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Bombenanschlag auf Dresdner Moschee: "Die machen das, weil wir Muslime sind. Die hassen Muslime."

Der 10-jährige Sohn des Imams stand an der Tür der Moschee. Er erzählt uns, wie er die Nacht erlebte.
Moscheegegner auf einer rechten Demonstration im Juli in Berlin. Foto: imago | IPON

Die "Fatih Camii" in Dresden nach dem Angriff |Foto: imago | xcitepress

Am Montagabend haben Unbekannte zwei Sprengstoffanschläge in Dresden verübt. Die erste Brandbombe explodierte kurz vor 22 Uhr vor der Tür der deutsch-türkischen Moschee "Fatih Camii", die vom Islamverband DiTiB betrieben wird. Die Tür fing Feuer. Knapp eine halbe Stunde später warf jemand eine weitere Brandbombe auf die leere Terrasse des Internationalen Congress Centers Dresden, wo sie einen Glasquader beschädigte. An beiden Orten fand die Polizei "Reste eines selbstgebauten Sprengsatzes".

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"Auch wenn uns bislang kein Bekennerschreiben vorliegt, müssen wir von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehen", erklärte der Dresdner Polizeipräsident Horst Kretzschmar. Als die Brandbombe vor der Tür der Moschee explodierte, befand sich der 46-jährige Imam Hamza Turan gerade in der Moschee, während seine Frau in der Wohnung im selben Gebäude schlief. Sein zehnjähriger Sohn Ibrahim war zufällig in der Nähe der Tür und konnte einen der Angreifer beobachten. Mit der Erlaubnis seines Vaters, des Imams, der beim Gespräch neben seinem Sohn stand, erzählt Ibrahim uns, wie die Familie die Nacht erlebt hat.

VICE: Was ist gestern passiert?
Ibrahim Turan: Am Abend habe ich aus dem Fenster geschaut, weil ich draußen was gehört hatte. Jemand hatte etwas geworfen—ich dachte zuerst, einen Stein. Draußen sah ich jemanden mit einem Motorradhelm, und dann hörte ich einen Knall. Kurz darauf hat die Tür gebrannt.

Was hast du dann gemacht?
Ich habe meine Eltern gerufen und habe ihnen gesagt, dass sie Hilfe holen sollen. Meine Eltern haben die Feuerwehr und die Polizei gerufen, die sind eine halbe Stunde später gekommen. Als wir raus sind, haben wir gesehen, dass unsere deutschen Nachbarn uns geholfen haben. Sie haben das Feuer gelöscht.

Haben die Nachbarn die Täter gesehen?
Eine Nachbarin hat vom Fenster aus alles gesehen. Zum Beispiel, wie jemand mit einem Auto dauernd die Scheinwerfer an- und ausgemacht hat. Dann hat einer Handzeichen gemacht, ein anderer hat gerufen und die Bombe geworfen. Später haben wir gesehen, dass es drei Tüten waren, in denen ungefähr fünfzehn Flaschen steckten, mit Benzin und Gas drin. Acht oder neun sind explodiert, die anderen nicht. Wenn die auch gebrannt hätten, wären wir vielleicht tot.

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Wohnt ihr in der Moschee?
Ja, unser Haus und die Moschee gehören zusammen.

Hattet ihr Angst?
Ich habe viel Angst gehabt. Ich dachte, dass sie jetzt angreifen. Aber mein Vater hat heute gesagt, dass uns mit Gottes Hilfe nichts passiert.

Warum, glaubst du, ist das geschehen?
Keine Ahnung, warum die das machen. Ich glaube, weil wir Muslime sind. Die hassen Muslime.

Habt ihr Angst vor einem weiteren Angriff?
Ich ein bisschen. Die anderen aber nicht. Und die Polizei bleibt jetzt erstmal eine Woche hier.

Bleibt ihr trotzdem in dem Haus?
Ja, wir bleiben.