zweiten Ausgabe von Bong Appetit—einer neuen Serie von MUNCHIES über den Schnittpunkt zwischen Cannabis und Cuisine—ging es diesmal um Top-Bartender Daniel K. Nelson aus Los Angeles, der eine Cannabis-Cocktailparty der Extraklasse in seiner Wohnung in Hollywood veranstaltete. Nelson hat die Getränkekarten mehrerer erstklassiger Bars in L.A. entworfen, zum Beispiel vom Writer's Room und vom The Black Cat. Das erste Mal, als ich auf ihn aufmerksam wurde, war jedoch 2012, als er die Cocktails für ein legendäres Weed-Dinner mixte, das von Nguyen Tran von der Starry Kitchen und Laurent Quenioux vom Bistro LQ veranstaltet wurde und überall von den High Times bis zu den Los Angeles Times in den Schlagzeilen landete.

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Für diesen viel versprechenden Anlass, wie auch im neuen Video, verwendete Nelson einen Sahnespender mit Stickstoff, um schnell verschiedene Spirituosen mit Marihuana anzureichern. Dann erhitzte er den Inhalt in einem Wasserbad, um die psychoaktiven Bestandteile der Pflanze zu aktivieren—eine Technik, bei der ein leckerer Grüner Drache (ein „Fachwort" für mit THC angereicherten Alkohol) in nur einer Stunde herauskommt. Damit revolutionierte er einen Prozess, der bisher teilweise einen Monat dauerte und dessen Ergebnis nur ganz wenig THC enthielt. Das liegt daran, dass die „aktiven" Substanzen im Marihuana viel besser mit Fetten und Lipiden (z.B. Butter) binden, als mit Alkohol. Durch den hohen Druck, der durch den Stickstoff in einem Sahnespender entsteht, wird der Bindungsvorgang extrem beschleunigt, indem der Alkohol und das Gras auf mikroskopischem Level angeregt werden—eine schnelle Lösung, bei der auch das Dosieren viel einfacher ist.

Und wem haben wir diese revolutionäre Innovation zu verdanken? Die Stickstoff-Methode, um Alkohol mit Aromen anzureichern, wurde ursprünglich 2010 von Dave Arnold vom The International Culinary Center erfunden und kurz darauf wandte der legendäre New Yorker Bartender Don Lee sie auf Cannabis an—mit sehr positiven Ergebnissen.

„Ich habe es noch nie in einer Bar serviert, weil es das Risiko nicht wert ist. ", erzählte mir Lee. „Irgendwie fing ich dann an, meinen selbst gemachten Grünen Drachen in einem Flachmann herumzutragen und ihn mit anderen Bartendern zu teilen. Meistens wollten sie wissen, wie die Methode funktioniert und so hat sie sich einfach per Mundpropaganda verbreitet."

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Zumindest war das bis 2013 so, als Popular Science ein Feature über diesen wachsenden Trend veröffentlichte. Damals verwendete Lee für diese Story ein Pseudonym, aber mittlerweile bekennt er sich offen dazu. Nachdem er bereits im PDT, im Momofuku und vielen anderen Cocktail-Hotspots gearbeitet und die „Fat Washing"-Methode populär gemacht hatte—eine Technik, die schon seit über 100 Jahren von Parfümeuren verwendet wird—, mit der er Spirituosen jedes Aroma von Speck bis Sesamöl verpassen konnte, hat Lee sich dazu bereit erklärt, Cannabis-Cocktails in der Öffentlichkeit weiterzuentwickeln. Er entwickelte drei Getränke mit jeweils unterschiedlichen Marihuana-Sorten und folglich unterschiedlichem Geschmack. Dazu verwendete er drei seiner Lieblingssorten.

Genau wie ein Green Apple Martini eine ganz bestimmte Sorte dieses Obsts, hat Lee jetzt den ersten ernsthaften Versuch (der mir bekannt ist) gestartet, dieses Prinzip auf Marihuana-Cocktails umzumünzen. Weiter unten gibt's die Rezepte zu diesen Drinks, inklusive Lees ausführlichen Notizen.

Aber Vorsicht! „Wenn man Alkohol mit Marihuana kombiniert, verstärkt sich meist die Wirkung von beidem", warnt Lee. „Also halte dich vom Straßenverkehr fern und bediene keine Schwermaschinen!"

DON LEES CANNABIS-COCKTAILS

OG Kush (Hybrid)

Aromen: Kiefer, holzig, pflanzlich

Spirituose: Gin

REZEPT: Last Word mit OG Kush

Der Last Word ist ein klassischer Cocktail, der während der Prohibitionszeit in den USA von Bartendern heimlich im Detroit Athletic Club erfunden wurde. Heute gibt es einen Barkeeper in Seattle, der einen Weed-Gin-Cocktail mit einem Schluck Chartreuse macht, um den pflanzlichen Geschmack abzurunden. Das schien mir ein guter Weg, um alle Aromen mit dem OG Kush zu verbinden, der eine extrem harzige Note hat. OG Kush hat auch etwas Erdiges, deshalb funktioniert die Sorte gut mit Gin.

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Skywalker (Indica)

Aromen: tropische Früchte, Beeren, Bonbons

Spirituose: Rum

REZEPT: Ananas Daiquiri mit Skywalker

Skywalker ist unter diesen drei Sorten definitiv die unbekannteste, aber sie hat ein wunderbar tropisches und fruchtiges Aroma, fast schon wie Bonbons. Ich schmecke Mango, Papaya und Ananas in diesen Blüten—das sind alles Aromen, die mich an Zuckerrohr erinnern, die Hauptzutat von Rum. Deshalb habe ich mich für einen Daiquiri entschieden. Aber denk daran, jeder Weed-Cocktail hat immer eine gewisse pflanzliche Komponente, wenn man für diesen Cocktail also einen weißen Rum verwenden würde, wäre sie zu auffällig. Um dieses Aroma zu übertönen, habe ich mich für einen eher seltenen Rum entschieden, der aus Ananas gebrannt wurde und deshalb diese sehr starke tropische Ananas-Note hat, die super zur Sykwalker-Sorte passt. Ich habe mich auch für einen handgeschüttelten und keinen Frozen Daiquiri entschieden, damit man wirklich alle Zutaten schmeckt.

Sour Diesel (Sativa)

Aromen: Skunk, chemisch, Benzindunst

Spirituose: (Torfiger) Scotch

REZEPT: Rob-Roy-Cocktail mit Sour Diesel

Das sehr starke Skunk-Aroma verbinde ich immer mit Sour Diesel. Wenn man es als als Skunk- oder Benzindunstaroma beschreibt, hat das immer einen negativen Touch. Aber genau daher hat Sour Diesel auch seinen Namen. Also gilt auch hier: Spiele mit den Aromen, anstatt sie zu verdecken. Ich dachte an einen torfigen Scotch wie ein 10-jähriger Talisker, der nicht zu rauchig ist, aber eben torfig. Denk auch daran, wenn du Alkohol mit Marihuana anreicherst, bekommt das Getränk immer eine bittere Note, weil die Pflanze Chlorophyll ausstößt. Deshalb funktioniert der mit Sour Diesel angereicherte Scotch in spirituosenlastigen Cocktails wie dem Old Fashioned nicht so gut, weil man die Bitterkeit mit Zucker ausgleichen müsste. Man rundet den Scotch lieber mit einem sehr süßen Wermut ab, der auch eine starke pflanzliche Note hat, die sich gut mit der Bitterkeit paaren lässt. Das Ganze, wie man so schön sagt, ist mehr als die Summe seiner Teile.