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Mondnazis in Cannes

In der Besetzung findet sich die Legende Udo Kier wieder, während der Soundtrack von Laibach geschrieben wurde.

Nächstes Jahr kommt der finnische Film Iron Sky raus und es wird ungefähr so aussehen: Als der zweite Weltkrieg endet, arbeiten deutsche Wissenschaftler in der Antarktis an einer bahnbrechenden Anti-Gravitations-Technologie, entwickeln schließlich ein paar Raumschiffe und fliegen zum Mond, wo sie die nächsten Jahrzehnte verbringen und eine Erdinvasion planen. Der richtige Dreh hat noch gar nicht begonnen und der Film wird ja auch bis 2011 nicht erscheinen, aber es gibt jetzt schon eine Fangemeinde, die so gespannt auf den Film ist, (der Teaser Trailer ist letzte Woche raus gekommen und hat jetzt schon 250,000 Klicks), dass sie sogar Geld an das Produktionsteam spenden.

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Von Tero Kaukomaa, der Associate Producer bei Lars von Triers Dancer In The Dark war, produziert, wurde das Screenplay für Iron Sky von einem preisgekrönten Sci-Fi Autoren geschrieben. In der Besetzung findet sich die Legende Udo Kier wieder, während der Soundtrack von Laibach geschrieben wurde. Ich habe mit Timo Vuorensola in Cannes gesprochen; dort, wo er die Weltallnazis an die Filmindustrie verkauft hat.

Hi Timo. Wie hat Cannes dir gefallen?

Timo: Es ist großartig, aber ich bin hier schon eine Woche lang nur am Rumrennen. Wir promoten den Film, sprechen mit Vertretern vom Filmverleih, zeigen Leuten unseren Teaser. Wir machen im Grunde einfach ein bisschen Lärm.

Bekommst du gutes Feedback?

Ja, es sieht ganz danach aus, als würde sich einfach jeder hier drüben für Iron Sky interessieren. Gerade kam Terry Gilliam vorbei und hat ein paar Fragen gestellt. Nichts besonderes, er kam einfach vorbei. War gerade auf dem Sprung.

Du warst schon die letzten paar Jahre in Cannes, richtig? Du hattest die Idee für Iron Sky schon ein Weile.

Ja, wir haben vier Jahre daran gearbeitet. Wir beginnen im September mit dem Dreh und haben unser Release Date. Es hat eine Weile gedauert alles zusammen zu bekommen, weil es ein Projekt mit „finnischem Budget" ist: 6,5 Millionen Euro.

Inwieweit wurde die Idee von den Behauptungen und der Verschwörungstheorie beeinflusst, die Nazis hätten in den 40ern ein Raumschiff entworfen?

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Ja genau, diese V2 Raketen mit denen sie angekommen sind. Wir saßen eines Tages in der Sauna und kamen auf die Idee einen Film über Nazis auf dem Mond zu machen. Wir dachten das käme irgendwie cool. Dann haben wir uns ein wenig im Internet umgesehen und, Scheiße, da sind echt viele Leute, die glauben, dass die Nazis UFOs entwickelt haben. Wir sind auf Verschwörungstheorien über Hitlers geheime Erfindungen in der Antarktis, Anti-Gravitations-Technologie. Also nahmen wir uns vor, die besten Dinge da raus zu sammeln und unseren eigenen Mythos zu schaffen. Da draußen gibt es schon viel Inspiration, wir mussten nur noch die verrücktesten und esoterischsten Sachen rausnehmen.

Wie hast du Johanna Sinisalo bekommen? Sie ist eine der renommiertesten Sci-Fi Autoren.

Ja, sie ist die bekannteste Sci-Fi Autorin Finnlands. Sie lebt in der gleichen Stadt, in der wir gearbeitet haben. Wir trafen sie auf einer Sci-Fi Gala, wo wir einen Award für Star Wreck bekommen haben, unseren vorherigen Film. Wir haben uns mit ihr unterhalten und auch wenn wir bedenken hatten, mit ihr über Mondnazis zu sprechen, hat sie gesagt „Klar, lass es uns machen!".

Also, welchen Ton wirst du anschlagen? Wie politisch soll das Ganze werden?

Wir wollten schon von Anfang an keinen Slapstick Film machen, kein preußischer Paradeschritt auf dem Mond. Wir wollten uns aus einem Winkel nähern, bei dem angenommen wird, dass die Theorie wahr wäre und gezeigt wird, was hätte passieren können. Es ist als solcher kein politischer Film, hat aber einen dunkel sarkastischen Ton. Wir wollten nicht Austin Power im Weltraum nachstellen, wir dachten eher an Dr Strangelove. Ich denke wir haben eine interessante und überraschende Story. Ja, wir bringen die Nazis vom Mond runter und ja, es wird eine riesige Invasion geben und heftige Weltraumschlachten, aber zusammengehalten wird all das von einer guten Geschichte.

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Wie hast du mit der Recherche begonnen?

Ich bin schön immer von Verschwörungstheorien fasziniert und als wir begannen an Iron Sky zu arbeiten habe ich stapelweise Bücher gelesen, von allgemeiner Nazigeschichte über geheime Naziwaffen, bis hin zur Mythologie der Uniformität und der Sprache. Ich habe versucht alles zu absorbieren, bis ich genug Bezugspunkte gesammelt hatte um anzufangen. Wir haben eine Gruppe von Spezialisten, die sehr viel wissen, über Nazis, Krieg, Weltraum und so was. Ich habe versucht es so realistisch wie möglich zu halten, mit den Nazis auf dem Mond.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Udo Kier ganz oben auf deiner Schauspielerliste stand.

Ja, das war er, Udo spielt den Mondführer. Da waren eigentlich genau zwei Dinge, die ich wollte, als wir da in der Sauna saßen und über den Film plauderten-Ich sagte Mondnazis wären gut, solang ich Laibach für die Musik und Udo Kier als Schauspieler haben könnte. Glücklicherweise konnte ich beide bekommen und sie formen das ganze Projekt zum Guten.

Fragst du immer noch Fans nach Spenden?

Wir haben jetzt ein bisschen mehr als 90% des Budgets. Wir vollenden den Film sowieso, das ist nicht die Frage, aber Fans danach zu fragen in den Film zu investieren war ein interessantes Experiment. Wir wollten den Fans die Möglichkeit geben Geld in den Film zu geben und als Resultat Geld an dem Film zu verdienen. Anfangs war ich besorgt, ob wir negative Reaktionen hervorrufen könnten und es niemanden auch nur einen Scheiß interessieren würde, doch es wurde gut. Ich denke das liegt vor allem daran, dass der Kern des Films vielen Leuten gefällt.

Ja, der Mond und Nazis, das sind gängige Motive. Warst du von der krassen Reaktion im Internet aus dem Internet überrascht?

Ja, sehr überrascht, weil wir eigentlich dachten das Thema wäre zu kontrovers und würde überhaupt nicht gut ankommen. Aber wir haben nun mal eine eingängige Devise: „1945 flogen die Nazis zum Mond … 2018 ist das Jahr ihrer Rückkehr". Jeder kann sich da irgendwie was drunter vorstellen. Es funktioniert.