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400.000 Tomorrowland-Besucher wurden vorab polizeilich gescannt

38 Gäste haben jetzt Festivalverbot. Wir haben mit Kartenbesitzern und dem Tomorrowland gesprochen. Und ins Kleingedruckte geschaut.

Kommendes Wochenende steigt im belgischen Boom das Tomorrowland Festival. Über 400.000 Fans elektronischer Musik werden dazu erwartet. 38 Ticket-Käufer müssen laut Medienberichten allerdings zu Hause bleiben. Nach einer polizeilichen Prüfung aller Besucher im Vorfeld wird ihnen der Zugang zum Festival verweigert.

Die belgischen Tageszeitungen De Standaard und Gazet Van Antwerpen berichteten am Dienstag als erste über die Sicherheitsüberprüfungen. Demnach habe ein Sprecher der Bundespolizei bestätigt, dass alle 400.000 Ticketinhaber mithilfe der landesweiten Datenbank durchleuchtet wurden. Man wollte damit herausfinden, ob sich darunter potentielle Gefährder befinden. Die Erlaubnis für diese massenhafte Überprüfung kam laut De Standaard von den Bürgermeistern der Ortschaften Boom und Rumst, die sich beide in unmittelbarer Nähe des Festivals befinden.

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Der Sprecher der belgischen Polizei, Peter De Waele, erklärte die digitale Durchleuchtung der Festivalbesucher in der Gazet Van Antwerpen damit, dass man digitale Betonblöcke habe aufbauen wollen – als Ergänzung zu den physischen Barrieren zum Schutz vor Anschlägen mit Vehikeln jeglicher Art. Die staatliche Datenschutzbehörde Belgiens kritisierte das Vorgehen und bemängelte, dass man in die Aktion nicht involviert gewesen sei. Die Überprüfung soll zudem gegen mehrere Datenschutz-Gesetze verstoßen.


THUMP Video: Die Nachtwehen der Ghostship-Tragödie:


Wussten die Festivalbesucher von einer möglichen polizeilichen Überprüfung? Noisey hat bei mehreren deutschen Ticketinhabern nachgefragt, ob sie beim Kauf ihrer Karte über den Sicherheitscheck informiert worden waren und was sie davon halten. "Ich habe es von einem Freund erfahren. Bis dahin wusste ich überhaupt nichts davon, habe aber auch keine Mail bekommen", schreibt uns Jannik. Außerdem zweifelt er an, "dass da 38 Besucher unter Terrorverdächtig einzustufen sind. Deshalb würde ich mal gerne erfahren, wieso diese Leute keinen Zutritt bekommen haben."

Ein anderer Kartenbesitzer erzählt Ähnliches und ergänzt: "Natürlich haben wir die AGB alle gelesen und akzeptiert. Ich vermute mal, irgendeine Klausel wird darin gewesen sein."

Gab es diese Klausel? Noisey hat beim Tomorrowland nachgefragt. Deby Wilmsen, Pressesprecherin des Festivals, erklärt per Mail, dass im ersten Abschnitt von Artikel 12 der AGB auf das Sammeln der Daten hingewiesen wird. Ein Blick in die AGB bestätigt diese Aussage:

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Screenshot tomorrowland.com

Wilmsen erklärte: "Wir geben bereits seit einigen Jahren unsere gesammelten Daten an die Polizei weiter, die dann die Besucher informiert. Wir sperren dann ihre Tickets und geben ihnen ihr Geld zurück." Man erhalte jedoch von der Polizei keine Informationen über den genauen Ablauf der Überprüfung und die Gründe, die zum Ausschluss führen. Offenbar hat die Polizei zum ersten Mal eine umfassende Überprüfung der Tomorrowland-Besucher durchgeführt. In Belgien gilt derzeit die zweithöchste Terrorwarnstufe.

In den (sozialen) Medien hat sich ein Teil derer, die vom Festival ausgeschlossen wurden, bereits zu Wort gemeldet. Der 39-jährige Cain Ransbotyn aus Brasschaat ist einer von ihnen. Dem belgischen Nachrichtenseite 7sur7 sagte er, dass er beim Tomorrowland 2016 eine Flasche Gin aus dem VIP-Bereich gestohlen habe, um den Inhalt samt Tonic Water in seine Wasserpistole zu füllen und damit seine Freunde zu bespaßen. Von der Aktion gibt es sogar ein Video:

Die Polizei habe ihn wenig später vom Gelände geführt, so Ransbottyn. Er glaubt, dass ihm aufgrund dieser Aktion der Zutritt verwehrt wurde. Lars Laeremans, ein weiterer ausgeschlossener Ticketbesitzer, gab gegenüber 7sur7 an, dass sein einziges polizeiliches Vergehen Alkohol am Steuer war, wofür er auch verhaftet wurde.

Update Montag 17. Juli 2017: In der ursprünglichen Version des Artikels hieß es in der Überschrift, dass das Tomorrowland seine Besucher überprüfen ließ. Das ist inhaltlich nicht korrekt und wurde geändert.

Dieser Artikel ist vorab auf THUMP erschienen.

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