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Facebook will, dass ihr eure Nacktbilder hochladet – zu eurem eigenen Schutz

Mit einem neuen Feature möchte Facebook gegen Rachepornos vorgehen. Dafür müssen Nutzer der Plattform jedoch einen großen Vertrauensvorsprung geben.
Bild: shutterstock | Anikei

Facebook hat eine neue Strategie entwickelt, um gegen die Verbreitung von Rachepornos auf seiner Plattform vorzugehen: Ihr sollt dem sozialen Netzwerk freiwillig Nacktbilder von euch zeigen, damit Facebook solche Bilder sofort identifizieren kann, wenn sie jemand anderes ohne euer Einverständnis verbeiten möchte.

Das neue Feature, das gerade in Australien getestet wird, funktioniert dabei so: Zuerst lädst du ein Foto von dir im Facebook Messenger hoch, indem du eine Nachricht an dich selbst schickst. Dann markierst du dieses Foto für Facebook als "intime Aufnahme", die nicht ohne dein Einverständnis verbreitet werden darf.

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Daraufhin versieht Facebook das Bild mit einem sogenannten "Hash", erstellt also einen individuellen digitalen Fingerabdruck für die Datei. Facebook erklärt, dass nur die Hashes, nicht jedoch die Bilder gespeichert werden. Versucht nun ein anderer Nutzer deine Nacktfotos auf Facebook hochzuladen, gleicht Facebook das Bild mit den gespeicherten Hash-Werten ab – ist ein markiertes Bild darunter, kann das Bild nicht hochgeladen und verbreitet werden.

Facebook verlangt seinen Nutzern also einiges an Vertrauen ab, meint auch die Sicherheitsforscherin Lesley Carhart gegenüber Motherboard: "Ja, sie speichern die Bilder zwar nicht, aber die Aufnahme wird trotzdem übertragen und verarbeitet. Somit bleiben auch digitale Spuren im Arbeitsspeicher und vielleicht auch auf der Festplatte zurück", so Carhart. "Ich bin auf digitale Forensik spezialisiert und beschäftige mich täglich damit, gelöschte Bilder wiederherzustellen – von Festplatten und auch aus dem Systemspeicher. Es ist nicht einfach, alle Spuren einer Datei, wie Metadaten und Vorschaubilder, vollständig zu beseitigen."

Das Feature, das Facebook nun in Australien testet, funktioniert ähnlich wie das Meldesystem für Rachepornos, das die Plattform bereits im April eingeführt hat. Wenn jemand ein Bild auf Facebook oder Instagram meldet, wird es von den Moderatoren der Seite mithilfe eines Bilderkennungsprogramms markiert, damit es nicht weiter verbreitet werden kann. Laut Facebook wird außerdem das Konto des Nutzers, der das Bild geteilt hat, "in den meisten Fällen" gesperrt.

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Gegen unrechtmäßige Inhalte in geheimen Gruppen war Facebook bisher jedoch größtenteils machtlos. Dieses Problem wird vor allem durch Fälle wie dem von "Marines United" deutlich. In der geheimen Gruppe teilten mehr als 30.000 ehemalige und aktive Mitglieder der US-Marine Nacktbilder von Frauen ohne das Einverständnis der Fotografierten, darunter auch einige Kolleginnen. Inzwischen hat das Verteidigungsministerium eine Untersuchung gegen die Mitglieder der Gruppe eingeleitet.

Facebooks Feature gegen Rachepornos ist in Zusammenarbeit mit der australischen Regierung entstanden. Über das Online-Portal des eSafety Commissioners, also dem Beauftragten für digitale Sicherheit, können Australier den Missbrauch ihrer Bilder melden. Diese Meldung wird auch an Facebook weitergeleitet und der Nutzer dazu aufgefordert, seine privaten Aufnahmen mit dem Sozialen Netzwerk zu teilen.

Das Meldesystem der australischen Regierung | Bild: eSafety Commissioner

Nutzer können sich an das Portal wenden, wenn sie intime Bilder von sich im Netz entdeckt haben oder wenn sie befürchten, dass Aufnahmen durch Dritte, wie beispielsweise einen Ex-Partner, verbreitet werden könnten. Das australische Meldesystems für Rachepornos ist weltweit das Erste seiner Art. In Zukunft möchte Facebook sein Feature auch in anderen Ländern einführen, teilte ein Sprecher der Plattform Motherboard per E-Mail mit.

Gegen die Verbreitung von Nacktbildern auf anderen Seiten im Netz wird jedoch auch Facebooks neues Tool nichts ausrichten können. Auch wenn du selbst nie im Besitz des Nacktfotos warst, das jemand anders zu deinem Schaden verbreiten will, bleibt dir nur Facebooks bisheriges Meldesystem.

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Update 09. November 2017, 14:08 Uhr:

Nach einer Rückmeldung von Facebook wissen wir nun, dass die Bilder, die von Nutzern freiwillig an Facebook übermittelt werden, von einem kleinen Team aus speziell trainierten Mitarbeitern überprüft wird. Dazu werden die Bilder zuerst geblurrt, so dass keine Details der Aufnahmen zu erkennen sind. Danach werden den Bildern automatisch Hash-Werte zugeordnet, wie oben beschrieben. Laut Facebook werden die geblurrten Aufnahmen für einen bestimmten Zeitraum gespeichert.

Update 10. November 2017, 14:06 Uhr:

Inzwischen hat Facebook die Aussage gegenüber Motherboard, dass die Nacktbilder geblurrt werden, bevor sie geprüft werden, widerrufen. Die vollständige Berichterstattung könnt ihr hier nachlesen.