Einer geht noch! Mal wieder ist ein weiterer Monat um und es ist erneut an der Zeit, eure bisher verschont gebliebenen Gehirnzellen an der Theke des Deutschrap-Zirkus zu vernichten. Wo Rapper sich gemeinsam am Sangria-Eimer der Dummheit vergnügen und in der Folge den ein oder anderen bitteren Schwall ausspucken müssen.Unser Autor Juri Sternburg ordnet die Aufreger, Wahnsinnigkeiten und Absacker der Rap-Welt, bevor ihr endgültig den Überblick verliert und alles doppelt seht.
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Genetikk und das Hakenkreuz
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Puuuh, schwierig! Es ist erstens einfach eine unglaublich dumme Idee, ein Zeichen zu "retten", unter dem mehrere Millionen Menschen ermordet wurden. Zweitens ist es ja nicht so, dass wir alle auf Genetikk und ihr neues Hakenkreuz-Logo warten würden.Will sagen: Der Impact, den ein neues Genetikk-Logo mit Hakenkreuz auf die Welt hätte, ist vergleichbar mit dem Einfluss von Taylor Swift auf die #BlackLivesMatter-Bewegung. Sie wären einfach nur eine Trottel-Combo mit einem Hakenkreuz im Logo.Vielleicht wollten sie ja auch nur beweisen, dass jede Promo gute Promo ist. Dass dem nicht so ist, machte spätestens Mr. und Mrs. Sillas "Wir machen jetzt auf Die Geissens"-Nummer deutlich.Immerhin wurde ich getriggert und habe über Genetikk geschrieben. Also, gern geschehen, Jungs.Lieblings-Twitter-Kommentar:
Rap-Polizei und kein Ende in Sicht
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Trotzdem haut die Polizei in regelmäßigen Abständen neue Tracks heraus, die schlimmer sind als die gesamte Diskographie von Curse und seine Selbsthilfe-Podcasts zusammen. Diesmal war die Berliner Polizei dran:In diesem Fall ist zwar die Intention durchaus löblich und der Junge, der den ersten Part rappt, gibt sich auch alle Mühe … Aber spätestens, wenn der Beamte mit der verspiegelten Sonnenbrille und dem defekten Roboter-Flow in die Cypher steppt, wünscht man sich einen wütenden Mob G20-Randalierer herbei.Die Frage bleibt: Glaubt die Polizei tatsächlich immer wieder, diesmal einen echten Kracher produziert zu haben? Oder macht sie sich mit Absicht lächerlich, um in Zeiten des bayerischen Polizeistaats und der sächsischen Pegizei etwas sympathischer zu erscheinen?Beides wäre lachhaft und deshalb bleibt am Ende wieder nur zu sagen: Es gibt keinen guten Sound of da Police.Lieblings-Twitter-Kommentar:OK, Realtalk: In der Musikbranche hat fast jeder schon mal auf die ein oder andere Weise mit Red Bull bzw. der Red Bull Academy zusammengearbeitet. Ich auch. Denn – Realtalk continues – Red Bull zahlt Gehälter und Gagen, die sich kaum jemand anderes leisten kann. Red Bull stellt Studios und Locations für Acts zur Verfügung, die solch ein Equipment nie bezahlen könnten. Und Red Bull veranstaltet und sponsort Events, Gesprächsrunden und Beiträge von einer Qualität, die inzwischen Seltenheitswert hat.Das Problem ist nur: Gegen den Geschäftsführer von Red Bull, Dietrich Mateschitz, gibt es ein paar Rechtspopulismus-Vorwürfe. Der Österreicher finanziert mit seinem durch Brause verdienten Geld nicht nur die Red Bull Music Academy oder stampft Retorten-Fußballclubs aus dem Boden. Mit Servus TV besitzt er auch einen fragwürdigen Heimat-Fernsehsender, in dessen Talk-Sendungen auffällig oft Rechtsextreme reden dürfen. Belege für Mateschitz' dubiose Haltung gibt es spätestens seit einem seltenen Interview von 2017.
Red Bull und die Musiklandschaft
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VICE-Video: "Chaos in Chemnitz"
Genau deshalb war es unglaublich wichtig, dass die Live-From-Earth-Crew (zu der auch Yung Hurn gehört) vor Kurzem erklärte, nicht mit Red Bull zusammenarbeiten zu wollen. Das Künstlerkollektiv sagte seine Teilnahme bei einem angekündigten Event ab – mit einer ausführlichen und einleuchtenden Erklärung.Ein längst überfälliges Zeichen von etablierten Künstlern. Weitere müssten folgen, doch aktuell steht um Red Bull eine Schweigemauer in der deutschen Musik- und Presselandschaft. Einige richtig große Acts weigern sich schon länger, mit dem Energydrink-Hersteller zu arbeiten, aber sie tun es eher still und heimlich. Red Bull ist bisher einfach zu mächtig.Die Verteidigungsstrategie derer, die nach wie vor für den Konzern arbeiten, ist simpel: Wir machen mit dem Geld von Red Bull ja was Gutes, wir tragen ja auch alle Nike und essen Fleisch, und wo soll man denn dann anfangen? Ganz einfach: Genau hier sollte man anfangen!Hier, an einer Stelle, wo man selber aktiv beeinflussen kann, ob man einen kulturellen oder werbetechnischen Mehrwert für eine Firma erzeugt, deren Geschäftsführer den europaweiten Rechtsruck mitfinanziert. Geht es um Hashtags, Symbolpolitik oder Demos sind Künstler und Journalisten schnell in der ersten Reihe mit dabei. Geht es ums eigene Portemonnaie, sieht die Sache ganz anders aus. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.Lieblings-Twitter-Kommentar:
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Hier noch ein paar wohlschmeckende Absacker, um den klebrigen Red-Bull-Geschmack loszuwerden:
Last but not least: Hiob wird ein Album veröffentlichen. Wenn ihr Hiob kennt, wisst ihr, dass ihr das Album kaufen solltet. Wenn ihr ihn nicht kennt, lege ich euch hiermit ans Herz, das Album zu kaufen.Es wird Abgesänge heißen und am 8. November erscheinen. Wenn es nicht gut wird, soll ich dazu verdonnert werden, lebenslang täglich zwei Liter Red Bull zu trinken und dabei den Penny-Song von Samy Deluxe zu pumpen.
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Halt, Stopp! Fast hätte ich den Fler des Monats vergessen:
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