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Warum Deutschland niemals einen ordentlichen Nacktfoto-Skandal haben wird

Während amerikanische Oscar-Preisträgerinnen ihren Intimbereich präsentieren, trägt hierzulande selbst Helene Fischer bei der Ice-Bucket-Challenge einen Sport-BH.

Wenn es etwas gibt, was Leute im Internet interessiert, dann sind es Tiere, Serien-Streams und Titten. Nicht zwingend in dieser Reihenfolge. Wenig überraschend ist die Online-Community dann auch nahezu implodiert, als bekannt wurde, dass ein nicht näher benannter „Hacker“ an Nacktfotos von mehreren namhaften US-Stars gekommen sein soll. Unter den Betroffenen, deren intime Privatfotos angeblich durch eine Sicherheitslücke in Apples iCloud-Service in die Hände des schmierigen Daten-Gangsters gelangt sein sollen: Rihanna, Kirsten Dunst und die sonst nicht gerade skandalträchtige Jennifer Lawrence.

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Während nach wie vor nicht ganz sicher ist, ob es sich bei den bereits veröffentlichten Bildern nicht um Fälschungen handelt, tobt medial eine heiße Diskussion. Ist das Interesse an der nackten Haut von Personen, die ihren Lebensunterhalt im Allgemeinen damit bestreiten, in der Öffentlichkeit zu stehen, gerechtfertigt? Ist man ein schlechter Mensch und untergräbt die Würde der bloßgestellten Prominenten weiter, wenn man sich ihre ungeschönten Ärsche und Intimbereiche anguckt? Ein paar ganz abseitige Querdenker unterstellen den Opfern sogar, selbst an ihrer Misere schuld zu sein. Schließlich hätten sie die Bilder gar nicht erst machen müssen.

Fakt ist: Nicht nur im Heimatland des Nacktskandals überschlagen sich die Medien. Auch hierzulande wird heiß—und womöglich mit ein bisschen zu wässrigem Mund—über die geklauten Fotos berichtet. Das ist einerseits natürlich Sensationsheischerei allererster Güte, auf der anderen Seite aber mehr als verständlich. Denn seien wir mal ehrlich: Hätte irgendjemand Lust darauf, sich über Tittenbilder deutscher A-Liga-Promis das Maul zu zerreissen? Und wen würde man dann in ungelenker Porno-Pose auf dem heimischen Sofa zu Gesicht bekommen? Veronica Ferres?

Groß, blond, wahlweise Bundeskanzlerin oder betroffenes Waschweib—womit haben wir es eigentlich verdient, dass die fleischgewordene Betroffenheit mehr und mehr zur darstellerischen Allzweckwaffe der deutschen Film- und Fernsehszene avanciert? Die Amis haben eine strahlend schöne Oscar-Preisträgerin Anfang 20, wir haben die unverwüstliche Vroni und die ewig strenge Corinna Harfouch. Abseits des Bewegtbilds sieht es für Deutschland auch nicht besser aus. Oder was genau sagt es über die Sexyness unserer Nation aus, wenn Schlager-Superstar Helene Fischer die Ice-Bucket-Challenge im unförmigen Sport-BH durchzieht? Wenn die USA im Promibereich Drachenfrucht-Sorbet sind, ist die Bundesrepublik grobe Landleberwurst.

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Wie enttäuschend die ganz großen Skandale um nackte Haut in Deutschland ausfallen, zeigte sich dann, als ein vermeintliches FKK-Foto von Angela Merkel auftauchte. Zwar hätte die Aufnahme (falls echt) bewiesen, dass unsere Kanzlerin einst—Pardon—ziemlich gute Hupen hatte, von glamourösem Sex-Appeal oder vermeintlich unkalkulierter Verruchtheit war allerdings nichts zu sehen. Aber zurück zu den Stars abseits des Polit-Parketts. Wer bleibt denn noch, wenn wir die ganz großen Namen überfliegen? Iris Berben und Hannelore Elsner haben ihren Nackt-Selfie-Zenit eindeutig überschritten, die Brüste von Sybel Kekilli kennen wir alle spätestens seit Game of Thrones und Maria Furtwängler besitzt ungefähr den Sex-Appeal von Naturjoghurt.

In der Musikszene muss man sich gar nicht erst umgucken. Wenn schon Helene Fischer beim Versuch der Massenverführung grandios versagt, wer soll hierzulande dann für feuchte Schlüpper und erhöhten Kleenex-Verbrauch sorgen? Sämtliche gecasteten Popsternchen verkaufen ihre Brüste spätestens nach der zweiten gescheiterten Single sowieso an jeden Privatsender—ganz ohne öffentliche Aufregung. Genießt den Skandal um geleakte Promi-Genitalien jenseits des großen Teiches also, so lange er noch anhält. Wir wissen sowieso, dass ihr euch von keinem moralischen Zeigefinger dieser Welt davon abhalten lasst, ihr furchtbar schlechten Menschen.

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