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Fracking könnte der Grund für die neue Erdbebenhäufigkeit in Oklahoma sein

Oklahoma erlebte allein dieses Jahr schon 145 Erdbeben der Stufe drei und höher. Eine Studie untersuchte nun den Zusammenhang zum Fracking.

In Deutschland wird das Thema Fracking zwiespältig aufgenommen und die Gesetzesentwürfe des Bundes werden von der Gesellschaft kritisch beäugt. In Amerika dagegen wird diese Technik schon länger eingesetzt, um tief in der Erde liegende Gase und flüssige Rohstoffe zu fördern. Doch mittlerweile scheint es, als würde die Natur ihren Preis für diese Eingriffe fordern. Das frackingfreudige Oklahoma wird beispielsweise seit einiger Zeit stärker von Erdbeben heimgesucht als Kalifornien und der Grund dafür ist, einer gerade veröffentlichten Studie zufolge, wahrscheinlich die hydraulische Aufspaltung des Erbodens, das Fracking.

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Zwischen 1978 und 2008 erlebte die Gegend gerade einmal zwei Erdbeben der Stärke drei oder darüber.  Im Jahr 2013 waren es 109. Allein dieses Jahr, von Januar bis zum 2. Mai 2014, bebte die Erde sogar schon 145 Mal. Fast die Hälfte der Erdbeben in den mittleren und östlichen Vereinigten Staaten, also 45 Prozent, ereigneten sich im Staat Oklahoma.

Die Studie der Cornell Universität, die nun in Science veröffentlicht wurde, untersucht den schon länger vermuteten Zusammenhang zwischen den Frackingprozeduren und der plötzlichen Erdbebenzunahme in dem Staat, der für seine massive Produktion fossiler Energieträger bekannt ist.

Hauptautorin der Studie ist Dr. Katie Keranan vom Department of Earth and Atmospheric Science, sie bezeichnet die ausgelösten Beben als seismische Schwärme.

„Die Erdbebentätigkeit im mittleren amerikanischen Kontinent begann im Jahr 2008, vor allem in den Regionen mit aktiver, unkonventioneller Hydrokarbonproduktion.", schreibt Keranan in der Studie. „In Arkansas, Texas, Ohio oder Oklahoma wurden diese Beben, neben anderen Interpretationen, vor allem mit den Injektionen von Abwässern in Verbindung gebracht."

Beim Fracking werden durch einen hydraulischen Prozess (also durch Flüssigkeitsdruck) die Gesteine aufgebrochen, damit die in der Erde lagernden Bodenschätze entweichen können. Das durch die Rohstoffe verseuchte Fracking-Wasser bleibt im Boden.

Erdbebenzentren entstehen in abbaustarken Gebieten vor allem in zwei bis fünf Kilometern Tiefe. Die durch den massiven Einlauf von Abwasser verursachten Störungen breiten sich in der selben Tiefe aus und können Erdbeben von bis zu 35 Kilometer Reichweite auslösen. Somit könnte für die Beben in Oklahoma die Verteilung der Flüssigkeiten in den Hochleistungs-Brunnen verantwortlich sein.

„Diese Ergebnisse aus Oklahoma sind entscheidend für das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Flüssigkeitsinjektionen unter Hochdruck in den Boden und Erdbeben der Stufe drei und höher, die sich über große Distanzen ausbreiten können.", so Dr. Keranan. "Unsere Erkenntnisse zeigen das kritische Ungleichgewicht, welches durch den Mechanismus der massiven hydraulischen Fraktuierung der Oberfläche ausgelöst werden kann."

Da möglicherweise nur wenige der zahlreichen Frackingbrunnen für die Erdbebenzunahme verantwortlich sind, bezeichnet die Industrie diese Fördermethode als relativ sicher. Mit dem Schließen der jeweiligen „Unruhestifter" könnte die Erdbebengefahr also möglicherweise eingedämmt werden. Dennoch bleibt natürlich das verseuchte Wasser im Boden, was das Grundwasser auf Dauer mitverseuchen kann; ein definitiv nicht zu beschönigender Eingriff in die Natur.