FYI.

This story is over 5 years old.

Stuff

Heulsuse der Woche

Diese Woche: Ein nordrhein-westfälischer Schützen-Dachverband will keinen Muslim als Schützenkönig und ein 15-jähriger Zocker rastet so aus, dass seine Mutter die Polizei ruft.

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertig werden.

Heulsuse #1: Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften

Foto: barockschloss | Flickr | CC BY 2.0

Der Vorfall: Ein Mann wird Schützenkönig der Schützenbruderschaft St. Georg und bekommt wegen guter Leistungen die Königskette verliehen.

Die angemessene Reaktion: Alle sind fröhlich, feiern den König und stellen sich im Schützenheim einen rein.

Anzeige

Die tatsächliche Reaktion: Der Bund will dem Schützenkönig den Titel entziehen, weil er Moslem ist.

Mithat Gedik ist gebürtiger Deutscher mit türkischen Wurzeln, 33 Jahre alt und ein Musterbeispiel für Integration. Der mehrfache Familienvater ist in seiner Heimat, der Nordrhein-Westfälischen Gemeinde Sönnern, beliebt, hat seine Kinder sogar christlich getauft und ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Seine Freizeit verbringt er gerne im Schützenverein St. Georg und er ist mit der Waffe so geschickt, dass er beim örtlichen Schützenfest am 18. Juli den Titel des Schützenkönigs erringt. Super Sache, oder? Nicht wenn es nach dem Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften geht. Schließlich ist in den Vereinsstatuten festgehalten, dass es sich um „eine Vereinigung von christlichen Menschen” handle. Der Dachverband um Sprecher Rolf Nieborg kündigte an, Gedik seinen Titel entziehen zu wollen, schließlich könne man in einem Fußballverein auch nicht plötzlich Handball spielen. Diese religionsfeindliche und im Allgemeinen absolut unsinnige Argumentation sorgte deutschlandweit für öffentliche Empörung und rief schließlich sogar den westfälischen Integrationsminister Guntram Schneider auf den Plan, der die Entscheidung scharf verurteilte. Das Ende der Geschichte: Der BHDS entschied, dass Gedik seinen Titel behalten darf, an weiterführenden Wettbewerben wird er allerdings nicht teilnehmen dürfen. In einer finalen Pressemitteilung bezeichnete der Dachverband seine Entscheidung „als Ausdruck von Respekt und Integration“, was schon fast wieder komödiantischen Wert hat.

Anzeige

Heulsuse #2: 15-jähriger Gamer

Foto: Hicham Souilmi | Flickr | CC BY-ND 2.0

Der Vorfall: Einem 15-jährigen Jungen in Augsburg wird nach sieben Stunden Playstation von seiner Mutter der Internetanschluss gekappt.

Die angemessene Reaktion: Eine kurze Pause machen und später weiterspielen.

Die tatsächliche Reaktion: Der Junge rastet aus und lässt sich erst von vier Beamten stoppen, während sich die Mutter aus Angst mit dem zweiten Sohn in einem Zimmer einsperrt.

Wenn wir ganz ehrlich sind, dann haben es Computerspiele auch bei uns schon geschafft, den Gemütszustand innerhalb von Sekunden von Peter Lustig auf Tony Montana zu peitschen. Kein Wunder, schließlich lassen einem insbesondere actionlastige Shooter das Adrenalin geradezu zu den Ohren rauslaufen und bleibt man an einem Level besonders länge hängen, geht schon einmal was zu Bruch. Was ein 15-jähriger Augsburger veranstaltet hat, als ihm seine Mutter nach sieben Stunden Dauerzockerei an der Playstation die Internetverbindung kappte, erscheint selbst uns eine Spur zu krass. Der Jugendliche rastete so aus, dass sich seine verschreckte Erzeugerin mit dem jüngeren Sohn in einem Zimmer verbarrikadierte, um von dort aus die Polizei zu rufen. Die Frau hatte solche Angst vor ihrer cholerischen Brut, dass sie den anrückenden Beamten den Schlüssel durchs Fenster schmiss, weil sie sich außerstande sah, persönlich die Tür zu öffnen. Schlussendlich konnte der pubertierende Satansbraten von vier Polizisten gebändigt werden. Nach dem Vorfall wurde der Jugendliche, der an ADHS leiden soll, in eine Klinik gebracht. Wie sich diese zwangsbediente Gaming-Pause auf seine Spielerstatistiken auswirkt, bleibt abzuwarten.

Wer ist die größere Heulsuse?

Letzte Woche: Ein Radladerfahrer verletzt eine Frau, weil er ein falsch geparktes Auto wegschieben wollte, und ein Burger-King-Kunde droht einen anderen umzubringen.

Der Gewinner: Der Irre mit dem Radlader!