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Popkultur

Erst Brexit, jetzt das: In Großbritannien müssen Pornoseiten bald verlässliche Alterskontrollen besitzen

Erst bringen die Alten sie um die EU-Mitgliedschaft, jetzt sperren sie ihnen auch noch die Pornoseiten. Junge Briten haben es heute wirklich nicht leicht—von den verheerenden Auswirkungen auf die Privatsphäre mal ganz abgesehen.

Wir dürfen das. Wir sind erwachsen | Foto vom Autor

Das Gerücht macht schon länger die Runde, aber nun herrscht Gewissheit: Der beliebte Teenagerinitiationsritus—aka die ersten Schritte in der großen Welt der Onlinepornos—dürfte für die nächste Generation junger Britinnen und Briten schon bald in das Reich der sagenumwobenen Legenden gehören. Um Pornoseiten besuchen zu können, wird man auf der Insel nämlich ab 2017 sein Alter verifizieren müssen.

Die britische Regierung hat im Zuge der neuen Digital Economy Bill, die nächstes Jahr in Kraft treten soll, nämlich auch Pläne für eine umfassende Alterskontrolle auf Pornoseiten bekanntgegeben. Das bedeutet, dass den Inhabern von Internetseiten mit nicht-jugendfreiem Material Strafen von bis zu 250.000 Pfund [knapp 300.000 Euro] drohen, wenn sie das Alter der Seitenbesucher nicht vernünftig kontrollieren. Wie genau diese Kontrolle ablaufen soll, ist noch nicht klar. Deswegen hat der Gesetzesentwurf auch Datenschutzaktivisten auf den Plan gerufen, die befürchten, dass dadurch schon bald die Registrierung mit einer Kreditkarte erforderlich wird.

Die Open Rights Group, eine Organisation, die sich für Privatsphäre und Redefreiheit im Internet einsetzt, sagte dazu: "Auch wenn wir es als unterstützenwertes Anliegen betrachten, Kinder vor Pornografie zu schützen, bringen Alterskontrollen viele Probleme mit sich, wenn die Privatsphäre und das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht in Mitleidenschaft gezogen werden sollen."

Da es sich dabei um eine unglaublich gigantische Aufgabe handelt—wie viele Briten jetzt gerade Porno gucken!—, hat die Regierung vorgeschlagen, eine neue Kontrollinstanz zu erschaffen. Diese Instanz hätte dann die Möglichkeit, sich mit Kreditkartenfirmen kurzzuschließen, auch wenn die Seiten selbst die Zusammenarbeit verweigern.

Der Gesetzesentwurf solle Großbritannien dabei helfen, eine "Führungsposition in der digitalen Ökonomie" zu erlangen—was auch immer das heißen soll.

Handelt es sich dabei also um eine begrüßenswerte Maßnahme oder doch nur einen weiteren Angriff auf die Privatsphäre? Die britische Kinderschutzorganisation NSPCC unterstützt das Gesetz. Immerhin hat die Hälfte aller Schulkinder zugegeben, sexuelles und gewalttätiges Material im Internet gesehen zu haben. Die Auswirkungen, die das auf junge Teenager hat, scheinen auch durchaus besorgniserregend zu sein. Letzten Endes wird das neue Gesetz aber wohl schwer durchzusetzen sein. Immerhin reden wir hier vom Internet, wo Porno König ist und masturbierende Jugendliche und Erwachsene seine ergebenen Untertanen.