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Wie du mit einem schrottigen Song bei Spotify Millionär wirst

Einfach ein paar Tracks bei Spotify hochladen, mit einer kleinen Rechner-Armada in Dauerschleife spielen und du musst nie wieder arbeiten. Oder?
Viele offene Programmfenster, in denen Spotify läuft – So könntest du mit einem schrottigen Song bei der Streamingplattform Millionär werden
Bild: Lily Lambie-Kiernan

8,3 Milliarden Mal wurden die Songs von Bad Bunny 2020 auf Spotify gestreamt. Das sind mehr Streams als es Menschen gibt. Im Jahr davor war Drake der meist gestreamte Künstler und verbuchte Einnahmen von 12,1 Millionen US-Dollar allein durch Streaming. Auch wenn Künstlerinnen und Künstler in dieser Größenklasse noch viel mehr mit Touren, Merchandise oder Werbedeals verdienen, ist das doch eine ordentliche Summe.

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Aber Spotify ist bekannt dafür, Streams nur mit Kleinstbeträgen zu vergüten – zwischen 2,26 und 4,30 Euro pro 1.000 Streams. Dementsprechend ergab eine Umfrage der britischen Musicians Union, dass 82 Prozent der Befragten weniger als 200 Pfund im Jahr durch Streaming verdienen. Aber was wäre, wenn man ein bisschen nachhilft? Es gibt immer wieder Fan-Aktionen, um die Streamingzahlen von Megastars zu boosten. Kann nicht auch ein Normalo wie ich ohne irgendwelches musikalisches Talent ein Stück vom Kuchen abhaben? Wir würden doch alle gerne ein bisschen leben wie Drizzy.

Die Idee ist einfach: Tracks hochladen, streamen und dabei zuschauen, wie die Millionen auf mein Konto kommen. Ich habe das mal durchgerechnet und weil ich in London lebe, sind die Beträge in Pfund angegeben. Eine gute Vorstellung solltest du aber trotzdem kriegen.


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Schritt eins: Stream dich doof 

Das erste, was du wissen solltest, wenn du mit Spotify Geld verdienen möchtest, ist, dass ein Track 30 Sekunden gespielt werden muss, um als Stream zu zählen. Du kannst also komplett talentbefreit ein paar 30-Sekunden-Soundschnipsel mit GarageBand zusammenklöppeln, die mit etwas gutem Willen auch als Musik bezeichnet werden könnten. Dann, nachdem du einem Vertrieb einen geringen Betrag gezahlt hast – Ditto Music zum Beispiel kostet 19 Pfund im Jahr, aber es gibt zahlreiche andere Optionen –, kannst du deinen Track bei Spotify hochladen, dich zurücklehnen und überlegen, welches Chateau du nächstes Jahr kaufst. Na gut, fast.

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Eine Playlist mit 30-Sekunden-Songs in Dauerschleife macht 2.880 Streams in 24 Stunden. Wenn wir danach gehen, was letztens im Guardian stand, 2,74 Pfund pro 1.000 Streams, verdienen wir so 7,89 Pfund am Tag. Das reicht noch nicht mal, um den Job zu kündigen. Auf Dauer kommt aber schon ein bisschen was rum, nämlich rund 2.880 Pfund pro Jahr.

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Aber besorg dir Spotify Premium Family, also sechs User, die vom selben Haushalt aus bei Spotify streamen können, und du bist schon bei 17.280 Pfund im Jahr.

Allerdings, und das ist ein ziemlich großes Allerdings: Spotify zählt die Streams nicht, wenn die App oder das Gerät auf stumm geschaltet sind. Du müsstest also deine eigene grottige Musik 24 Stunden am Tag aus sechs verschiedenen Geräten plärren lassen. Die Hölle. 

Schritt zwei: Technik ist dein Freund 

Der Raspberry Pi Zero W ist ein billiger Mini-Computer ohne Monitor, Keyboard, Festplatte oder Maus. Was er allerdings hat, ist Wifi, und mit ein bisschen Getüftel und einer SD-Karte kannst du darauf Spotify laufen lassen. Er hat auch keinen Kopfhörereingang, also könntest du mutmaßlich – und in diesem Artikel gibt es einige Mutmaßungen – Spotify voll aufdrehen, ohne auch nur einen Ton ertragen zu müssen.

"Es ist wahrscheinlich ziemlich anstrengend, das alles einzurichten, aber es sollte möglich sein", sagt Cal King, Fotograf und Raspberry-Pi-Fan, der mit den Mini-Rechnern schon viel experimentiert hat.

"Du willst die Geräte so einrichten, dass sie sofort nach dem Einschalten deine Spotify-Playlist spielen. Du schreibst einen Code, packst ihn auf jede SD-Karte und änderst einfach die Login-Details je nach Bedarf. Es ist in etwa das gleiche wie Bitcoin-Mining, aber verbraucht viel weniger Rechenkraft. Es ist eine ziemliche Fummelei, aber es sollte möglich sein."

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Mit zwölf Raspberry Pis machst du 94,68 Pfund am Tag, gut 34.000 im Jahr. Das ist nicht schlecht, aber du hast Großes vor. Du musst das Ganze im industriellen Maßstab aufziehen. 

Schritt drei: Investieren und industrialisieren

Das Gute am Raspberry Pi ist, dass er ziemlich klein ist. Wenn du ein gutes Raumverständnis und viel Geduld hast und vor allem weißt, wie man ordentlich Kabel verlegt, könntest du bestimmt 360 von den Dingern in einem IKEA-Kleiderschrank verstauen. Das sind 360 Rechner, die pausenlos deine Musik streamen, und über eine Million Streams am Tag. 1.036.800, um genau zu sein.

Natürlich stößt der Premium-Family-Account hier an seine Grenzen, aber Spotify achtet vor allem darauf, dass verschiedene Adressen nicht denselben Account nutzen – laut Nutzungsbedingungen müssen alle Nutzer unter dem gleichen Dach wohnen. Von einer Adresse aus mehrere Accounts zu bezahlen, sollte also eher nicht für kritische Nachfragen sorgen. Glaube ich.

Wenn du also 360 Raspberry Pis so eingerichtet hast, dass sie deinen 30-Sekunden-Song den ganzen Tag, jeden Tag, ein ganzes Jahr lang in Dauerschleife streamen, dann hast du es geschafft: Du bist Streaming-Millionär, du verdienst 1.000.000 Pfund durch Streams. Du glaubst mir nicht? Was ist mit Strom und so weiter? Ich habe alles ausführlich ausgerechnet.

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Schritt vier: Funktioniert das überhaupt?

Nein. So ziemlich alles an unserem fantastischen Plan verstößt gegen Spotifys Nutzungsbedingungen. Aber das ist vielleicht auch ganz gut so.

Nach meinen Berechnungen könntest du dir jeden Monat pro Schrank vier weitere Setups kaufen und deinen Output entsprechend steigern. Erster Monat: ein summender und ziemlich warmer Kleiderschrank. Zweiter Monat: fünf. Dritter Monat: 25. Und so weiter. Spotify ist momentan etwa 67 Milliarden US-Dollar wert. Ende Oktober deines Streamingjahres wärest du schon 167 Milliarden Pfund schwer. Im Dezember würdest du fast 49 Millionen Kleiderschränke betreiben und Spotify dir 4,2 Quadrillionen Pfund schulden. Mehr Geld als überhaupt auf der Welt existiert. Die Weltwirtschaft wäre irreparabel destabilisiert. Dir würde alles gehören. Du wärst ein Gott. Spotifys Nutzungsbedingungen retten also zum Glück die Welt.

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