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Sex

Der VICE Wrong Boner Blog

Hosenzelte, die eigentlich nicht sein sollten.

Manche von euch wissen vielleicht schon, dass ich im Grunde genommen ein wenig behindert bin. Also, nicht unbedingt sichtbar behindert und auch nicht im vollen "I can count to potato"-Ausmaß, aber zumindest genug, um nicht restlos zu begreifen, dass man heutzutage längst nicht mehr "behindert" dazu sagt, wenn jemand einen Behindertenpass sein eigen nennt – was zugegeben ohnehin ein bisschen komisch ist, weil der Name von dem Ding sich auch in Zeiten von virulenter Political Correctness nicht angepasst hat, obwohl eine Bezeichnung wie "Vorteilskarte vom Sozialamt" weit weniger diskriminierend wäre. Findet ihr nicht auch? Wahrscheinlich nicht, wenn ihr nicht selbst ein bisschen behindert seid.

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Was ich jedenfalls sagen wollte: Ich sitze selbst nicht im Rollstuhl, trage keine Prothesen, war in keinem Krieg und kann auch ganz gut in die Hände klatschen, wenn ich mir richtig Mühe gebe – kurzum, ich bin mehr die Demo als die Vollversion und alles, was mir fehlt, ist ein bisschen Calcium in den Knochen, was mich in der Vorstellung der meisten Leute, denen gegenüber ich zum ersten Mal den Ausdruck "Glasknochen" erwähne, zu so etwas macht wie Samuel L. Jackson in Unbreakable und damit kann ich (genau wie mit den Glasknochen selbst) eigentlich recht gut leben.

Falls ihr euch schon wundert, wie meine 70 %ige Beeinträchtigung jetzt noch zu einem barrierefreien Boner der falschesten Art ausufern soll, möchte ich euch sagen: Contenance. Kommt schon noch. Wer wird so einen Wrong Boner bitteschön stressen. Sagen wir fürs Erste einfach, das dieswöchige Hosenzelt hat mit Urlaub in Ägypten, Krücken am Strand, Christopher Walken und dem Alien-Pseudo-Prequel Prometheus zu tun.

Wow, das klingt gerade so vielversprechend, dass ich beim Schreiben sogar selbst gespannt wie Sasha Greys Arschloch bin, was die Auflösung der Geschichte angeht. Leider kenne ich die Enttäuschung am Ende schon, was dem Ganzen ein bisschen den Lack nimmt, aber ihr könnt euch ja wenigstens noch negativ überraschen lassen.

BACKGROUND

Nennt mich komisch (wehe – I kill you!), aber immer, wenn ich Videos mit Krücken drin sehe, denke ich zuallererst an Ägypten. Und ich rede nicht von dem turbulenten, aufgewühlten Ägypten der Post-Tahrir-Platz-Gegenwart, sondern dem diktatorisch geschlossenen, aber populistisch/touristisch perfekt erschlossenen Ägypten meiner Jugend, als jedem noch scheißegal war, wer dieser Mubarak bitteschön sein sollte, der einen mit seinem Muränengesicht von den Fotos jeder Hotel-Lobby anstarrte und als es noch normal war, dass Sicherheitsbeamten dreizehnjährige Europäer mit ihren Maschinengewehren ins Visier nahmen, während einheimische Jugendliche gleich geschlagen und in die stinkenden Gassen zu den Tierkadavern geworfen wurden.

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Ja, Ägypten war ein glückseliger Ort für Familien, mittelschichtig, aber erstklassig, und voll von erhabenen Momenten für die Fotoshow zuhause, mit der man den Bekannten, die man eigentlich nicht mochte, den Neid in die Augäpfel treiben konnte, weil sie es wieder mal nur nach Jesolo oder nach Kroatien geschafft hatten. Abgesehen davon war es auch der Ort, wo ich mit dreizehn meine ostdeutsche Liebe fand und mit ihr tagelang nur im Hotelbett herumfingerte. Das ist jetzt weltpolitisch nicht sonderlich gut vertretbar und auch nicht besonders investigativ-journalistisch, aber ich war damals dreizehn, verdammt, und zumindest war es geil.

Dass ich damals zufällig auch eine gebrochene Hüfte hatte und mit Krücken rund um den Pool humpeln musste, tut eigentlich nichts zur Sache, erklärt aber, warum mir Gehhilfen heute noch prompt das dritte Bein aufstellen und ich beim Anblick des kommenden Videos sofort völlig gehunfähig werde.

BONER

Das Dumme ist nur, dass ich bei Ägypten und Krücken und dem ganzen Ossi-Love-In immer auch an die Maschinengewehrläufe der Securities denken muss, die sich einen Spaß daraus machten, uns keck ins Gesicht zu zielen, wenn beim Hoteleingang der Metalldetektor ausschlug. Ihr könnt euch also vorstellen, dass mein Behindi-Boner in der Regel nicht sonderlich lange hält. Deshalb bin ich umso glücklicher, dass mir gestern jemand diesen Link geschickt hat, damit ich mich für die Zukunft krückentechnisch auf das hier umkonditionieren kann:

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Ich muss beim Schauen zwar zwischendurch immer wieder auch ein bisschen lachen, aber das sollte einem wohltemperierten Boner eigentlich nichts anhaben. Ich sehe das vielmehr als Herausforderung, nach dem Motto: "Haha, wie doof, hoho, wie lächerlich, verdammt, wo sind die Taschentücher?"

Außerdem dauerte es keine zehn Sekunden, bis ich überzeugt war, dass genau das hier der viel bessere Trailer zu Prometheus wäre, der ja derzeit in aller Munde ist, obwohl der Film bislang verdammt nach altbewährter Alien-Ästhetik aus Ridley Scotts Comfort Zone aussieht und bei dem es sicher sowieso wieder nur um Michael Fassbenders Penis geht, der durch irgendwelche Bauchdecken stößt und damit Sigourney Weaver zum Weinen bringt.

Jetzt noch die Enttäuschung: Mit Christopher Walken hat das alles nur insofern zu tun, als ich finde, dass Weapon of Choice und Walkens Tanz gedanklich ganz hervorragend zu diesem sehr speziellen Boner passen. Ohne die kreiselnden Hüften des tischtanzenden Deer Hunters vor meinem inneren Auge wäre ich den Boner wohl nicht so schnell wieder losgeworden. Aber vielleicht versteht man das auch nur, wenn man behindert ist.

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