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Die Entwickler von 'Sea of Thieves' glauben, die Lösung für Belästigung gefunden zu haben

Heute erscheint 'Sea of Thieves'. Musikinstrumente, lustige Tänze und ein Gefängnis, das Trolle zum Schweigen bringt, soll das neue Spiel zu einer Umgebung ohne Belästigung machen.
Ohne Kooperation funktioniert an Deck nichts in 'Sea of Thieves' | Bild: Screenshot, Microsoft

Multiplayer-Spiele haben ein Problem. Besonders in Games, die stark auf Wettbewerb ausgelegt sind, gehören Beleidigungen und Belästigungen zum Alltag. Viele Entwickler suchen daher nach Möglichkeiten, die Trolle und Belästiger einzudämmen. Nicht immer klappt das erfolgreich, das zeigte auch unsere große Analyse vom Meldesystem von Overwatch. Die britischen Entwickler des neuen Piraten-Multiplayer-Spiels Sea of Thieves sagen jetzt, dass sie eine mögliche Lösung für das Problem gefunden haben.

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Ein Fokus auf Kooperation, mehr Möglichkeiten, miteinander Blödsinn zu treiben und ein neuartiges Bestrafungssystem, sollen Spieler unbemerkt umerziehen, damit alle mehr Spaß haben und sich weniger fertig machen.

"Wir dachten: Wir haben in Sea of Thieves die Gelegenheit, Spieler dazu zu bringen, sich auf 'die richtige' Art zu verhalten", sagt Joe Neate, Executive Producers des Spiels, im Interview mit dem Musikmagazin NME. Dieses Ideal findet sich im Design des Spiels wieder. In Sea of Thieves bemannen Spieler große Piratenschiffe, segeln auf Schatzsuche durch die Karibik und bekämpfen dabei computergesteuerte Skelette und andere Spieler. Zentral ist dafür die Crew: "Wir wollten einen fast heiligen Zusammenhalt schaffen", sagt Neate. Mitspieler können sich gegenseitig keinen Schaden zufügen, Piratenschätze werden brüderlich aufgeteilt, es ist völlig nutzlos, gegen die eigene Crew zu arbeiten.

Genau so funktionieren aber auch die Team-Spiele, die massive Probleme mit Trollen und Belästigern hatten oder haben: Dota2, League of Legends, Overwatch. Dort sind oft trotz "heiligem Zusammenhalt" die Mitspieler das Problem, die das eigene Team anpöbeln, beleidigen, oft sogar nachdem die Runde durch ist, ihre ehemaligen Mitspieler dumm anmachen.

Joe Neate entwickelt seit den 90ern Spiele. Am meisten Zeit verbracht hat er in der Qualitätssicherung. Zu seinen bekannteren Titeln gehören Commandos 2 und Timesplitters 2. | Bild: Screenshot, Microsoft.

"Wir haben darum Mechaniken entwickelt, die wir…'soziales Schmiermittel' nennen", sagt Neate gegenüber NME. "Spielerisch geben sie vielleicht keine Vorteile, aber sie fühlen sich gut an."

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Trolle sollen psychologisch umerzogen werden

So kann jeder Pirat etwa ein Musikinstrument spielen. Sobald ein Spieler anfängt, können andere Spieler mitmachen und so spontan eine Band formen, die gemeinsam musiziert und dabei witzige Moves macht. “Wenn Spieler gemeinsam lachen können, dann fördert das den Zusammenhalt." Und dann gibt es da noch das Schiffsgefängnis.

Den Knast gibt es auf jedem Schiff und er ist für die Spieler reserviert, die trotz allem weiterpöbeln. Die Crew kann entscheiden, ein Crewmitglied wegzusperren und zusätzlich stumm zu schalten. Dahinter steckt keine Bosheit seitens der Entwickler, eher ein sehr genaues Verständnis von Trollpsychologie: "Für einige negative Spieler ist es wie eine Auszeichnung, wenn sie aus dem Spiel gekickt werden", sagt Neate, "das ist als hätten sie gewonnen. Wir können diese Spieler aber in den Knast werfen. Sie haben dann die Möglichkeit, sich zu entschuldigen. Die Crew kann sie dann wieder ins Spiel lassen. Andernfalls müssen sie selbst das Spiel verlassen."

Trolle trollen Anti-Trollmaßnahmen

Laut Neate funktioniert dieses System. Doch es ist nicht perfekt. Im Sea-of-Thieves-Unterforum auf Reddit gibt es viele Einträge, in denen Spieler sich beklagen, dass sie auf Schiffe von Gruppen landen, die sie dann dann prompt ins Gefängnis werfen, um sie nicht mitspielen zu lassen. Das Problem ist den Entwicklern bekannt, so Joe Neate, und ein Fix ist in Arbeit. Wie genau dieser Fix aussehen soll, ist nicht bekannt. Auf Reddit spekulieren Gamer, dass Sea of Thieves in Zukunft kleinere Schiffsmannschaften zulassen wird, damit fremde Mitspieler nicht plötzlich an Deck landen.

Trollende Gamer umzuerziehen gelingt Sea of Thieves also nicht auf Anhieb. Doch die Bemühungen des Teams zeigen, dass es nicht reicht, einfach Meldesysteme einzuführen: Das Kern-Design des Spiels selbst muss mitgedacht werden, damit Spieler sich nicht beleidigen, sondern lieber gemeinsam an Deck tanzen.