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Diese Bilder zeigen, wie es in einer riesigen Klick-Farm aussieht

Bei einer Razzia haben Ermittler 500 Handys und 350.000 SIM-Karten beschlagnahmt, die in Thailand künstliche Likes generierten.
Bild: Jiggie Jaa | Facebook

Ein beachtlicher Teil des Internetverkehrs ist gar nicht echt. Er wird von Social Bots generiert: Netzwerken aus Fake-Profilen, die die Beliebtheit einer Website, Social Media-Posts oder Werbebeiträgen künstlich in die Höhe treiben. Am Sonntag erhielt die Öffentlichkeit einen seltenen Einblick, wie das Geschäft mit den künstlichen Klicks wirklich abläuft.

Bei einer Razzia stieß die Polizei in Thailand auf eine riesige Klick-Farm in einem Mietshaus. Die chinesischen Betreiber Wang Dong, Niu Bang und Ni Wenjin wurden unter anderem für das Arbeiten ohne Arbeitserlaubnis und die illegale Einfuhr von SIM-Karten verhaftet.

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In dem Gebäude nahe der kambodschanischen Grenze fanden die Beamten einen selbstgebastelten Metallständer mit 500 Smartphones, die mit einem Computerbildschirm vernetzt waren. Insgesamt beschlagnahmte die Polizei fast 350.000 SIM-Karten, 21 SIM-Karten-Lesegeräte und neun Computer.

Zuerst dachten die Beamten, dass sie hier gerade ein illegales Call-Center hochgenommen hätten – denn die Telefonzentren, aus denen betrügerische Anrufe in die ganze Welt abgesetzt werden, sind in Südostasien keine Seltenheit. Doch das Trio klärte die Beamten auf: Die 500 Smartphones auf dem DIY-Metallgestell bilden ein Netzwerk aus Fake-Profilen in Chinas größtem Sozialen Netzwerk, WeChat.

Die Smartphones stammen scheinbar von einer chinesischen Firma, die den Männern monatlich 150.000 Baht (etwa 3.900 Euro) für ihre Dienste zahlte, berichtet ein Mitarbeiter der thailändischen Einwanderungsbehörde. Möglicherweise siedelten die chinesischen Inhaber die Klick-Farm im Ausland an, weil die Handynutzung in Thailand sehr günstig ist.

Außerdem ist es in China sehr schwierig, SIM-Karten in großen Mengen zu erwerben. Letztes Jahr wurde ein Gesetz verabschiedet, nach dem sich Handy-Nutzer, egal ob Chinesen oder Ausländer, für die Registrierung einer SIM-Karte ausweisen müssen. Da in Thailand ähnliche Regelungen gelten, ist unklar, wie die chinesischen Staatsbürger an so viele SIM-Karten gelangen konnten.

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So beeindruckend die Metallhalterung Marke Eigenbau auch aussieht, sie ist nicht die erste ihrer Art. In China wurden bereits Dutzende ähnlicher Klick-Farm-Vorrichtungen entdeckt.

Welche Rolle der Klickbetrug auf WeChat spielt, ist schwer abzuschätzen. Der Messenger-Dienst, der monatlich über 880 Millionen aktive Nutzer hat, ist wesentlich privater als offene Social Media-Plattformen wie Twitter. WeChat startete 2010 als Chat-Programm, in dem zwei Personen oder kleine Gruppen, ähnlich wie bei WhatsApp, Nachrichten austauschen können. Da man dem Großteil der Gruppen nur auf Einladung beitreten kann, ist es schwierig, die Ausbreitung von Phänomenen wie Klickbetrug oder Fake News auf der Plattform einzuschätzen.


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Trotzdem sind "Zombie-Fans" ein bekanntes Problem auf WeChat. Eine Recherche von The Beijinger kam 2015 zu dem Schluss, dass es erschreckend einfach ist, die Likes und Views auf der Plattform für wenig Geld zu manipulieren.

Auch wenn das Arbeiten ohne Arbeitserlaubnis in Thailand mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann, ist es wahrscheinlich, dass die drei verhafteten Männer mit einer Geldstrafe davon kommen und dann nach China abgeschoben werden.

Was mit den gefälschten Likes geschieht, die sie in der Klick-Farm erzeugt haben, bleibt hingegen offen. Tencent, der Mutterkonzern von WeChat, hat auf unsere Anfrage nicht reagiert.