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Dr. Schmidts Pain Index listet die schmerzhaftesten aller Insektenstiche

Der Insektenforscher hat sich im Auftrag der Wissenschaft von über 150 Arten stechen lassen—und einen Index des Grauens von Level 1 bis Level 4x erstellt.
Der Stich der Hornisse befindet sich auf dem Schmerz-Level 2. Bild: Wikimedia, Flugwapsch62 | CC BY-SA 3.0

Titelbild: Der Stich der Hornisse befindet sich auf dem Schmerz-Level 2. Bild: Wikimedia | Flugwapsch62 | CC BY-SA 3.0

Du warst am See und hast ein paar lästige Mückenstiche davon getragen? Dann gehörst du vielleicht zu der bemitleidenswerten Personengruppe, die einen besonders leckeren Körpergeruch für die kleinen tierischen Ärgernisse aussendet, aber—um die Kirche im Dorf zu lassen—es waren nur ein paar kleine Mücken.

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Justin Orvel Schmidt ist Insektenforscher am Southwestern Biological Institute in Arizona. Der Wissenschaftler wurde seiner eigenen Aussage nach schon von über 150 verschiedenen Insektenarten gestochen. Mit diesem Erfahrungsschatz fühlte er sich befähigt, einen Index aufzustellen, der—ähnlich wie es die Scoville-Skala für Chilis tut—die Intensität von Insektenstichen einordnet.

Justin Schmidt, der Insektenforscher. Bild mit freundlicher Genehmigung.

Der Schmidt Sting Pain Index unterscheidet vier Stichintensitäten, welche wiederum mittels Nachkommastellen noch einmal unterteilt sind. Insekten, deren Stiche keinen Schmerz verursachen, führte er übrigens gar nicht erst auf.

Um euch die schöne Sommerzeit etwas interessanter zu gestalten und vielleicht einen kleinen Stich-Schmerz-Wettbewerb in lockerer Runde anzuregen, haben wir Schmidts Index hier einmal ausgeführt. Die Zitate, mit denen der Forscher einzelne Stiche detailliert beschreibt, helfen vielleicht bei der Identifikation des Schmerzes.

Level 1 — „flüchtig und fruchtig"

Furchenbiene: Bild: flickr, Katja Schulz | CC BY 2.0

Level 1 ist harmlos. Wer von einer Furchenbiene verletzt wurde, hat kaum etwas gemerkt. Der Schmerz ist leicht, flüchtig, fast fruchtig, so die Skala. „Als ob ein einziger Funke ein einziges Haar auf dem Arm ansengt." Läppisch.

Level 1,2 — „scharf und beunruhigend"

Feuerameisen. Bild: flickr, Marufish | CC BY-SA 2.

Oha, es wird langsam unangenehmer. Die Feuerameise injiziert ihr Gift mit einem Wehrstachel in den menschlichen Körper (die noch folgenden Ameisenarten gehen übrigens ähnlich vor), was sich scharf, plötzlich und etwas beunruhigend anfühlt. „Als ob man über einen Flokatiteppich läuft, sich statisch auflädt und einen elektrischen Schlag bekommt."

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Level 1,8 — „stechend und hoch"

Knotenameise. Bild: Wikimedia, Gary Alpert | CC BY-SA 3.0

„Ein seltener, stechender, irgendwie hoher Schmerz. Als ob jemand eine Heftklammer in deine Wange schießt." Dieses Erlebnis verspricht die Knotenameise, die von Mai bis September ausschwärmt und sich besonders in eher feuchten, sandigen Gebieten zu Hause fühlt. Von Oktober bis März halten diese Ameisen allerdings Winterruhe.

Level 2 — „herzhaft und heiß"

Kurzkopfwespe. Bild: Wikipedia, Soebe | CC BY-SA 3.0

Die in unseren Breiten recht unbeliebte Wespe bekommt von Dr. Schmidt eine herzliche Beurteilung. Ihr Stich ist „reichhaltig, herzhaft und heiß".

