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Wer freestylt besser – Rap-Urgestein oder Mumble-Rapper?

Nachdem Black Thought von The Roots zehn Minuten ohne Pause durchgerappt und damit die Rap-Welt verblüfft hat, versucht jetzt Kodak Black sein Glück.
Screenshot von YouTube aus dem Video "Black Thought freestyles on Flex | #FREESTYLE087" von Hot 97 und "Kodak Black – ProjectBaby Freestyle" von Kodak Black

Wenn man Rap als Sport betrachtet, ist der Freestyle wohl die Königsdisziplin. Noch während des assoziativen Rappens sinnvoll Sätze mit überraschenden Reimen verbinden und durch einen impulsiven Flow rüberbringen – mehr Skills zeigen geht einfach nicht. Warum mittlerweile auch vorgeschriebene Texte, die A capella gerappt werden, als Freestyle gelten (wie Eminems Spoken-Word-Cypher bein den BETs), wissen wir zwar auch nicht, aber in Zeiten, in denen Vibe über Inhalt geht, darf man da als Lyrik-Connaisseur nicht so wählerisch sein.

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Umso weiter stand uns der Mund offen, als wir Black Thought von The Roots beim US-Radiosender HOT 97 locker im Sitzen zehn Minuten lang ohne Pause rappen sahen. Nicht nur, dass er das alles in einem Tempo machte, dass wir kaum seine Lines verarbeiten konnten, auch was er da alles droppte, war beachtlich:

"No doubt, yo, the game went they own route /
I can't explain what these lame kids is talkin' 'bout /
Or how they fit they whole foot into they own mouth /
I put a couple bodies in a brown bag, then I'm on route."

Damit rasiert er mal eben allen aktuell erfolgreichen Rap-Newcomern die bunten Dreads vom tätowierten Kopf, was dem Moderator Funkmaster Flex zustimmende Jubelrufe entlockt. Später twittert Black Thought, dass dieser 10-Minuten-Verse eben das sei, was er mal aktuell loswerden wollte. Jemand, der schon seit 1987 als Teil der The Roots rappt, hat eben verflucht viel zu sagen.

Wo wir gerade bei Dreads und Tattoos waren: Der 20-Jährige Kodak Black hat wenige Tage nach Black Tought einen ähnlich langen Freestyle veröffentlicht. Während der Beat aus dem Auto dröhnt, steht er auf einem Parkplatz und legt sich in aller Seelenruhe seine Lines zurecht. Das klingt dann so:

"Got out of jail and now I'm back and I'm better /
I'm better than ever, I'm better than ever, ya man /
Sticks in the trunk, I'm feeling like an elephant /
I feel like an elephant"

Fairerweise muss man sagen, dass sich Black Thought seine unzähligen Lines sicher nicht erst während des Rappens aus dem Hut zieht und man Kodak Black ganz im ursprünglichen Geiste des Freestyles regelrecht beim Nachdenken zusehen kann – auch wenn er sich verdammt viel Zeit lässt und trotzdem vernichtend wenig Sinnvolles rauskommt. Natürlich ist er zu keinem Zeitpunkt auf Skill-Augenhöhe mit seinem älteren Kollegen. Besondere lyrische Tiefe ist eben nicht die Stärke der modernen Rap-Generation – Club-Banger zu produzieren hingegen schon. Gut, dass es immer genügend Rapper geben wird, die entweder das eine oder das andere abliefern – oder wie Kendrick Lamar einfach beides können.

Im Oktober wurde Kodak Black wegen sexueller Nötigung einer Jugendlichen angeklagt. Ein endgültiges Urteil steht noch aus.

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