FYI.

This story is over 5 years old.

Francesco Totti

„Ich verkörpere den Traum vieler Kinder" – Francesco Totti im Interview

Einen wie Totti wird es nicht noch einmal im modernen Fußball geben. Im Interview erzählt er, warum die Loyalität zu Rom sein größter Erfolg war und wie sich der Fußball seit seinem ersten Spiel 1993 veränderte.
Foto: Imago

Es ist schwer, über Francesco Totti zu sprechen und nicht in Pathos zu verfallen. Denn Fakt ist: Einen wie Totti wird es wohl nicht nochmal geben. Seit 28 (!) Jahren spielt der gebürtige Römer schon für die Giallorossi, erst in der Jugend und ab 1993 dann für die Profis. 770 Profi-Spiele hat er für die Roma gemacht und war in der Zeit meist ihr bester Spieler. Immer wieder fragten die Top-Klubs des europäischen Fußballs an, doch Totti ließ sie abblitzen. In der globalisierten Welt des modernen Fußballs wollen weder Vereine noch Spieler so ein Commitment eingehen, deswegen ist diese Liebesbeziehung so einmalig. Und da wäre noch die Tatsache, dass Totti mit 40 immer noch spielt und sich offen hält, ob er nicht noch eine Saison dranhängt. Wie sinnig das ist, sei mal im Hinblick auf seinen Antritt dahingestellt, aber wahrscheinlich trägt genau dieses Nicht-loslassen-wollen zur Legende des Francesco Totti bei.

Anzeige

So ähnlich ging es wohl auch seinem Sponsor Nike. Die setzten dem 40-Jährigen mit dem goldenen Schuh Tiempo Totti X Roma ein Denkmal. Die limitierten Stücke gehen derzeit schon für 450 Euro auf Ebay weg. Im Rahmen der Schuhvorstellung gab "Il Capitano" ein Interview über seine Loyalität zu Rom und die Veränderungen im Spitzenfußball.

Mit gerade einmal 16 Jahren hattest du dein Debüt in der 1. Mannschaft der AS Rom. Erinnerst du dich an den Moment?
Francesco Totti: Ein Traum wurde wahr. Als Trainer Boškov nach einem Auswechselspieler suchte, war ich überrascht, dass er mich auswählte. Für einen Fußballfan war es der Wahnsinn, im Trikot der Roma sein Debüt zu feiern.

Seit damals hast du dich als Fußballspieler weiterentwickelt und auch dein Team hat viele Veränderungen durchgemacht. Wie bist du mit diesen Veränderungen klargekommen?
Ja, in den letzten 25 Jahren hat sich der Fußball sehr verändert. Es gibt einen anderen Rhythmus, eine neue Spielintensität. Die körperliche Verfassung der Spieler hat die technische Expertise verdrängt. Ich muss allerdings sagen, dass das für mich ein ganz natürlicher Prozess war. Die Erfahrungen, die ich über die letzten Jahre sammeln konnte, halfen natürlich dabei.

Man nennt dich il capitano eterno, der ewige Kapitän. Was bedeutet das für dich?
Es heißt, dass ich den Traum vieler Kinder verkörpere. Ich trage große Verantwortung.

Foto: Nike

Du hast dein Leben lang in Rom gelebt. Was schätzt du besonders an der Stadt? Kann man sagen, dass Rom auf der persönlichen und professionellen Ebene alles zu bieten hat, was du brauchst?
Rom ist die schönste Stadt der Welt. Immer wieder überrascht es dich mit kleinen Nebenstraßen und besonderen Details. Als gebürtiger Römer und Fan der Mannschaft ist es eine Ehre für mich, mein Leben und meine Karriere hier zu verbringen. Natürlich hätte ich woanders mehr Erfolge feiern können, doch mein größter Erfolg ist meine Loyalität zu Rom.

Anzeige

Wer ist der beste englische Spieler, gegen den du spielen durftest?
Steven Gerrard. Ein Champion, ein Vorbild.

Du hast über deine Karriere verteilt viele Preise und Meisterschaften gewonnen – Serie A, die Coppa Italia, den italienischen Supercup, die Weltmeisterschaft. Wie hat sich das Spiel über die letzten 25 Jahre verändert?
Die körperlichen Fähigkeiten der Spieler sind mittlerweile der dominierende Faktor – vorausgesetzt, es ist überall so wie bei uns. Früher war es weitaus einfacher, einen Moment der Schwäche mit guter Technik zu überspielen.

Früher sahen wir Spieler wie Hagi, Baggio, Maradona, Zidane und Riquelme. Glaubst du, dass der kreative Spielmacher – die Nummer 10 – heutzutage weniger Priorität hat als der Box-to-Box-Mittelfeldspieler?
Möglich. Die Nummer 10 spielt heute nicht mehr auf derselben Spielfeldebene wie früher und die Taktik hat sich wahrscheinlich geändert. Aber ich sehe das als wichtige Eigenschaft eines Fußballspielers: die eigene Rolle neu interpretieren zu können und neue Spielmöglichkeiten zu finden.

Wie hast du es geschafft, dich so lange konstant fit zu halten und auf deinen Körper aufzupassen?
Die Antwort ist schon in der Frage. Ich passe auf meinen Körper auf und halte mich fit. Aber am Wichtigsten ist, dass ich angesichts ernsthafter Verletzungen nie aufgegeben habe. Man muss zäh sein.

Du hast mit der italienischen Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft gewonnen. Aber wenn du deine mit AS Rom gewonnenen Pokale in der Hand hältst – sind diese vielleicht sogar wichtiger oder ergreifender für dich?
Das sind ganz verschiedene Emotionen. Sicher ist es als gebürtiger Römer ein unbeschreibliches Gefühl, im Trikot der Roma den Pokal zu gewinnen. Aber der Weltmeisterschaftssieg steht für ein Highlight meiner Karriere. Mit der Mannschaft, mit der ich damals in Berlin gewann, stehe ich noch heute im engen Kontakt.