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Die größte Klowand des Universums—erschaffen von Ai Weiwei und Olafur Eliasson

Ai Weiwei und Olafur Eliasson wollten mit ihrem neuen Kunstprojekt der Welt eine Stimme geben. Die Welt will aber leider nur über Penisse und Hakenkreuze reden.

Wenn sich zwei der ehrgeizigsten und bekanntesten Künstler der Welt für ein Projekt zusammentun, dann sollte sich die Welt besser auf eine Sensation gefasst machen. Der Chinese Weiwei schafft es trotz aller möglichen Repressalien seiner Regierung seit Jahren, auf der ganzen Welt beeindruckende Kunstwerke zu zeigen, die immer gleichzeitig sehr gut aussehen und sehr nachdenklich sind. Der Däne Eliasson schafft es schon seit Jahren, überdimensionierte Installationen zu bauen, die vielleicht nicht besonders nachdenklich sind, aber auch noch nie jemanden geärgert haben.

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Auf der Falling Walls Conference letzten Freitag in Berlin haben die beiden Schwergewichte das Ergebnis einer monatelangen Kollaboration vorgestellt: die größte Klowand des Universums. Das Projekt heißt Moon und besteht aus einer Webseite, www.moonmoonmoonmoon.com, auf der man sich einloggen und dann einen im Google-Earth-Stil programmierten Mond bekritzeln kann.

„Hinterlass deine Spur auf dem Mond”, lautet die Aufforderung der beiden Künstler, und die Leute ließen sich nicht lange bitten. Der graue Mond hat bereits begonnen, sich in Solarwindeseile mit Kritzeleien aus der ganzen Welt zu füllen—und damit auch fast genauso schnell die charmante Ästhetik einer virtuellen Kneipenklowand angenommen.

„Wir beide glauben an das moderne Informationszeitalter und die damit verbundene Freiheit, im Internet frei miteinander kommunizieren zu können”, erklärte Ai Weiwei über eine Webkamera (er hat bereits seit Monaten Hausarrest in China) den Konferenzteilnehmern. „So wie ja auch niemand den Wind oder die Luft stoppen kann.“ Es geht bei dem Projekt also um freie Meinungsäußerung, um Austausch und gegenseitige gedankliche Befruchtung. Die entstandene Mischung aus Pathos, Poesie und Profanität ist genau die gleiche, die man sonst als Einladung zur Meditation in den Scheißkästen unserer Bars kennen und lieben gelernt hat.

Die beiden Künstler haben die Welt aufgefordert, sich zu äußern, und die Welt hat ihnen Geschlechtsorgane, Hakenkreuze und gefühlvolle Statements auf den Mond gemalt. Im Folgenden habe ich ein paar Screenshots von der Oberfläche gesammelt—eindrückliche Zeugnisse der „psycho-sozialen, oder psycho-emotionalen Konsequenzen davon, dass wir so unglaublich gut vernetzt sind.” (Eliasson) Der gemeinsame Aufruf der beiden Künstler ist in Auszügen unter den Bildern wiedergegeben.

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„In dem Moment der Berührung werden Dinge in Bewegung gesetzt. Zeichne etwas, um zu berühren und berührt zu werden. Wenn wir zusammen zeichnen, werden wir zusammengebracht. So können wir die Welt verändern, auf dem Mikro- und dem Makrolevel, individuell und kollektiv.”

„Berühr den Mond, indem Du darauf zeichnest—eine Vision, eine Kritzelei, einen Gruß, einen Gedanken … Deine Zeichnung ist ein Scharnier zwischen Dir, allen anderen, und dem Universum.”

Der Mittelfinger im Zentrum stammt tatsächlich vom Meister Weiwei selbst, der sich damit auf seine früheren Arbeiten bezieht, in denen er gern Gebäuden den Finger gezeigt hat.

„Indem wir Orte der Fantasie verbinden—indem wir festlegen, was wir teilten und wie wir es teilen—können wir größere Wirkung schaffen.”

„Durch Botschaften und bonverbale Kommunikation, in einer jedem Einzelnen eigenen Sprache, wird die kollektive Arbeit zu einem Zeugnis der persönlichen Freiheit, Kreativität, und Aktivität.”

Die drei Kugeln sind von Olafur Eliasson. Das kritische Urteil links oben stammt von „Jimmy Balls”.

„Feier mit uns die Zusammenkunft kreativer Kräfte vom ganzen Planeten, um den Übergang vom Nichts ins Etwas und vom Denken ins Tun zu zelebrieren. Genieße diesen Moment der Umwandlung.”

„Hinterlasse Deinen Fingerabdruck und beobachte, wie der gemeinsame Mond wächst, wenn andere ihn ebenfalls berühren. Lasst uns der Welt gemeinsam zeigen, dass unsere Spuren etwas bedeuten. Kreativität trotzt Grenzen.”

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„Ideen, Wind und Luft kann niemand aufhalten.”

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