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Cop Watch

„Gummigeschosse und drauf“ – Deutsche Polizisten hetzen auf Facebook

Kaum hat sich die Affäre um den Flüchtlingsquäler beruhigt, da hat die Hannoveraner Polizei schon wieder einen neuen Rassismus-Skandal.

Nicht nur die österreichische Polizei hat sich in letzter Zeit einige Vergehen geleistet. Auch die Bundespolizeidirektion in Hannover war gerade erst Ende Mai in den Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass einer ihrer Beamten wiederholt Flüchtlinge und sogar Kollegen misshandelt hatte und dabei von seinen Kollegen gedeckt worden war. Jetzt berichtet der NDR, dass mehrere Beamte derselben Direktion auf Facebook mit rassistischen und gewaltverherrlichenden Postings aufgefallen sind.

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Viele der Posts beziehen sich dabei direkt auf Einsätze, die den Polizisten ziemlich viel Anlass bieten, sich in Gewaltphantasien zu ergehen. „Oh ja, Fußball. Rüstung an, Knüppel frei. Wir sind bereit…" schreibt einer in den Screenshots des NDR, ein anderer freut sich: „Heute also Braunschweig gegen Hannover… Da weiß man ja gar nicht, wo man zuerst hinlangen soll!" Die gängige Klage über willkürliche Polizeigewalt gegen Fußballfans scheint also nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Aber auch sonst brüsten die deutschen Beamten sich gerne damit, im Einsatz nicht besonders zimperlich vorzugehen: „Erstens Gummigeschosse drauf und zweitens Zahn um Zahn" kommentiert einer ein Video, ein anderer ruft: „Wann bekommen wir endlich Taser und Pumpguns?" Ein Dritter kommentiert die Schlagzeile „Polizist niedergeschossen, doch der Täter kommt frei" mit „Bei mir würde der nicht überleben…."

Noch charmanter sind aber die Einträge, die sich mit Menschen mit Migrationshintergrund befassen. Zum Beispiel kommentiert einer eine Burka-Entscheidung des deutschen Bundesverwaltungsgerichts mit den Worten: „Mit welchem Schwachsinn sich unsere Gerichte befassen müssen. Soll sie doch in Istanbul schwimmen gehen." Woanders schreibt ein Beamter vom „armen Deutschland", und dass man dem „kriminellen Migrationsmob" mal zeigen müsse, wo es langgeht.

Dazu hat der NDR noch einige Aussagen zum deutschen Bundespräsidenten („den alten Mann zurück in den Keller") oder dem Bundesverfassungsgericht gefunden (kurz: „FCK Bundesverfassungsgericht!"), die zumindest ein etwas eigenartiges Verhältnis der Beamten zu ihrem Staatsdienst durchscheinen lassen. Oder auch zur deutschen Geschichte:

Auf Anfrage des NDR hat die deutsche Bundespolizei angegeben, sie wolle sich nicht konkret zu den Inhalten äußern, die Informationen würden aber „hinsichtlich ihrer möglichen straf- oder disziplinarrechtlichen Relevanz geprüft. Denn obwohl wahrscheinlich keiner der Polizisten sich mit solchen Äußerungen strafbar gemacht hat, haben sie der „Vorbildfunktion ihres Berufsstandes" wohl auch keine Ehre gemacht. (Übrigens: Polizisten sind deutlich empfindlicher, wenn man ihnen solche Beleidigungen an den Kopf wirft. Dann kann es schon mal vorkommen, dass sie VICE-Leser für einen Facebook-Kommentar verklagen.)

Das Problem ist mit ein paar Rügen natürlich nicht behoben. Solche Posts sind ja nur das, was die Unbedachtesten dieser Polizisten öffentlich von sich geben. Die Kultur, in der solche Haltungen (und Geschichten wie die aus dem Mai) getragen werden, wird ungleich schwerer zu ändern sein.