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Gegen diesen 'Game of Thrones'-Schurken ist Ramsey Bolton ein Witz

Der fieseste aller Bösewichte ist seit der ersten Folge direkt vor unserer Nase gewesen.
Alle Fotos: bereitgestellt von Helen Sloan bzw. HBO

ACHTUNG: Dieser Artikel enthält Spoiler für die komplette Serie inklusive der 9. Folge der 6. Staffel!

Ramsay Bolton—Gott habe ihn selig—war nie ein guter Bösewicht. OK, er konnte zwar unglaublich sadistisch sein, aber er wich auch nie wirklich von seinen eng gesteckten und doch ziemlich beschämenden Verhaltensmustern ab. Sein Leben endete schließlich auf eine durchaus passende Art und Weise, als ihn seine eigenen hungrigen Hunde in Stücke rissen, während Sansa dabei ruhig zuschaute und am Ende sogar wie Beyoncé lächelte. Da der einstige Warden of the North nun Geschichte ist, haben die Starks Winterfell übernommen.

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Wie so viele andere GoT-Fans bin ich froh darüber, dass Bolton tot ist. Jetzt gilt es, die frei gewordene Bösewicht-Stelle neu zu besetzen. Und genau hier stellt sich die Frage, wer sich denn überhaupt dafür eignet, für die finalen 14 Game of Thrones-Folgen unser neuer Lieblings-Hass-Charakter zu sein.

Ich hoffe, dass wir es nicht noch mal mit einem altmodischen Schurken à la Joffrey oder Ramsay zu tun haben, der mit fachmännischer Intensität gegen seine Gegner vorgeht und ihnen dabei so viele Schmerzen wie nur möglich zufügen will. Stattdessen ist es meiner Meinung nach Zeit für einen wahren Bösewicht, der im großen Stil handelt und seinen rechtmäßigen Platz in der Serie einnimmt.

Folgende Optionen stehen uns offen:

Cersei Lannister

Mein absoluter Lieblings-Cersei-Moment kam, als sie mit Tommen auf dem Schoß auf dem Eisernen Thron saß und ein Fläschchen Gift in der Hand hielt. Die Schlacht um Blackwater war in vollem Gange und Cersei ging davon aus, dass ihre Seite verlieren würde. Trotzdem strahlte sie Ruhe, mütterliche Liebe und Zuneigung aus—und war gleichzeitig dazu bereit, sich und ihr jüngstes Kind umzubringen.

Dazu haben sich noch mehrere Charaktere an Cersei sowohl körperlich als auch verbal vergangen: ihr letzter Ehemann, ihr Vater, der ihren wahren Wert niemals erkannt hat, und nun auch der High Sparrow (natürlich war sie für dessen Aufstieg selbst verantwortlich, weil sie damit ihre Rivalin Queen Margaery ausschalten wollte). Dazu hat sie es nie wirklich geschafft, irgendeines ihrer Ziele zu erreichen. Sie ist sowohl eine tragische Figur als auch einer der interessantesten GoT-Charaktere, weil sie für so viel Tod und Leid verantwortlich ist, gleichzeitig aber nie ganz den Bösewicht-Status erreicht hat. Ich mache mir zwar auch ein wenig Sorgen um Tommen, aber Cersei ist mehr Medea als Lady MacBeth. Sie rächt sich lieber auf die schlimmste Art und Weise an Verrätern, als sich erfolgreich an die Macht zu kämpfen—und genau das macht sie zu einer nicht wirklich idealen Kandidatin.

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Daenerys Targaryen

Wir sind schon oft Zeuge davon geworden, was wohl passieren würde, wenn sich Daenerys der dunklen Seite der Macht öffnet. Ich sage es mal so: Viele Menschen hätten dann nichts mehr zu lachen (man denke nur mal an die Leute, die sie gekreuzigt oder verbrannt hat). Die Drachenkönigin hat kein Problem damit, in Krisenzeiten zu schwören, absolut alle Gegner zu vernichten—und wie wir nun wissen, deren Städte auch gleich noch mit dazu. Neuerdings weiß sie dank der Ratschläge von Tyrion allerdings auch, wie man sich zügelt. Die Khaleesi ist mit Sicherheit keine Heldin mehr, aber zwischen ihr und der Position als Bösewicht Nummer eins liegen trotzdem noch Welten. Es gibt halt einfach noch viel schlimmere Charaktere.

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Der High Sparrow und Melisandre

Game of Thrones hat uns eine Sache gelehrt: Fanatiker (und Hochzeiten) sind gefährlich. Melisandre hat ein junges Mädchen bei lebendigem Leib verbrannt und dann noch einen Dämon auf die Welt gebracht, der einen Prinzen umbrachte. Jonathan Pryces High Sparrow hat so etwas zwar noch nicht vollbracht und scheint im Vergleich auch relativ nett zu sein, aber irgendwie macht ihn das auch umso furchteinflößender. Dennoch eignet er sich wohl nicht wirklich als Bösewicht vom religiös-fanatischen Schlag. Und als Melisandre am Ende der ersten Folge ihren verbrauchten und alternden Körper entblößte, konnte man den eigentlich angebrachten Hass ihr gegenüber nicht mehr wirklich aufrechterhalten. Dann holte sie noch unseren Helden Jon Snow aus dem Reich der Toten zurück. Sie und Drama gegen quasi Hand in Hand und Davos will sie in der kommenden Episode auch büßen lassen, aber Melisandre ist trotzdem schon lange nicht mehr das dunkle Genie, sondern eher zu einer weiteren verletzlichen und komplizierten Nebenakteurin verkommen.

