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Musik

Die Gema-Einigung ist eine Witzveranstaltung

Die GEMA feiert die Einigung mit drei Verbänden als Durchbruch und ihre Pressekonferenz war eine Farce.
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Ist das jetzt der Durchbruch im monatelang währenden Streit? Die Gema verkündete am Montag, dass man sich mit Diskotheken und Veranstaltern über neue Vergütungsrichtlinien geeinigt hat. Das ging jetzt aber plötzlich. Zur Erinnerung: Die Gesellschaft für musikalische Aufführungsrechte beschloss vor wenigen Monaten Clubs, Varietés und Musikkneipen mit einem neuen Tarifsatz in die Pflicht zu nehmen. Demnach sollten ab 2013 pauschal zehn Prozent der Eintrittsgelder an die Gema gehen. Außerdem fließt auch die Größe der Location mit in die neuen Abgabenpläne hinein. Viele Veranstalter liefen Amok und mit ihnen tausende Clubbesucher. Von Mehrabgaben bis zu 1.600 Prozent war die Rede. Ein Clubsterben würde in ganz Deutschland einsetzen, befürchteten sie.

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Aber nun habe man sich ja ausgesöhnt. Nicht nur das: Die Clubs sind sogar selber auf die Gema zugegangen, heißt es. In der Pressemitteilung der Gema steht, dass man sich mit drei Vereinen auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt habe: Der Verband deutscher Musikschaffender (VDM), die Deutsche Diskjockey-Organisation (DDO) und dem Verband Deutscher Diskotheken-Unternehmer (DDU). Alle drei Vereine hat Klaus Quirini gegründet, der sich selbst als „ersten Discjockey weltweit bezeichnet“.

Das Problem: Der DDU vertritt nur 300 Mitglieder. Zum Vergleich steht die Bundesvereinigung für Musikveranstalter für 150.000 Mitglieder. Mit dieser gab es keine Einigung und wird es so schnell auch nicht geben. „Die Gema hatte uns vor Wochen die selben Angebote unterbreitet" sagt Stephan Büttner, Vorsitzender der Dachorganisation des deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga gegenüber Welt.de. „Er ändert nichts an der existenzgefährdenden Natur des neuen Gema-Tarifs."

Natürlich folgen wir der Einladung zum Gema-Pressegespräch ins Maritim-Hotel zu Berlin, direkt gegenüber vom Verteidigungsministerium. Ich werde in Salon 3 geführt. Am Ende des Raumes sind Kaffee, Getränke und Schnitten aufgebahrt. Vorne am Rednertisch sitzen zwei Anzugträger von der Gema, die Sprecherin und eine Frau, von der keiner eine Ahnung hat, was sie da genau macht. Links sitzen Klaus Quirini, ehemals DJ Heinrich, und Udo Starkens, Vorsitzender der DDU. Einer der Anzugträger erzählt etwas von Einführungsnachlassen von 20 Prozent. Der Andere verspricht Laptopzuschläge für die Veranstalter, die bei dem neuen Tarif mitmachen wollen. Treuerabatt auf Gebühren.

Klaus Quirini meint: „Es geht nicht an, dass ein Urheber sagt: ,Ich höre in einer Diskothek andauernd meine Musik spielen und kriege da zwei Cent für‘“, und findet „Die Gema ist uns sehr entgegengekommen.“ Und Udo Starkens reüssiert: „Die Gema ist nicht böse.“

Die Fragerunde ist eröffnet. „Welcher Prozentsatz an Diskotheken akzeptiert den neuen Tarifvertrag?“, fragt eine Journalistin. Ausweichende Antworten. Die Reporter werden unruhig. Eine Andere hakt nach: „Wir sprechen hier von 150.000 Musikveranstaltern und hier sitzen zwei Vertreter, die nur einen winzig kleinen Teil abdecken. Wo soll hier der groß angekündigte Durchbruch sein?“ „Die Bundesvereinigung für Musikveranstalter hat nur etwa 70.000 Mitglieder. Da ist der Dönerbesitzer genauso drin wie das große Hotelbesitzer…“ versucht sich ein Anzugträger sich rauszureden.

Die Situation ist zum Fremdschämen. Die Journalistin neben mir schüttelt den Kopf: „Was für eine Witzveranstaltung.“ Ich schließe mich dieser Meinung an und verlasse das Hotel.