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Gamer verwandelt Sims in Pornowelt zum Nachspielen und verdient damit 4000 Dollar pro Monat

„In diesem Spiel geht es darum, alles tun zu können, was man will. Ich erweitere lediglich das Spektrum.“ Doch wo genau die Grenze zwischen sexueller Vorliebe und Tabubruch verläuft, muss der anonyme Modder jedes Mal selbst entscheiden.
Bild: Screenshot

Blümchensex wäre noch ein Euphemismus für das, was im Sims-Universum unschuldig als „Woohooing" bezeichnet wird: Comic-Herzchen und Gekicher, außerdem ein dezentes Abblenden – mehr gibt es nicht zu sehen in einer virtuellen Welt, die bislang noch jeden Nippel verpixelt hat. Weil eine goldene Regel der Videospielwelt jedoch zu lauten scheint, dass es für jedes Game mit weiblichen Charakteren eine Nackt-Mod geben muss, sind auch die Sims längst nicht mehr jugendfrei. Die Modifikation „WickedWhims" allerdings geht ein paar Schritte weiter und verwandelt das sonst so prüde Spiel in eine virtuelle Pornowelt, in der nicht nur die Hüllen, sondern gleich jedwede Tabus fallen.

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Jahrelang beschäftigte sich der Modder Turbodriver mit der digitalen Lebenssimulation im Allgemeinen und Sex-Mods im Speziellen, davon leben kann der Hobbyentwickler aber erst seit einigen Monaten. Sein ursprünglich als Freizeitprojekt gestartetes Projekt begann kurz nach der Veröffentlichung des aktuellen Spiels, Sims 4. Als begeisterter Fan des Vorgängers wunderte sich der Gamer über das Fehlen jeglicher Nackedei-Modifikationen, die im dritten Teil noch zahlreich vorhanden waren. Kurzerhand entschied sich der bis dahin technisch wenig beschlagene Zocker dazu, selbst aktiv zu werden.

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Kein leichtes Unterfangen: Da es keinerlei bestehende Programme gab, an denen sich der Modder hätte orientieren können, musste er ganz von vorne anfangen – in seinem Fall beim autodidaktischen Lernen einer ganzen Programmiersprache. Es dauerte seine Zeit, doch schließlich bot er die erste Version zum Download an: „WickedWoohoo" gewann zwar schnell zahlreiche Fans, zog jedoch auch böse Blicke des Publishers Electronic Arts auf sich. Das Unternehmen fürchtete, der an die Sims-Terminologie angelehnte Name der Modifikation („Woohooing" steht im Spiel quasi als Synonym für Sex) könne Spieler zur Annahme verleiten, es mit einer offiziellen Erweiterung zu tun zu haben.

Der Name musste geändert werden, dem Erfolg tat das aber keinen Abbruch: Mit zunehmender Popularität des Spiels erhielt auch die Sex-Mod immer stärkeren Zulauf – kaum etwas belegt das eindrucksvoller als dessen Patreon-Einnahmen. Um das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden, entschied sich Turbodriver früh dazu, die Crowdfunding-Plattform zur Finanzierung seiner Arbeit zu nutzen. Noch im Herbst vergangenen Jahres erhielt er dort monatlich rund 1000 US-Dollar. Inzwischen, kaum mehr als ein halbes Jahr später, haben sich seine Einnahmen mehr als vervierfacht; seine 1005 Unterstützer spülen dem Entwickler derzeit Monat für Monat 4173 US-Dollar in die Kasse. Längst wollen auch andere Programmierer ein Stück vom Kuchen abhaben: Wie Turbodriver gegenüber dem Spielemagazin Kotaku angibt, schätzt er die Zahl weiterer Modder, die sein Projekt um neue Features erweitern, auf rund 30. Einige davon haben bereits sehr erfolgreich ihre eigenen Patreon-Kampagnen gestartet, wie etwa Animator Mike 24, der dort monatlich rund 3000 US-Dollar verdient.

Da bleibt kein Auge trocken

Die Features von WickedWhims lesen sich wie die Kategorien einer Pornoseite: Analsex, Strap-on, Gruppensex, Schwangerschaft – selbst Details wie das Körperteil, auf dem der Mann zum Finale kommen soll, lassen sich auswählen. Neue Funktionen erweitern das bestehende Angebot zudem regelmäßig. Was es letztlich ins Spiel schafft, hängt jedoch maßgeblich von den Patreon-Unterstützern des Projekts ab, von denen er regelmäßig individuelle Anfragen erhalte: „Man lernt mit der Zeit wirklich ekelhaften Kram kennen", so Turbodriver. Doch egal ob eigenartige Fantasien oder ihm völlig unbekannte Fetische – da er finanziell von seinem Patreon-Publikum abhängig ist, kommt er vielen Sonderwünschen früher oder später nach. Dass es dabei gewisse Grenzen gebe, sei aber völlig selbstverständlich: „Alles beispielsweise, was in diesem Kontext mit Kindern zu tun hat, ist einfach nur falsch." Zumindest sexuelle Interaktion zwischen Erwachsenen und Jugendlichen ermöglicht die Modifikation allerdings, die Grenzen sind also fließend.

Dessen ist sich auch Turbodriver bewusst, der sich mit seiner ungewollten Wächterolle abgefunden hat: „Ich muss deine sexuelle Fantasien bewilligen, das ist nicht immer einfach." Was für die einen anziehend wirke, ist für andere bereits eine Grenzüberschreitung. Auch die Kohärenz des Gesamtbildes müsse einigermaßen gewahrt bleiben; käme er schlicht jedem Wunsch nach, „würde das in völligem Chaos enden."

Trotz aller ethischer Abwägungen: Ein Ende der Möglichkeiten sieht Turbodriver längst nicht gekommen. Ganz im Gegenteil, die Liste seiner geplanten Updates wird eher länger als kürzer. Neben der Integration neuer Stellungen oder dem künftigen Feature, die bestellte Pizza „auf ungewöhnliche Weise" zu bezahlen, schwebt ein Meilenstein über allen anderen: die sexuelle Autonomie der Sims. Bislang müssen Spieler den Sex ihrer Figuren geradezu orchestrieren; die virtuellen Menschlein haben kein Eigeninteresse an sexuellen Handlungen. Das zu ändern, ihnen Verlangen zu injizieren, ist Turbodrivers ambitioniertestes Projekt. Das vielleicht größte Problem bei diesem Unterfangen: Die sexuellen Vorlieben und Abneigungen müssen sich mit der Logik des Spiels decken. Standardmäßig ist jeder Sim durch individuelle Charakterzüge definiert, die sich auch in dessen Libido widerspiegeln müssen. „Sims können nicht einfach zufällig entscheiden, mit jemandem Sex zu haben – dahinter muss stets eine konkrete Motivation stecken, die dem sonstigen Verhalten der Figur entspricht." Mal schauen, ob der Autodidakt das Spiel auch um dieses Feature wird erweitern können.