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Der Night King

Den Night King zu hassen, ist so, als würde man den Winter hassen. Man muss sich natürlich gegen die klirrende Kälte schützen, aber für wahre Emotionen ist einfach nicht genügend Persönlichkeit vorhanden. Den Night King kann man auch gut mit Sauron von Herr der Ringe vergleichen: Beide sind eine bösartige Macht, die man fürchten sollte, aber der Hass der Zuschauer beschränkt sich trotzdem eher auf die Menschen (und Zauberer), die sich ihnen freiwillig unterstellen. Ein wahrer Bösewicht muss sich seiner Rolle bewusst sein und diese Rolle auch annehmen, aber der Night King bleibt gar keine andere Wahl. Dennoch ist sein Charakter nicht zu verachten und in den beiden finalen Staffeln wird man sich bestimmt viel damit beschäftigen, ihn zu besiegen.

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Euron Greyjoy und Ellaria Sand

Die Welt ist schlecht und voller schlimmer Menschen. Ich weiß auch, dass ich Euron Greyjoy eigentlich verabscheuen sollte, aber die politischen Machtspiele von Iron Islands sind mir im Grunde relativ egal—obwohl Euron wirklich wie Donald Trump rüberkommt. Und man kann nicht verneinen, dass auch Ellaria Sand schon einige unschöne Dinge getan hat (man denke nur mal an den Mord am Oberhaupt ihres Landes oder an den Auftrag zur Tötung der Familie des besagten Oberhauptes), aber dennoch unterstütze ich ihren Wunsch, Cersei Lannister umzubringen und ihren Liebhaber Oberyn zu rächen. Dazu kommt dann noch, dass Dorne ganz am Rand von Westeros und damit sehr isoliert liegt. Darum ist es auch nicht sehr wahrscheinlich, dass wir dort viele richtig böse und Menschenleben fordernde Handlungen sehen werden.

Es gibt jedoch einen Mann, dessen Boshaftigkeit die ganze Serie eigentlich erst möglich gemacht hat. Dieser Mann ist jetzt erst neben Sansa Stark und mit einem Grinsen im Gesicht zur Rettung geritten.

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Der wahre Bösewicht von 'Game of Thrones' ist schon immer Littlefinger gewesen

Weißt du noch, wie die ganze Geschichte überhaupt begann? Mit Jon Arryns Tod. Auf der Suche nach einem neuen Oberhaupt ist King Robert nordwärts nach Winterfell gereist, um seinen alten Kameraden Ned Stark darum zu bitten, diese Position zu übernehmen. Und danach folgt dann eigentlich nur noch Unglück für die Starks—sowie ein ganzer Bürgerkrieg.

Littlefinger war für Arryns Ableben verantwortlich, weil er Jons Ehefrau Lysa dazu gedrängt hatte, ihren Gatten zu vergiften, damit er sie heiraten konnte. Später schubste er sie dann jedoch durch die Moon Door, um Sansa zu beschützen. Zu ihr fühlt er sich auf eine gruselige Art und Weise hingezogen (was wohl daran liegt, dass er Sansas Mutter, Catelyn Stark, liebt). Zwischen diesen beiden Morden hat er auch noch die Vergiftung von King Joffrey arrangiert, die wir zwar alle abgefeiert haben, die aber auch nicht wirklich dazu beigetragen hat, die Dinge in Westeros zu beruhigen. Nun hat er auch noch Sansa den Boltons übergeben (was keinen Sinn ergeben hat und so auch nicht in den Büchern steht) und das Vale dazu motiviert, sie zurückzuholen. Er ist ein Held!

Aber welches Ziel verfolgt er wirklich?

Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zu Staffel 1 zurückspulen und uns noch mal folgende Szene in Erinnerung rufen: Während sich die Prostituierten Ros und Armeca im Liebesspiel üben, hält es Petyr Baelish für angebracht, seinen gesamten Lebenssinn darzulegen. Er spricht dabei über seine Liebe zu Catelyn Stark und die vielen Erniedrigungen, die er aufgrund der unterschiedlichen Lords von Westeros erleiden musste. Und dann erzählt er Ros, dass er aus Rachegründen alles, aber auch wirklich alles an sich reißen will.

Ramsay Bolton war nur ein Ablenkungswerkzeug. Der wahre Bösewicht ist schon immer direkt vor unserer Nase gewesen und hat ohne jegliche Skrupel und mit grenzenlosen Ambitionen Intrigen gesponnen. Mein Tipp: Als Nächstes wird Littlefinger versuchen, Jon Snow loszuwerden, damit Sansa wirklich nur noch auf ihn angewiesen ist.