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Sex

Ich habe mir einen Sexsklaven geholt und es war toll

Er erledigte meine Einkäufe, massierte mich auf Kommando und schlief auf seinen Wunsch hin auf dem Boden. Es war die erste romantische Beziehung, in der ich wirklich ich selbst sein konnte.
Mann und seine Sexsklavin

Letzten Dezember erzählte ich euch bereits die Geschichte meines ersten Sexsklaven. Damals war ich mir noch nicht ganz darüber im Klaren, wie ich es finde, einen mir unterwürfigen Partner zu haben: Das Auspeitschen und die Schläge gefielen mir nicht, die Verehrung und der erledigte Abwasch dafür umso mehr. Nachdem mein Sexsklave und ich uns getrennt hatten, war ich mir nicht sicher, ob ich jemals wirklich ein Teil dieser Community sein könnte, wenn ich keine Lust darauf habe, Männer als „Scheißkerle mit kleinen Schwänzen" zu bezeichnen und sie zu verprügeln, wenn sie mir nicht gehorchen. Ich habe mein Glück mit einem Profil bei Fetlife versucht. Dann wurde ich jedoch ständig von Männern gefragt, ob ich sie mit einem Dildo befriedigen oder der Star meines eigenen Gangbang-Streifens sein wollte. Also löschte ich mein Profil wieder. Ich war schon kurz davor, die ganze Sache sein zu lassen, bis mir eine Freundin vorschlug, es mal mit der Dating-Website OkCupid zu probieren.

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Ich hatte bereits früher mal einen OkCupid-Account erstellt, mit dem ich allerdings keinen Kontakt zu Sexsklaven herstellen wollte. Deshalb musste ein zweiter Account her: Für diesen musste ein Foto genügen, auf dem ich vor einem vollgekotzten Spiegel posiere und mein Gesicht nicht zu erkennen ist. In den Text über mich schrieb ich ausdrücklich, dass ich auf der Suche nach einem unterwürfigen Partner sei, der auf die gleichen Sachen wie ich steht: Gehorsam, Anbetung, körperliche Verfügung und Unterwürfigkeit. Ich ließ auch keinen Zweifel daran, dass Erniedrigung und körperliche Gewalt für mich tabu wären.

Überraschenderweise war mein Posteingang innerhalb weniger Stunden voller Nachrichten von allen möglichen Kerlen. Den meisten waren der Großteil meines Profils egal: Sie dachten, dass ich nur auf Sex aus wäre, und würden mir diesen Wunsch mit Freuden erfüllen. In diesem übersexualisierten Heuhaufen waren jedoch auch ein paar Nadeln zu finden. Dabei handelte es sich um Typen, die behaupteten, diesen Wunsch schon lange gehegt zu haben, es aber noch nie durchgezogen hätten.

Ich schrieb mir ungefähr zehn Telefonnummern auf, was ich auf dieser Website schon seit über einem Jahr nicht mehr getan hatte. Natürlich muss man in der Welt des Online-Datings auch bedenken, dass zehn Telefonnummern nicht mit zehn Verabredungen gleichzusetzen sind. Wenn man Nummern ausgetauscht hat, dann folgt erstmal eine Woche voller unbeholfener Nachrichten. Dann werden Pläne für ein Date „irgendwann nächste Woche" geschmiedet und das Ganze schließlich entweder wieder abgesagt oder durchgezogen. Ganz beschämt muss ich zugeben, dass auch ich schon Verabredungen im letzten Moment abgesagt habe, weil ich keinen Bock aufs Duschen hatte oder Netflix einfach eine größere Verlockung darstellte (meistens beides).

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Schließlich sind doch zwei Dates zustande gekommen. Beim ersten erzählte mir Jason von seinen 11 Geschwistern. Daraufhin meinte ich, dass seine Eltern ziemlich dumm wären. Danach haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. Zach, mein zweites Date, war zwar nett, aber ein richtiger Funke wollte auch hier nicht überspringen.

Aber der Funke war mir erstmal egal, denn ich war betrunken genug, um ihn mit in meine Wohnung zu nehmen und mich auf sein Gesicht zu setzen. Ich meine, was hatte ich denn zu verlieren? Nach ein paar Minuten bekam Zach jedoch eine ausgewachsene Panikattacke. Ich wies ihn an, seinen Kopf zwischen seine Knie zu legen und brachte ihm ein Glas Wasser. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, entschuldigte er sich vielmals und ging dann nach Hause. Für den Rest des Abends starrte ich meinen Intimbereich an und fragte mich, an welches Trauma ihn meine Vagina erinnert hätte . Eine dunkle, angsteinflößende Höhle? Seine Geburt? Ein Roastbeef-Sandwich? Nach dem Treffen mit Zach gab ich wie bei meinem ersten OkCupid-Profil im Grunde die Hoffnung auf.

Als ich zwei Wochen später jedoch noch einmal meinen Posteingang checkte, fand ich darin eine Nachricht von Andrew.

Andrew ist ein Student, der sich zum Zeitpunkt unseres Rendezvous für ein paar Wochen in meiner Stadt aufhielt. Er schrieb mir eine lange Nachricht und ließ mich wissen, dass er für den Zeitraum seines Besuchs sehr gerne zu meiner Verfügung stehen würde. Wir haben uns noch am gleichen Abend getroffen.

