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Drogen

Kurswechsel: Die Drogenbeauftragte will, dass mehr Schmerzpatienten Cannabis bekommen

Außerdem sollen die Krankenkassen dafür bezahlen, sagt Marlene Mortler seit heute.

Der Cannabis-Patient Günther Weiglein. Foto: Michael Knodt

In Zukunft sollen mehr Menschen Zugang zu medizinischem Cannabis bekommen, und die Kosten sollen ihnen von Krankenkassen erstattet werden. Das geht aus einem Interview hervor, dass die Welt mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Marlene Mortler geführt hat. (Im selben Interview erfährt man übrigens die interessante Neuigkeit, dass Frau Mortlers Sohn ihr vor kurzem gebeichtet hat, als Teenager gekifft zu haben. Das musste die CSUlerin dann „erstmal sacken lassen".) Die Drogenbeauftragte erklärte, dass die Politik „hier schnell Klarheit schaffen" müsse.

„Diese Neuregelung hätte ich lieber gestern als morgen", erklärte Mortler der Welt. „Mein Ziel ist, dass in Zukunft mehr Menschen als bisher Cannabis als Medizin bekommen können." Damit signalisierte die sonst als besonders Cannabis-feindlich geltende Drogenbeauftragte einen klaren Kurswechsel.

Marlene Mortler, Drogenbeauftragte und Mutter eines Ex-Gelegenheitskiffers. Foto: Henning Schacht | Wikimedia | CC BY-SA 3.0 de

Obwohl ein Urteil des Verwaltungsgerichts Köln im Sommer zum ersten Mal drei Cannabis-Patienten den Anbau zuhause erlaubt und damit die rechtliche Norm gelockert hatte, ist es immer noch alles andere als leicht, als Cannabis-Patient unbehelligt zu leben. Erstens zahlen die Krankenkassen nicht für das Cannabis, was Patienten dann trotz Kauferlaubnis dazu bringen kann, es doch selbst anzubauen. Und zweitens neigt die Polizei immer noch in vielen Fällen dazu, Cannabis-Patienten als trickreiche Dealer zu behandeln. In Bayern ist vor kurzem ein Cannabis-Patient gestorben, nachdem die Polizei sein Cannabis beschlagnahmt und ihn so zur Einnahme herkömmlicher Schmerzmittel gezwungen hatte.

Sollte die von Mortler angekündigte Gesetzesänderung eintreten, würde das eine große Erleichterung für Schmerzpatienten bedeuten, denen herkömmliche Schmerzmittel nicht mehr helfen. Eine Neuregelung ist also ein dringend überfälliger Fortschritt. Für den Freizeitgebrauch gilt das aber nicht: Frau Mortler hat (trotz Sohn!) immer noch kein Verständnis für Menschen, die lieber eine Tüte rauchen, statt sich die Leber wegzusaufen. Die Drogenbeauftragte beruft sich vor allem auf den Jugendschutz („Wir wissen, dass es Psychosen geben kann und Phasen, in denen sich alles nur noch ums Kiffen dreht") und wirft dem Grünen-Politiker Cem Özdemir „Verhamlosung" vor, weil der sich offen für die Legalisierung von Cannabis einsetzt ( = seinen Job als Volksvertreter ernst nimmt).