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Rudis Brille

Ein Interview mit dem Booker vom Springfestival in Graz

Warum das Spring nicht mehr vielen Wienern ein Begriff ist, wie es der Grazer Szene geht und was die Highlights des heurigen Spring Festivals sein werden.
Foto: Thomas Mussbacher

Wir haben an dieser Stelle schon oft gejammert, dass es in Österreich kaum noch ernst zu nehmende Festivals für elektronische Musik gibt. Und nein, ich habe nicht das Wort "Clubkultur" verwendet. Eines, das viele Stürme der Zeit – auch dank Unterstützung durch Stadt und Land – überlebt hat, ist das Springfestival in Graz, das ja vor drei Jahren mit einem neuen Team nach einigen Wirrnissen und Querelen einen Neustart hinlegte.

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Nun, man könnte nach dem Besuch der letzten beiden Ausgaben zu dem Schluss kommen, dass der Vibe vielleicht nicht mehr ganz an die ersten Jahre des Festivals herankam. Dennoch gibt es in keiner Stadt über vier Tage so ein gutes und vielseitiges Musikprogramm, das zumindest versucht, die verschiedenen Musikgeschmäcker abzudecken. In Wien hat man sich ja in dieser Hinsicht eher auf sehr eingeengte Konzepte versteift, was die Genres anbelangt.

Im letzten Jahr kollidierte das Spring unglücklich mit dem Lighthouse Festival in Kroatien. Das soll laut Thomas Mussbacher, einem der Hauptverantwortlichen für das Booking, in Zukunft vermieden werden. Über die Förderungen hält man sich bedeckt – wie man ja weiß, regiert seit der letzten Wahl die FPÖ in Graz mit – doch es gab auch noch genügend andere Fragen, die man stellen konnte.


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Noisey: Das Spring findet heuer zum dritten Mal unter der neuen Führung statt. Seid ihr mit der Entwicklung zufrieden?
Thomas Mussbacher: Alles in allem kann man mit der Entwicklung sehr zufrieden sein. Das Festival hat die ersten zwei Jahre sicherlich noch etwas unter den Altlasten und Querelen der letzten Jahre gelitten, aber mittlerweile haben wir in der nationalen und internationalen Szene den Ruf als eine 1A-Produktion wieder herstellen können.

Im letzten Jahr hatte man das Gefühl, dass die Auslastung besser sein könnte. Wie siehst du das und wie wollt ihr da dagegen steuern?
Das stimmt durchaus. Ein Problem war sicherlich der ungünstige Termin im letzten Jahr und auch das etwas verstaubte Tagesticket-System, an dem wir festgehalten haben. Das Publikum ist heutzutage weniger gewillt, zwischen den Locations zu pendeln und möchte einfach an einem Ort feiern und nicht am Stimmungshöhepunkt seine Jacke an der Garderobe holen und weiterziehen. In diesem Jahr haben wir dieses System etwas umgestellt und es wird neben den Festivalpässen auch Einzeltickets für diverse Venues geben. Der Kartenvorverkauf zeigt, dass diese Idee erfreulicherweise sehr gut angenommen wird.

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Wie teilt ihr die Acts und Genres auf? Geht das Booking eher weg von House und Techno? Mehr hin zu anderen Genres?
Man muss ganz ehrlich sagen, dass in Graz aktuell D'n'B und vor allem Goa und Trance mit all ihren Genres einen enormen Hype erfahren. Internationale D'n'B-Acts legen hierzulande sogar in ländlichen Discos auf. Es wird aber trotzdem kein Goa und Trance auf dem Springfestival geben. Das würde einfach nicht zu uns passen und wäre nicht authentisch. Der Fokus ist in diesem Jahr wie immer bei Techno, House und urbaner Musik.


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Welche Neuerungen gibt es dieses Jahr, kannst du etwas dazu sagen?
Der Feiertag Fronleichnam treibt es mit uns mittlerweile recht bunt. Waren wir im letzten Jahr noch im Mai, sind wir in diesem Jahr Mitte Juni am Start. Diesen Umstand nutzen wir und werden noch mehr am Tag und im öffentlichen Raum veranstalten. So gibts mehr Programm im Parkhouse, auf dem Lendplatz, Kaiser Josef-Platz und wir werden an zwei Tagen auch den Citybeach bespielen.

Was gibt es sonst noch für Highlights?
Ein großes Angebot an hochqualitativen Live-Shows und wir haben neben dem einzigen Konzert von HVOB in der Steiermark, auch Konzerte mit Mavi Phoenix, Crack Ignaz, den Hamburger Jungs von Meute und zum Beispiel MOTSA im Programm. Außerdem nutzen wir in diesem Jahr die Möglichkeit, gemeinsam mit dem OpenAir-Kino im Lesliehof den Film Raving Iran zum Opening zu zeigen. Ich denke, es ist ein buntes Programm.

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Wenn ein Wiener fragt: "Warum soll ich nach Graz fahren?", was antwortest du ihm in Bezug auf das Spring?
Ich glaube, das LineUp in Kombination mit den wirklich besonderen Locations und dem Flair der Stadt im Sommer selbst, sollte Wiener definitiv neugierig machen. Modeselektor und Ben UFO in der Postgarage, oder Acid Pauli und Recondite im einzigartigen Dom im Berg zum Beispiel wird man in Wien so nie erleben können. Auch unser Closing im Parkhouse ist definitiv eine Reise wert.


Warum Festivals in Österreich nicht mehr funktionieren:


Wie beurteilst du die generelle Entwicklung in Graz? Dom-Nächte sind ja noch fette Events, aber man hat das Gefühl, in den anderen Clubs laufen nur mehr "Sicherheitspartys".
Es stimmt schon, dass es weniger Partys mit "großen" – oder sagen wir teuren – Bookings in Graz gibt als vor ein paar Jahren. Das hat sicherlich einfach damit zu tun, dass es eben nicht mehr reicht, einen Namen zu buchen. Die Hütte wird quasi nicht mehr von selbst voll, vielen Veranstaltern ist das Risiko einfach zu groß geworden. Dafür hat Graz aber eine sehr gute Szene an kleineren, nicht kommerziellen Veranstaltungen, die Spaß machen und dabei auch musikalisch anspruchsvoll sind.

Früher fuhren sehr viele Wiener zum Springfestival, das hat sich ein wenig aufgehört. Warum, glaubst du, ist das so?
Ich glaube, vielen jungen Leuten ist das Spring nicht mehr so ein Begriff wie es eben früher war, daran arbeiten wir. Allerdings glaube ich auch, dass sich der Festivalbesuch noch verstärkt internationalisiert hat. Früher suchte man eventuell Partys innerhalb Österreichs, wo man jetzt auch einfach nach Holland, England oder Portugal reist.

Gibt es Ideen für 2018? Beziehungsweise für die Zukunft?
Unser 2018 beginnt nach dem Springfestival. Wir sind aber mit einigen Wunschacts, die in diesem Jahr nicht touren oder keine Zeit hatten, bereits einig, sie im nächsten Jahr in Graz begrüßen zu dürfen.

Das Springfestival in Graz findet vom 14. bis 18. Juni in vielen verschiedenen Locations und Clubs statt.

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