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Reisen

Grüße aus Kabul

Die Leute im Panjshir-Tal haben die Russen und die Taliban besiegt. Sie sind womöglich die widerstandsfähigsten Leute der Welt. Wir haben ihr Krankenhaus besucht.

Die Leute im Panjshir-Tal haben die Russen und die Taliban besiegt. Sie sind womöglich die widerstandsfähigsten Leute der Welt. Wir haben ihr Krankenhaus besucht, wo gebrochene Knochen, Platzwunden am Kopf und Kugeln im Gesicht ungefähr die einzigen Dinge sind, die einen mutigen Panjshiri ans Bett fesseln.

Circa zwei Stunden nördlich von Kabul gelegen ist Panjshir der sichterste Ort in Afghanistan; eine schöne Reihe von Tälern, wo es keine Umweltverschmutzung oder Selbstmordattentate gibt. Ein Eingang führt ins Tal und der wird von ansässigen Soldaten bewacht. Wenn du kein Panjshiri bist oder nicht von einem Panjshiri eingeladen wurdest, dann kommst du nicht hinein. Das macht den Ort so sicher.

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Darüber hinaus - jeder in Afghanistan wird dir das sagen - legt man sich mit diesem Stamm nicht an. In den letzten zwei Monaten sind hier oben drei amerikanische Soldaten getötet worden. Manche Leute wollen einfach nicht hören.

Ähnlich wie brasilianische Kinder die geborenen Fußballer sind, kommen die Panjshiri mit der Gabe gesegnet auf die Welt, ordentlich Krawall zu machen. Sie sind alle Kämpfer. Und auch wenn sie keine Rote Armee oder Taliban-Soldaten mehr abgreifen, sind sie immer noch sehr blutrünstig zueinander. Donnerstag beginnt in Afghanistan das Wochenende. Außerdem ist das der Tag, an dem gute afghanische Muslime böse werden und Alkohol trinken. Im lokalen Krankenhaus ist der Freitag auch als „Messerstichfreitag" bekannt.

Wir haben einen Freitagnachmittag im Emergency verbracht, einem Krankenhaus, dass von der italienischen NGO gleichen Namens gegründet wurde und verwaltet wird. Wir haben einen Mann getroffen, dessen Bein von einer noch aktiven russischen Landmine aufgesplittert wurde. Wir haben einen Bauern getroffen, der eine Kugel in der Rücken verpasst bekommen hat, die sich ihren Weg durch seine Rippen geschlagen hat und durch seinen Kiefer wieder ausgetreten ist. Er kam erst zwei Tage danach ins Krankenhaus. Bis dahin hat er wahrscheinlich gehofft, dass ihm etwas Tee und ein bisschen Ruhe die Schmerzen nehmen würden. Und wir haben nur um ein paar Stunden einen Mann verpasst, der sich selbst verletzt hatte. Er ist mit einem Jagdmesser im Schädel im Krankenhaus aufgetaucht. „Messerstichfreitag" ist kein Witz.

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Das Gesicht von Ahmad Shah Massoud, „Der Löwe von Panjir" und früherer Anführer der Mudschaheddin, hängt an einem Schulgebäude im Tal

Ex-Mudschaheddin-Kämpfer aus Panjshir

Afghanistan ist ein Kadaver, der von Geiern umgeben ist. Sie haben schon angefangen, daran zu nagen. Sobald die internationalen Streitkräfte abziehen, werden die Taliban ihn verschlingen. Aber solange im Panjshir-Tal neue Generationen von harten Bastarden gezüchtet werden, werden sie das ganze Land nie kriegen. Um das zu bestätigen, haben wir unseren Fahrer gefragt, einen Ex-Mudschaheddin aus Panjshir, was er von den Taliban hält.

„Die Amerikaner machen es falsch," sagte er. „Wenn sie uns Kontrolle über ihre militärischen Mittel geben würden, würden wir die Taliban in einem Monat zerstören." Dann machte er damit weiter, sich mit einem Baustamm die Zähne zu säubern, Panzer zwischen seinen Arschbacken zu zerdrücken und ganze Kuhherden mit einem einfachen Schnauben über die Felder zu treiben.