Popkultur

Das 'Game of Thrones'-Finale hätte noch viel mieser sein können

Das jetzt veröffentlichte Drehbuch zeigt, wie das Alternative Ende der Serie ausgesehen hätte.
Tyrion Lannister schaut überrascht. Seine König Daenerys hat gerade eine ganze Stadt niedergebrannt.
Foto mit freundlicher Genehmigung von HBO

Im Mai wurde "The Iron Throne" ausgestrahlt, die allerletzte Folge der HBO-Serie Game of Thrones. Es war das Ende der teuersten, größten, wichtigsten (und überhaupt Superlativen versprechendsten) Serie aller Zeiten. Den Machern der Serie ist etwas gelungen, was vorher wohl nur den Kollegen von Breaking Bad gelungen ist: ein Finale zu schreiben, das absolut unumstritten ist. Der einzige Unterschied: Das Finale von Breaking Bad war unumstritten großartig, fantastisch, klug, bewegend. Das Finale von Game of Thrones war unumstritten beschissen.

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Es gibt sogar eine Petition, in der Leute fordern, die finale Staffel neu drehen zu lassen, dieses Mal mit "kompetenten Autoren" – 1,7 Millionen Leute, um genau zu sein. Den – offenbar inkompetenten – Autoren David Benioff und D. B. Weiss ist das herzlich egal: Sie reichten trotzdem die finale Folge bei den Emmy Awards 2019 ein, dem wichtigsten Preis für Fernsehserien – ausgerechnet in der Kategorie "Best Writing – Drama". Nur mal zur Erinnerung: "The Iron Throne" ist die Folge, in der Arya Stark über Drachenmutter Daenerys sagt, nachdem die eine komplette Stadt eingeäschert und deren Bewohner massakriert hat: "I know a killer when I see one."

OK, für diese Folge möchten Benioff und Weiss einen Preis haben. Wie schön, dass es eine gute Tradition bei den Emmys gibt, die Drehbücher zu veröffentlichen, die nominiert wurden. Auf der Website des Preises kann jeder das Drehbuch zur finalen Folge "The Iron Throne" herunterladen. Aber falls da jemals Hoffnung gewesen wäre, das Drehbuch könnte noch irgendetwas retten, Fragen beantworten, Fans versöhnen oder Hinweise darauf geben, warum diese Staffel womöglich doch ein verkanntes Meisterwerk ist, dann lautet die Antwort darauf: HAHA!

Wir haben alle Drehbuchmomente rausgesucht, die selbst ein Untoter aus der Armee des Night Kings nicht fesselnder hätte schreiben können. ACHTUNG ACHTUNG, Spoiler ohne Ende. Denn wir reden über das Finale der gesamten Serie.

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Der wahre Grund, warum Drogon den Thron eingeschmolzen hat

Gerade hat Jon Snow (aka Aegon Targaryen aka der rechtmäßige Thronanwärter) seiner geliebten Tante Dany einen Dolch ins Herz gerammt. Ihr letzter verbliebener Hausdrache Drogon beobachtet die Szene und macht sich daran, Jon durch seinen Flammenwerfer-Atem hinzurichten – ehe er im letzten Moment auf den Thron zielt. Um diesen als Symbol des verrotteten und Leid bringenden Systems zu zerstören, das den Drachen seine Mutter gekostet hat. Wirklich? Lesen wir doch mal im Drehbuch nach.

Eine Drehbuchseite aus dem Staffelfinale von Game of Thrones

Screenshot aus dem Drehbuch von Game of Thrones, Staffel 8, Folge 6: S. 20.

Der Thron war also nur ein "Zuschauer". Aus Versehen in den Feueratem geraten. Der Thron! Wir erinnern uns: der Thron, der der ganzen Serie (und der finalen Folge) den Namen gibt. Der acht Staffeln lang Figuren motiviert hat, sich gegenseitig zu vögeln, betrügen und umzubringen (und wieder zum Leben zu erwecken, damit sie damit wieder von vorne anfangen können).

Tyrion macht Bran zum König – und den interessieren: Käfer

Dany ist tot. Jon Snow sitzt für den Mord an ihr im Verlies. Westeros braucht einen neuen Herrscher. In einer denkwürdig furchtbaren Szene haben sich die mächtigsten Lords versammelt, um einen neuen König zu wählen. Sie diskutieren, bis Mastermind Tyrion Lannister in die Runde fragt, was einen großen Herrscher ausmacht. Hm. Der Wille zur Macht? Diplomatisches Geschick? Einfluss? Die Fähigkeiten, Kriege zu entscheiden, wahnsinnig reich zu sein oder von einem besonders glücklichen Geburtsrecht zu profitieren? So ein Quatsch.

