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​Die EU könnte bald allen 18-Jährigen ein Interrail-Ticket spendieren

Vielleicht kann man die Kids so überzeugen, dass das 1 naise Union ist.

Yaaaaay Interrail! Foto: Ruben Bos | Flickr | CC BY 2.0

Was gibt es für einen jungen Menschen Schöneres, als in einem ruckeligen Zug nach Budapest endlich die Schuhe abzustreifen, quasi symbolisch für die elterliche Kontrolle, und den kleinen Raum mit dem Geruch von Füßen, Vorfreude und Abenteuer zu füllen? Nichts natürlich. Schon seit fast 50 Jahren sorgt das Interrail-Ticket dafür, dass dieser Traum für Jugendliche in ganz Europa erschwinglich bleibt. Und jetzt überlegen EU-Politiker, das Ganze nicht nur noch günstiger zu machen, sondern völlig umsonst. Jedem 18-Jährigen in der EU könnte die politische Gemeinschaft bald so ein Ticket spendieren.

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Die Idee stammt ausgerechnet von einem CSU-Abgeordneten: "Wie wäre es", fragte Manfred Weber am Mittwoch im EU-Parlament, "wenn wir jedem Jugendlichen zum 18. Geburtstag ein Interrail-Ticket schenken, damit er Europa erleben darf?"

Der Einfall könnte dem Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament spontan gekommen sein, kam aber schnell gut an. Der italienische Präsident Matteo Renzi findet das fantastisch, der Vizepräsident des EU-Parlaments Alexander Graf Lambsdorff auch, sogar die SPD und die Grünen mussten zugeben, dass die Idee des CSUlers gar nicht mal so schlecht ist.

Was den Politikern daran so gut gefällt, liegt auf der Hand. Spätestens seit dem Brexit setzen EU-Politiker ihre Hoffnung verstärkt auf die junge Generation. In einer Zeit, in der die Zustimmung zur Gemeinschaft in allen Mitgliedstaaten in nur einem Jahr signifikant gefallen ist, sind junge Menschen zwischen 18 und 34 um einiges enthusiastischer als ihre Eltern oder Großeltern, wenn es um die EU geht. Um die Begeisterung weiter anzufeuern, ist es bestimmt nicht verkehrt, wenn man die Kids dazu anspornt, die anderen Mitgliedsländer ausgiebig kennenzulernen.

Wie schön die Welt ist! Foto: Roland | Flickr | CC BY 2.0

Zwar sind nicht alle von der Idee begeistert. Der oberste Sozialdemokrat im EP, Gianni Pittella, findet zum Beispiel, die EU solle sich erstmal um "die täglichen Bedürfnisse der Menschen" kümmern. Man kann seinen Standpunkt verstehen. Die Welt hat ausgerechnet, dass das Projekt die EU jährlich eine bis anderthalb Milliarden Euro kosten könnte. Aber andererseits: Wäre ein Gratis-Interrail-Ticket für alle 18-Jährigen in der EU nicht genau die Art von Symbolpolitik, die den Europäern nochmal in Erinnerung ruft, was wir mit der EU alles erreicht haben? Sind das nicht die Grundwerte, auf denen das Staatenbündnis errichtet wurde: Verständigung, Mobilität und von billigem Wein klebrig erregte Teenager aus unterschiedlichen Nationen, die von Amsterdam bis Athen aufeinander herumrollen? Doch, das sind sie. Ein Hoch auf Manfred Weber!