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Die besten Weltuntergangsszenarien von 'Österreich'

Die besten Weltuntergangsszenarien der Zeitung ,Österreich', die auch mal einen „anerkannten Zombie-Experten" zitiert.
Weltuntergangsszenario von Oe24.at
Alle Bilder: Screenshots "Oe24.at"

Update 6. Dezember 2016: 'Österreich' hat es schon wieder getan.


Wir haben keine investigativjournalistischen Mühen gescheut und bei Google die Kombination von „Weltuntergang" und „Oe24" eingegeben. Und dann noch „Weltkrieg" und „Oe24". Und gleich anschließend „Meteorit" und „Oe24". Dabei sind wir draufgekommen, dass die Welt beinahe wöchentlich untergeht.

Zumindest, wenn es nach der Gratiszeitung Österreich und ihrer Onlineversion Oe24 geht. Mittlerweile sind wir uns gar nicht mehr so sicher, ob die Zeitung eher Sprachrohr von Werner Faymann oder das jedes Verschwörungstheoretikers der Welt ist. Hier eine kleine Auswahl unserer liebsten Weltuntergangsszenarios:

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„150 Jahre alter Brief kündigt 3. Weltkrieg an"

„Am 28. Mai kollabiert die Weltwirtschaft"

„ISIS plant das ,Ende der Welt'"

„Noch 7 Tage. So soll die Welt untergehen …"

„Feuersturm: Heute soll die Welt untergehen"

Wie man sieht, scheut Österreich—entgegen dem Grundsatz so ziemlich aller Nostradamuse dieser Welt—auch die Ankündigung genau definierter Ereignisse zu konkreten Terminen nicht; noch nicht mal dann, wenn das Datum in der nächsten Woche oder sogar am selben Tag liegt. Zumindest Mut kann man dem Medium schon nicht absprechen. Aber die Click- und Panikmache endet nicht beim Tagesbezug oder bei ISIS—auch Außerirdische, Weihnachten und Todestiere spielen eine maßgebliche Rolle im großen Austrogeddon:

„Experten: Aliens bedrohen Russland"

„Droht ein Dritter Weltkrieg? Russland bereitet sich auf Krieg vor"

„Asteroid rast zu Weihnachten auf die Erde zu"

„Noch vor Weihnachten. Asteroid kann Mega-Erdbeben auslösen"

„Verschwörungstheorie. Geheimer Planet soll diesen Monat Erde auslöschen"

„Killer-Clowns schlagen wieder zu"

„Todes-Spinnen bedrohen Sydney"

Wenn euch selbst das noch zu simpel und geradlinig ist, solltet ihr erstens die nachfolgenden Beispiele lesen und euch zweitens fragen, was mit euch falsch läuft:

„Todes-Orkan zerstört Ostern"

„Killer-Gelsen greifen an"

„Asiatische Killer-Hornissen greifen an"

„ISIS will Westen mit Zombie-Virus auslöschen. Dieses Virus könnte alle in ,brutale Killer' verwandeln"

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„Jetzt aber wirklich. Im Dezember soll die Welt untergehen"

„Experte: Meteorit könnte nächste Woche Erde auslöschen. Ein Meteorit soll auf die Erde zurasen und alles Leben zerstören"

Aber keine Panik. Die Deadlines sind großteils abgelaufen und haben sich in etwa demselben Maß bewahrheitet wie die Hochrechnungen vor der Wien-Wahl oder jede andere Weltuntergangsthese in der Geschichte der Menschheit. Viele Artikel verweisen zwar auf Quellen, die angeblich zur Entstehung dieser Headlines geführt haben, verlinken aber nicht zu ihnen, sodass es manchmal nicht ganz einfach ist, die Aussagen nachzuverfolgen.

Dabei wird auf Prediger, Verschwörungstheoretiker oder andere beliebige Experten aus dem Internet verwiesen—was die Quellen zwar unterhaltsam, aber eben auch zirka so glaubwürdig wie Spam-Mails von nigerianischen Prinzen macht. Im Artikel über den IS-Zombie-Virus wird zum Beispiel ein „anerkannter Zombie-Experte" zitiert, der das Szenario für denkbar halten soll. In den meisten Texten steht zwar am Ende, dass die Welt vermutlich eh nicht untergehen wird, aber trotzdem erklärt der Artikel davor, weshalb es doch ein bisschen sein könnte.

Im Artikel „Meteorit könnte nächste Woche Erde auslöschen" hingegen wird zum Beispiel keineswegs auf die Unwahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses hingewiesen, dafür aber eine theoretisch seriöse Quelle herangezogen: Der Autor, der nie angeführt wird, zitiert nämlich einen NASA-Wissenschaftler, gibt aber nicht an, woher dieses Statement genau stammt. In der Einleitung steht Folgendes: „Immer wieder kommen Asteroiden der Erde ziemlich nahe. Erst am Montag passierte Asteroid 2013 TX68 unseren Planeten in einer Entfernung von rund 4 Mio. Kilometer, was für astromische (sic!) Verhältnisse schon relativ knapp ist. Die Angst vor einem folgenschweren Einschlag auf der Erde bleibt also bestehen."

Am Ende des Artikels ist zusätzlich noch ein von Oe24 selbst produziertes Video eingebettet mit dem Titel: „Asteroid soll 2036 die Erde auslöschen." (Wobei mir 2036 sehr weit weg zu sein scheint, wo ja schon nächste Woche, kommenden Dienstag, an Weihnachten und in 2 Minuten die Welt untergeht.) Das Prinzip dieser Artikel ist einfach: Man nehme den Satz: „X soll am Y die Erde auslöschen" und setze je nach politischer Lage, Wetter und Befindlichkeit unterschiedliche Reizwörter ein. Fertig.

Sex ist eben nicht das einzige, das sich gut verkauft. Das Facebook-Posting „Droht ein Dritter Weltkrieg?" hat es vergangenen Sommer auf fast 400 Shares gebracht. Hans Dichand, der die Kronen Zeitung zu dem machte, was sie heute ist, beschrieb den Erfolg der Zeitung einmal so: „Kinder, Mädchen, Tiere, in dieser Reihenfolge". Österreich , das einmal die österreichische Süddeutsche werden sollte und nicht die österreichische Heute-Krone,hat dieser Zauberformel noch erfundene Interviews und ein paar spaßige Weltuntergangsszenarien hinzugefügt.