FYI.

This story is over 5 years old.

venezuela

Venezolaner kann nicht Ski fahren und wird zum neuen Antihelden der Sportwelt

Adrian Solano lief gestern bei der Nordischen Ski-WM mit. Das Problem: Er kann kein Langlauf. Das liegt auch an der französischen Polizei. Jetzt hat die Gerechtigkeit gesiegt – und wir sind um einige Lachfalten reicher.

Ihr erinnert euch bestimmt noch an Eric „the Eel" Moussambani, den Schwimmer aus Äquatorial-Guinea, der zum heimlichen Helden bei den Olympischen Spielen von Sydney avancierte. Warum? Weil er im internationalen Vergleich nicht unbedingt zu den ganz Großen seiner Zunft gehörte, um es mal milde auszudrücken. Zu ihm gesellt sich jetzt ein neuer Antiheld, der Venezolaner Adrian Solano. Der nahm gestern am 10km-Qualifikationsrennen bei der Nordischen Ski-WM im finnischen Lahti teil. Mit einem klitzekleinen Nachteil gegenüber seinen Kontrahenten: Er hatte vorher fast noch nie auf Skiern gestanden. Es ist eine dieser Geschichten, die nur der Sport schreibt.

Anzeige

Der 22-Jährige kommt aus einem armen Land und lebt dort in ärmlichen Verhältnissen. Trotzdem hat er einen Traum: die Ski-WM in Finnland. In seiner Heimat übt er dafür fleißig – aber mehr als auf Inlinern zu trainieren, ist leider nicht drin. Um sein Land dennoch gebührend zu vertreten, will er schon Monate vorher nach Nordeuropa reisen, um dort endlich mal auf Skiern stehen zu können.

Doch daraus wird nichts: Er landet in Paris zwischen, wo die Beamten bei Solano misstrauisch werden. Mit seinen lächerlichen 28 Euro in der Tasche wird er kurzerhand für einen illegalen Einwanderer gehalten. Mit der Folge, dass ihm die Weiterreise nach Schweden untersagt wird und er im Flughafengefängnis landet. Nach fünf Tagen wird er in einen Flieger gesetzt und zurück nach Venezuela geschickt.

Bis dann kurz vor der WM ein Finne auf den Fall Solano aufmerksam wird und im Internet eine Crowdfunding-Kampagne lostritt. Innerhalb kürzester Zeit sind 4.000 Euro zusammengetrommelt und der Südamerikaner fliegt ein zweites Mal über den großen Teich.

Der Rest ist Geschichte. Und die hat aus sportlicher Sicht eigentlich kein Happyend, denn Solano muss das Rennen schon nach wenigen Kilometern abbrechen. Doch auf der kurzen Strecke sorgt er für genügend Highlights, damit wir auch noch in Jahren Grund zum Schmunzeln haben werden. Und das Wichtigste: Gelacht hat auch Solano, als er im Ziel – bzw. im Zieleinlauf – war. Denn sein Traum von Lahti ist am Ende echt noch wahr geworden. Und die Sportwelt um einen heimlichen Helden reicher.