Zur weiteren Veranschaulichung bezieht sich Schmidt auf den amerikanischen Komiker W. C. Fields, der in seinen Auftritten den liebenswerten, aber misanthropischen Egoisten verkörperte und somit einen entfernten US-Verwandten von Ekel Alfred Tetzlaff darstellt. Der Stich einer Kurzkopfwespe ist demzufolge leidenschaftlich menschenfeindlich: „Als ob W.C. Fields eine Zigarette auf deiner Zunge ausdrückt."

Level 2x — „stumpf und brennend"

Honigbiene. Bild: Public Domain Images, John Sullivan | Public Domain

Der Kurzkopfwespe auf den Fuß folgen die Honigbienen und Hornissen. Auch bei dieser Beschreibung behält Schmidt seinen wunderbar bildhaften Stil bei, der sich sehr gut auf der Haut nachfühlen lässt: „stumpf und brennend." Präziser kann ein Stich wohl kaum beschrieben werden. Eine Honigbiene oder eine Hornisse hat euch gestochen wenn ihr das Gefühl habt, ein abgebrochener Streichholzkopf würde auf eurer Haut abbrennen.

Level 3 — „ätzend und unerbittlich"

Feldwespe. Bild: Wikipedia, Böhringer | CC BY-SA 2.5

Langsam wird es wirklich unangenehm. Wenn du ein Opfer der Feldwespe geworden bist, dann ist der Schmerz brennend, ätzend und unerbittlich. „Als ob jemand einen Bohrer benutzt, um einen eingewachsenen Zehennagel freizulegen oder man einen Becher mit Salzsäure über eine Schnittwunde schüttet."

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Die gleiche Plage spendiert dir übrigens auch die Ernteameise.

Ernteameisen der Gattung Messor. Bild: Wikipedia, Donkey shot | CC BY-SA 3.0

Auch wenn ihr Stich nicht wünschenswert ist, wurde der unendliche Fleiß der Ernteameise bereits in der Bibel zitiert:

Sprüche 6, 6-11: Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr! Wenn sie auch keinen Fürsten noch Hauptmann noch Herrn hat, so bereitet sie doch ihr Brot im Sommer und sammelt ihre Speise in der Ernte.

Level 4 — „blendend und furchtbar elektrisch"

Tarantulafalke. Bild: Wikipedia, Davehood | Gemeinfrei

Der nächste Kandidat changiert bereits in der schmerzhaftesten Kategorie namens Level 4. Pepsis Formosa, auch bekannt als Tarantulafalke, ist eine Wespenart aus der Familie der Wegwespen, die gerne mal Jagd auf Vogelspinnen macht. Diesem Tierchen werden wir in Deutschland allerdings kaum begegnen, da die Pepsis Formosa vor allem in Mittelamerika beheimatet ist. (Wer weiß jedoch, ob sie nicht irgendwann einmal eingeschleppt wird…)

Ihr Stich ist heftig, blendend und furchtbar elektrisch. „Als ob jemand einen laufenden Haartrockner in dein Schaumbad fallen lässt."

Level 4x — „rein und intensiv"

24-Stunden-Ameise. Bild: Wikipedia, Hans Hillewaert | CC BY-SA 4.0

Schlimmer als ein Fön in der Badewanne kann es kaum werden, sollte man denken, doch Dr. Schmidt und seine Insekten-Skala legen noch einen drauf. Der Giftstich der 24-Stunden Ameise lässt dich unter einem reinen, intensiven, strahlenden Schmerz leiden. „Als ob man über glühende Kohlen läuft und dabei einen sieben Zentimeter langen, rostigen Nagel in der Ferse stecken hat."

Dieses Exemplar ist mit einem Wuchs von bis zu 2,5 cm eine der größten Ameisen der Welt, wird für den gemeinen Mitteleuropäer jedoch eher ein weniger schönes Urlaubserlebnis aus Mittelamerika oder dem tropischen Regenwald bleiben.

Neben dem Bild mit den glühenden Kohlen und dem Nagel im Fuß charakterisiert Dr. Schmidt Level 4 auch folgendermaßen: „das willst du lieber nicht kennen lernen, stell dir vor, du steckst deinen Finger in eine 240 Volt-Steckdose".