Eine Drehbuchseite aus dem Finale von Game of Thrones

Screenshot aus dem Drehbuch: S. 26.

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OK, so weit sieht man diese Szene auch in der Serie. Was man nicht sieht, ist das, warum Bran so dermaßen gelangweilt darauf reagiert: ein KÄFER!

Eine Drehbuchseite von GoT
Eine Drehbuchseite aus GoT

Man kann an dieser Stelle gern noch mal festhalten: Die Autoren Benioff und Weiss haben sich mehr Mühe gegeben, einen pill bug (also eine gemeine Assel), zu beschreiben, als uns zum Beispiel zu erklären:

  • wer der Night King ist, woher er kommt und warum er alles Leben in Westeros auslöschen will,
  • wer der mystische "Azor Ahai" aus Melisandres Prophezeiung ist,
  • was aus Jaqen H'ghar wurde und wozu Arya überhaupt ihre faceswapping-Fähigkeit von ihm gelernt hat. (Das eine Mal, bei den Freys, zählt übrigens nicht. Da hätte sie auch mit ihrem Original-Gesicht reinkommen können – es wusste ja eh niemand, wie sie aussieht.)

Was Arya im Westen sucht

Am Ende der finalen Folgen verabschiedet sich Arya Stark von ihrer Familie, um auf eine Reise zu gehen. Dorthin, wo noch nie ein Mensch gewesen ist.

Eine Drehbuchseite von GoT

Screenshot aus dem Drehbuch: S. 34

Man muss sich die Regieanweisungen mal mit einem Off-Sprecher vorstellen wie bei einer Sitcom oder einer Teenie-Komödie. So mit einem dieser scraaaatch-Geräusche, dann friert das Bild ein und aus dem Off sagt einer: "Sie sind beide in Erdkunde durchgefallen."

Warum Edmure wirklich mit seinem Versuch scheitert, König zu werden

Bevor Tyrion entschieden hatte, dass Bran wegen seiner, nun ja, überzeugenden Geschichte König wird, hatte sich Edmure Tully um den Titel beworben. Tully, immerhin ein Lord und erfahrener Kriegskommandant, wird von Badass Sansa Stark zurückgepfiffen. Wie aber hatten sich das die Autoren vorgestellt?

Drehbuchseite aus GoT

Screenshot aus dem Drehbuch: S. 35

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Hahaha, das ist lustig, weil er seine Hoffnungen von einem MÄDCHEN zerquetschen lässt.

Die neue Besetzung des Small Council

Ganz am Ende der Folge verbringt Tyrion gefühlt mehrere Minuten damit, Stühle zurechtzurücken. Er ist rehabilitiert, er ist wieder die rechte Hand des Königs. Und dann kommt das neue Kabinett zusammen, quasi die neuen Minister der Westeros-Regierung. OK, es sind allesamt uns namentlich bekannte und emotional nahe Figuren. Und keine, wirklich keine davon hat nach gesunden Maßstäben etwas in dieser Regierung zu suchen. Nehmen wir doch nur mal Bronn, ein Söldner, der sich für Alkohol, Krieg und Sexarbeiterinnen interessiert. Der perfekte neue Finanzminister also, der uns von den Autoren vorgestellt wird, als wäre es die Amtseinweihung im Kabinett von Donald Trump.

Drehbuchseite GoT

Screenshot aus dem Drehbuch: S. 39

HOW THE FUCK DID THIS HAPPEN?

Kleines Rätsel zum Schluss: Von wem ist die Rede in der folgenden Regieanweisung?

Drehbuchseite GoT

Screenshot aus dem Drehbuch: S. 39

a) Tyrion

b) Einer der Autoren David Benioff und D. B. Weiss, der nach dem Staffelfinale von Game of Thrones gerade mit Netflix, Amazon und Disney über einen 200-Millionen-Dollar-Fernsehserien-Deal verhandelt. Ach ja, und der von Disney für Star Wars gerade die Generalvollmacht über das nächste Fantasie-Universum bekommen hat.

In Deutschland zeigen Sky und Amazon alle Staffeln der Serie.

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