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Pharma-Bösewicht Martin Shkreli sitzt nun hinter Gittern

Der "meistgehasste Mann Amerikas" ist wegen Betrugs angeklagt und hat sich mit einem Facebook-Post über Hillary Clinton U-Haft eingehandelt.
Foto: Imago/UPI Photo

Martin Shkreli war mal Chef des Pharma-Unternehmens Turing. Er machte sich einen Namen, weil er sich wie ein Superbösewicht aufführte und den Preis eines lebensrettenden Medikaments unfassbar in die Höhe trieb. Weil er damit noch nicht berüchtigt genug war, leistete er sich noch viele andere dumme Aktionen – zum Beispiel kaufte er die einzige Ausgabe des Wu-Tang-Albums Once Upon a Time in Shaolin und drohte, es zu zerstören (inzwischen versteigert er es, das aktuelle Höchstgebot knackt bereits die Millionen-Dollar-Marke).

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Vielleicht hat die lukrative eBay-Auktion etwas mit den Schwierigkeiten zu tun, in denen Shkreli inzwischen steckt: Der "meistgehasste Mann Amerikas" ist wegen Betrugs angeklagt. Er soll zwischen 2009 und 2014 Investoren zweier Hedgefonds belogen haben, um seine Geschäfte am Laufen zu halten. Dass er schuldig im Sinne der Anklage ist, scheint seine Verteidigung vor Gericht nicht einmal abzustreiten – die Anwälte haben bisher lediglich versucht, den Geschworenen Verständnis für sein Verhalten abzuringen. Immerhin habe er den meisten Investoren trotz Falschangaben am Ende einen Profit ausgeschüttet. Weil ein gutes Endergebnis aber keine Straftat entschuldigt, drohen dem Pharma-Bro nun bis zu 20 Jahre Gefängnis. (Die Suche nach Jury-Mitgliedern, die Shkreli nicht bereits hassen und für schuldig halten, war ein wahrer Kampf und bietet kurzweilige Lektüre.) Am 16. Januar 2018 soll das Urteil fallen. Bis dahin befand sich Shkreli erst einmal gegen fünf Millionen Dollar auf Kaution.


Zum Thema: Martin Shkreli über Medikamentenwucher und seine Rolle als Bösewicht


Aber dann postete er auf Facebook über die ehemalige US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. "Die Clinton Foundation geht über LEICHEN, um ihre Geheimnisse zu wahren", schrieb er Anfang dieses Monats in einem mittlerweile gelöschten Post. "Also versucht, auf Hillary Clintons Lesereise ein Haar von ihr zu schnappen. Ich muss die Sequenzen bestätigen, die mir vorliegen. Bezahle 5.000 Dollar pro Haar von Hillary Clinton. Zahlung erfolgt, wenn die Sequenz übereinstimmt. Viel Erfolg auf Streife."

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Mit den "Sequenzen, die ihm vorliegen" bezog er sich darauf, dass er angeblich bereits Haar von Hillary Clinton besitzt – zuvor hatte er gescherzt (?), er habe vor, die Spitzenpolitikerin zu klonen. Hillary Clinton ist allerdings nicht nur eine führende Demokratin, sondern auch die Ehefrau eines Ex-Präsidenten. Damit ist für ihren Schutz die Strafverfolgungsbehörde US Secret Service verantwortlich, und die leitete sofort Ermittlungen gegen Shkreli ein. Gleichzeitig entschied die Staatsanwaltschaft, dass Schluss mit lustig war: Shkrelis Freilassung gegen Kaution sollte zurückgenommen werden, denn er sei "eine Gefahr für die Allgemeinheit". Laut New York Times sagten die Strafverfolger, der Post belege zusammen mit Shkrelis Belästigung der Journalistin Lauren Duca "ein eskalierendes Muster der Drohungen". Die Richterin Kiyo Matsumoto setzte eine Anhörung für den 13. September an und erhielt am Tag zuvor einen Brief von Shkreli, in dem er den Facebook-Post als "politische Satire" entschuldigte.

Der inzwischen gelöschte Facebook-Post, der Martin Shkreli frühzeitig die Freiheit gekostet hat

"Ich verstehe nun, dass manche meiner Aussagen über Frau Clinton womöglich als bedrohlich gewertet haben, doch das war nie meine Absicht", schrieb er. "Ich hatte die Situation schlecht eingeschätzt, aber wollte dabei niemals jemanden beunruhigen oder zu irgendeiner Form von Gewalt aufrufen."

Matsumoto ließ sich davon nicht beeindrucken. "Dass ihm weiterhin nicht klar ist, dass seine Taten und Aussagen unangemessen sind, zeigt mir, dass er sehr wohl eine Gefahr oder ein Risiko für die Allgemeinheit darstellt", verkündete sie laut New York Daily News bei der Anhörung am 13. September. "Dies war ein Aufruf zu einem tätlichen Angriff im Austausch für Geld. Derartige Äußerungen stehen nicht unter dem Schutz des ersten Verfassungszusatzes."

Shkreli wurde daraufhin von zwei U.S. Marshals aus dem Gerichtssaal und ins Metropolitan Detention Center gebracht. In diesem Brooklyner Gefängnis sitzen hauptsächlich Insassen in Untersuchungshaft, aber auch Häftlinge mit kurzen Strafen. Mal sehen, ob Shkreli weiterhin behauptet, Gefängnisse seien "wie Studentenwohnheime".

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