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Eigentlich sah er aus wie fast jeder Typ, mit dem ich jemals Sex hatte: groß, schlaksig und etwas bekloppt. Dazu noch ein Cardigan—das gefiel mir. Er spendierte mir einen Drink und wir redeten nicht lange um den heißen Brei herum. Wir legten genau fest, was jeder von uns wollte und wo unsere jeweiligen Grenzen liegen würden. Das waren die sonderbarsten ersten zehn Date-Minuten, die ich je erlebt habe. Irgendwie bin ich inzwischen jedoch der Meinung, dass so jede erste Verabredung anfangen sollte, egal ob man dabei nur auf Sex aus ist oder nicht. Im Grunde habe ich noch mal das wiederholt, was sowieso schon in meinem Profil stand, und er erzählte mir erneut, dass er nur für ein paar Wochen in der Stadt sei. Dann fügte er hinzu, dass schon eine andere Domina über ihn verfügen würde. Er musste sie sogar um Erlaubnis bitten, mich zu treffen. Anscheinend hatte sie nichts dagegen, weil ich ihm nicht körperlich weh tun wollte. Das ist „ihr Ding."

Drei Wochen lang kam Andrew fast täglich bei mir vorbei und machte alles, was ich von ihm verlangte. Er kochte und räumte alles wieder auf, nachdem er mir das Essen serviert hatte. Oftmals hatte ich auch schon eine Liste mit Aufgaben vorbereitet, auf der dann Sachen wie das Zusammenlegen der Wäsche oder Einkaufen standen. Er fuhr mich überall hin und wartete dann normalerweise im Auto, bis es an der Zeit war, mich wieder nach Hause zu bringen. In den ersten paar Tagen durfte er mich auch baden (sein Wunsch), aber er bearbeitete meine Kopfhaut nicht hart genug und benutzte viel zu viel Seife. Deshalb ließ ich ihn mich stattdessen massieren und meinen Körper nach dem Duschen mit Lotion einreiben.

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Er bat mich danach auch häufig um Erlaubnis, masturbieren zu dürfen. Ich sagte ja und machte einfach mein Ding, während er sich in meinem Bett einen runterholte. Ich konnte jedes Mal spüren, wie er mich dabei beobachtete, aber ich schenkte ihm keine Beachtung. Ich kämmte einfach weiter meine Haare oder suchte mein Outfit zusammen. Meine Gleichgültigkeit machte ihn richtig geil. Dann bat er um Erlaubnis, zum Orgasmus kommen zu dürfen. Wenn ich ihn ließ, musste er mehrere Male laut „Dankeschön" sagen. Wenn er schließlich fertig war, musste er weiter still liegen bleiben, bis auch ich alle meine Sachen erledigt hatte. Erst dann durfte er sich das Sperma von seinem Bauch und seiner Brust wischen.

Wir hatten nur einmal richtigen Sex. Ansonsten bestanden unsere Intimitäten daraus, dass ich auf seinem Gesicht saß, während er sich selbst befriedigte. Wenn er bei mir übernachtete, schlief er auf dem Boden (auch das war sein Wunsch). Ich schlief in meinem Bett und weckte ihn auf, damit er mir das Frühstück zubereiten konnte. Wenn er nicht bei mir war, schrieb er mir Nachrichten wie „Guten Morgen, Göttin. Habe sofort an dich gedacht, nachdem ich aufgewacht bin. Hoffentlich darf ich dir heute wieder alle Wünsche erfüllen" oder „Ich denke gerade an dich und werde dabei richtig geil. Ich stelle mir vor, wie ich dir auf allen Vieren das Arschloch lecke".

Bei Andrew fühlte ich mich so wohl wie noch nie zuvor. In seiner Gegenwart spürte ich absolut keine Unsicherheiten und hatte nie das Gefühl, etwas Falsches zu sagen oder zu tun. In diesen drei Wochen unterwarf er sich mir, wie es vor ihm noch kein anderer Mensch getan hatte. Und das gefiel mir. Er stand darauf, mich zu bedienen, und ich stand darauf, bedient zu werden. Nichts fühlte sich erzwungen an. Das war die erste romantische Beziehung, in der ich wirklich ich selbst sein konnte.

Bei unserem ersten Date fragte mich Andrew, warum ich so gegen Gewalt und Erniedrigung sei. Damals antwortete ich, dass es sich einfach nicht richtig anfühle—ich aber auch keine Ahnung hätte, warum ich so denke. Inzwischen weiß ich es: Ich wünsche mir keinen unterwürfigen Mann, der das Dienen fetischisiert, weil es sich „falsch" anfühlt. Andrew war es ohne diesen Aspekt möglich, mich zu verehren und zu preisen. Ich weiß jetzt, dass das, was wir hatten, extrem selten ist. Unsere Dynamik spielte sich mehr auf einer psychologischen als auf einer körperlichen Ebene ab. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit einem anderen Mann noch mal so eine Beziehung wie mit Andrew hinbekommen werde. Ich weiß nur eins: Ich will es auf jeden Fall versuchen.


Titelfoto: smplstc | Flickr | CC BY 2.0