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Rechtsextreme

Ein Thüringer Polizist trägt "Thor Steinar"-Sachen im Dienst

Und das Innenministerium veröffentlicht auch noch ein Foto davon. Dabei war der Polizist schon vorher aufgefallen. Außerdem hat die AfD die Finger im Spiel.
Screenshot: MDR

Thor Steinar hält sich selbst für ein "einzigartiges, sportlich-maritimes Lifestyle-Label". Zumindest liest man das auf der Website der Modemarke. Tatsächlich ist Thor Steinar aber vor allem als eines bekannt: als Erkennungszeichen der rechten Szene. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestags schreibt dazu: "Bei der Marke Thor Steinar handelt es sich nicht alleine um eine Modemarke, die von der rechtsextremen Szene vereinnahmt worden ist, sondern um eine, die klar auf die Neonazi-Kundschaft abzielt."

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Die Mischung aus Aufschriften wie "Ziviler Ungehorsam" und nordischen Runen kommt bei Neonazis gut an. Und offenbar auch bei einem thüringischen Polizisten.

Wie der MDR berichtet, besuchte der Polizist letztes Jahr eine Fortbildung und trug dabei ein hellblaues Thor-Steinar-Shirt mit der Aufschrift "Save the white Continent". Bei dem Seminar wurde das Kriseninterventionsteam der Landespolizei geschult. Dieses Team besteht aus Beamten, die ihre Kollegen nach stressigen und traumatisierenden Einsätzen betreuen. Ein Job, bei dem Einfühlungsvermögen gefragt ist. Eine Qualität, die – sofern man sie besitzt – eigentlich verhindern sollte, dass man im Neonazi-Shirt bei einer Dienstveranstaltung aufkreuzt. Oder irgendwo anders.

Wenig überraschend ist, dass der Polizist nun versucht, die ganze Sache kleinzureden. Er habe gar keinen besonderen Grund gehabt, dieses Shirt zu tragen, sagt er. Es sei nur eines von vielen gewesen. Er achte ohnehin nicht auf Marken.

Auch den anderen Teilnehmern der Schulung ist offenbar nicht aufgefallen, dass "Rettet den weißen Kontinent" ein Spruch ist, der bei der Polizei nichts zu suchen hat. Und auch nirgendwo anders. Die Sache wurde überhaupt erst öffentlich, weil die Zeitschrift Polizei in Thüringen, herausgegeben vom Thüringer Innenministerium, ein Foto der Veranstaltung abdruckte. Darauf zu sehen: der Mann im Thor-Steinar-Shirt. Das fiel erst auf, als der MDR deswegen beim Innenministerium nachfragte.

Die Landespolizei prüft nun Ermittlungen gegen den Polizisten. Das bestätigt das Innenministerium gegenüber VICE. Der Vorwurf: Seine Kleidung habe gegen die politische Neutralitätspflicht verstoßen. Die gilt für Beamte, die im Dienst zivile Kleidung tragen. Außerdem sagt der Sprecher des Innenministeriums, gegen den Polizisten laufe bereits ein Disziplinarverfahren. Der ehemalige Gruppenführer einer Wasserwerferstaffel sei bereits mehrfach aufgefallen. So besteht nach MDR-Informationen der Verdacht, dass er einen Beitrag geteilt habe, der Bodo Ramelow als "Ratte" und "Volksverräter" beschimpft. Ungünstig für den Polizisten – der thüringische Ministerpräsident ist sein oberster Vorgesetzter.

Und wo schon von Ratten und Volksverrätern die Rede ist, da ist in diesem Fall auch die AfD nicht weit. Anfang Dezember 2017 veröffentlichte die Linken-Abgeordnete Katharina König-Preuss ein Bild des beschuldigten Polizisten auf ihrer Facebook-Seite. Es zeigt ihn beim Bundesparteitag der AfD in Hannover. Darauf trägt er ebenfalls ein Thor-Steinar-Shirt. Zumindest dieser Auftritt verstößt nicht gegen die Neutralitätspflicht. Der Polizist war schließlich nicht dienstlich auf dem Parteitag. Er kam als Delegierter. Neben seinem Job engagiert er sich nämlich im AfD-Kreisverband Kyffhäuser-Sommerwerda-Weimarer Land.

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